Werbung

Nachricht vom 08.04.2013    

Das Bienensterben ist kein Mysterium - Menschen sind schuld

Der Dokumentarfilm "More than Honey" von Markus Imhoof zeigt in einer beeindruckenden Art und Weise die enge Verknüpfung zwischen dem Leben der Bienen und der Menschheit. Im Cinexx in Hachenburg fand auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen die Filmvorführung mit anschließender Diskussion statt.

Foto: Cinexx

Hachenburg. Ein Drittel unserer Nahrungsmittel ist von Bienen abhängig – eine der ersten einschlagenden Erkenntnisse, die Markus Imhoofs Dokumentarfilm „More than Honey“ dem Zuschauer vermittelt.
MdL Anna Neuhof (Bündnis 90/Die Grünen) lud am Sonntag zur Film-Matinée ins Cinexx-Kino in Hachenburg ein. Im Anschluss daran stand eine Diskussionsrunde mit Walter Schmal vom Kreisimkerverband Altenkirchen und Bundestagskandidatin und Biologielehrerin Andrea Weber (Bündnis 90/Die Grünen)auf dem Programm.

„Das Bienensterben ist kein Mysterium. Die Bienen sterben am Erfolg der Zivilisation. Sie sterben am Menschen“, heißt es im Film. Die deutsch-österreichisch-schweizerische Koproduktion „More than Honey“ begleitet Imker in der Schweiz und den USA, sowie Forscher aus Berlin und Australien. Beeindruckenden Makroaufnahmen stehen Szenen von Brutsterben durch Fungizide, großflächigen Behandlungen mit Antibiotika oder Faulbrut als Inzestfolge gegenüber. In Österreich gezüchtete Königinnen werden mit FedEx in die ganze Welt verschickt, Bienenvölker werden massenhaft in tagelangen Transporten durch die USA gefahren.
In China bestäuben Menschen von Hand Blüten, weil die Biene flächenweise gänzlich ausgestorben ist. Eingefangene Naturphänomene treffen auf Bilder von der afrikanisierten Honigbiene; das als „Killerbiene“ bekannte Insekt ist eine resistente Kreuzung aus afrikanischen und europäischen Bienen.

Imhoof, Enkel eines Imkers und Vater sowie Schwiegervater der Bienenforscher in Australien, enthält sich in seinem Film einer Wertung, eines negativen Urteils. Doch er macht nachdenklich. Nachdenklich über industrielle Tierhaltung, nachdenklich über Massenkonsum und Gier nach Gewinn.

„Ich finde es wichtig, dafür zu sensibilisieren, dass alles, was wir tun, Folgen hat“, so Biologielehrerin Andrea Weber im Anschluss an den Film über den Kauf von billigem Honig.
Der Vorsitzende des Imkerverbandes, Walter Schmal stimmte ihr zu, betonte aber auch, die im Film dargestellte Imkerei sei ein Extremfall, den es in der BRD so nicht gebe. Insgesamt sei die Situation für die Bienen nicht so bedrohlich, wie der Film suggeriere; die meisten Völker seien gesund, das Bienensterben vor allem ein aus den USA stammendes Medienphänomen. Schmal schränkte seine Aussage aber wiederum mit dem Hinweis auf die für Bienenvölker tödliche Varroamilbe ein.
Die Frage aus dem Publikum, ob Bienenhaltung in Europa ohne Medikamente generell nicht möglich sei, bejahte er.
Die Bienenvölker sind krank und ohne chemische Hilfsmittel kommt heute kein Imker mehr aus. Ohne Bienenbestäubung keine Früchte, keine Samen zur Pflanzenvermehrung, natürlich auch keinen Honig. Herbizide, Fungizide und Pestizide sorgen bei den Bienenvölkern für Krankheiten und Tod. Die Menschen essen die Rückstände mit dem Honig, jedenfalls zum Teil.
Albert Einstein wird der Satz zugeschrieben: "Erst stirbt die Biene, vier Jahre später der Mensch."
Australien ist der einzige bislang von der Varroamilbe verschonte Kontinent.



Schließlich kritisierten alle Beteiligten das auch bei Honig oft irreführende und umstrittene Bio-Siegel; dieses sage über die Art der Imkerei nichts aus, es gebe keinen Unterschied in der Haltung.
Neuhof wies auf die unterschiedlichen Anforderungen für Zertifizierungen hin, welche beispielsweise beim EU-Siegel gering, bei Demeter wiederum hoch seien. Eine anwesende Demeter-Imkerin beschrieb, was ihre Bienenhaltung ausmache: eine „wesensgemäße Haltung“ ohne Zucht und Absperrgitter – hierbei handelt es sich aber nicht um Bio-Imkerei und auch das Demeter-Siegel kommt nicht ohne Ameisensäure aus.
Eine gelungene Veranstaltung, die informierte, kritisch reflektierte und zum Nachdenken anregte. Der Film ist sehenswert. (Katja Grimm/hws)


Lokales: Hachenburg & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Hachenburg auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Internationaler Museumstag am 19. Mai im Landschaftsmuseum Hachenburg

Hachenburg. Am Internationalen Museumstag besteht die seltene Gelegenheit, die Museumswerkstatt, die Bibliothek, die Depots ...

Oberelberts Freizeitgelände erhält neues Highlight: ein Traktor für die Kleinsten

Oberelbert. Das Freizeitgelände von Oberelbert ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Ob Wasserspielplatz, Pumptrack oder ...

Riskantes Überholmanöver auf der B255 - Polizei Westerburg sucht Zeugen

Rennerod. Am Mittwochnachmittag (8. Mai) ereignete sich gegen 16.10 Uhr ein riskantes Überholmanöver auf der Bundesstraße ...

Großkontrolle bei Nentershausen: Polizei untersucht Fahrtüchtigkeit von über 100 Fahrzeugführern

Nentershausen. Am Dienstagnachmittag (7. Mai) führten die Polizeiinspektionen Montabaur und Diez sowie die Polizeiautobahnstation ...

Unfallflucht in Montabaur: 14-jährige Radfahrerin verletzt

Montabaur. Am frühen Mittwochmorgen (8. Mai), zwischen 7.40 Uhr und 7.50 Uhr, war eine 14-jährige Fahrradfahrerin auf den ...

Anhausen: Gelbgrüne Wolken schweben mysteriös durch den Wald

Anhausen. Mit dem Frühling beginnt auch der jährliche Pollenflug. In diesem Jahr allerdings scheint er besonders intensiv ...

Weitere Artikel


Randalierer kam in die Zelle

Hachenburg. Am Sonntag, 7. April, gegen 3:15 Uhr, wurde die Polizei in Hachenburg ins Krankenhaus gerufen, da dort zwei alkoholisierte ...

Ruandahilfe veranstaltet Benefiz-Fußballturnier

Hachenburg. Am Sonntag, 14 April, veranstaltet der Hachenburger Verein „Hilfe für Ruanda aus Hachenburg e.V.“ ab 13 Uhr in ...

MGV lädt zum Frühlingskonzert in Nentershausen

Nentershausen. Der Frühling soll sich laut den Meteorologen dieser Tage seinen Weg bahnen und die kalte Jahreszeit hinter ...

4. Traktortreffen in Isenburg an Christi Himmelfahrt

Isenburg. Die Herzen der Treckerfans werden höher schlagen, wenn sich der ehemalige Isenburger Schulhof mit Traktoren aus ...

Premiere: Kinder bauen ihre eigene Kirche

Höhr-Grenzhausen. Kinder an die Macht: Die Evangelische Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen hat eine Kinderkirche ins Leben ...

Unfall beim Baumschnitt: Zwei Männer schwer verletzt

Müschenbach. Ein 45-jähriger und ein 42-jähriger Mann hatten in der Hauptstraße in Müschenbach einen LKW( 18 Tonner ) mit ...

Werbung