Werbung

Nachricht vom 04.10.2012    

Nach zehn Jahren positive Bilanz zum "Persönlichen Budget"

Insgesamt 221 Menschen aus dem Westerwaldkreis nutzen das "Persönliche Budget" um ihr Leben selbst gestalten zu können. Für behinderte Menschen ein Vorteil, dieses Fazit zog das Forum für soziale Gerechtigkeit, das zum Diskussionsabend nach Bad Marienberg gemeinsam mit der AWO, der Lebenshilfe und der Gesellschaft für Behindertenarbeit eingeladen hatte.

Sie berichteten in Bad Marienberg über ihre Erfahrungen nach 10 Jahren mit dem Persönlichen Budget im Westerwaldkreis. Foto: Veranstalter

Bad Marienberg. "Früher habe ich sechs verschiedene Sachleistungen von fünf verschiedenen Trägern bekommen, jetzt erhalte ich ein Budget und kann mein Leben damit selbständiger organisieren!" Dies stellte eine junge Frau mit einer psychischen Erkrankung bei einem Fachgespräch in der Betriebshalle des Sozialunternehmens OptiServ gGmbH im Gewerbegebiet Bad Marienberg–Eichenstruth fest. Dabei wurde auf meist positive Erfahrungen mit dem Persönlichen Budget im Westerwaldkreis in nunmehr 10 Jahren zurückgeblickt.

Gemeinsam mit dem Forum Soziale Gerechtigkeit hatten dazu die AWO-Gemeindepsychiatrie, die Gesellschaft für Behindertenarbeit (GfB) und die Kreisvereinigung der Lebenshilfe eingeladen. Insgesamt drei Budget-Nehmerinnen und ein Budget-Nehmer stellten sich den Fragen von Sozialarbeiterin Gerlinde Kaiser-Schäfer. Es wurde deutlich, dass alle trotz vorheriger Bedenken heute über mehr Angelegenheiten in der eigenen Lebensgestaltung selbst entscheiden können und dies zu mehr Selbständigkeit in ihrem Alltag geführt hat. „Ich bin stolz auf meine erreichte Eigenständigkeit und sehr zufrieden, dass alles im eigenen Haushalt so prima funktioniert“, meinte ein „Wäller“, der die Chancen des Budgets seit einigen Jahren erfolgreich nutzt.

Frank Kröller stellte bei seiner Begrüßung als Geschäftsführer der AWO-Gemeindepsychiatrie für die vier Veranstalteter erfreut fest, dass die Halle bis auf den letzten Platz gefüllt war. „Dies ist ein deutliches Zeichen für das riesengroße Interesse an dem Thema“, so der AWO-Mann.
Bad Marienbergs Stadtbürgermeister Dankwart Neufurth wies in seinem Grußwort auf viele kleine Maßnahmen in der Stadt wie eine Schaukel für Rollifahrer hin, mit denen die Bäderstadt Barrieren für behinderte Menschen abbauen will.

Als Mitarbeiter der Lebenshilfe stellte Philipp Velte dann kurz die Grundlagen des Persönlichen Budgets vor: „Menschen mit einer Behinderung können sich damit einen persönlichen Freiraum für ihre Lebensgestaltung schaffen“, so Velte.

Nicole Schiekel von der AWO erläuterte das Antrags- und Bewilligungsverfahren. Als besonders positiv bezeichnete sie, dass der jeweilige Sozialdienst die Antragsteller auch zu Hause im persönlichen Umfeld besucht und versucht geeignete Lösungen zu finden. Die „AG der Anbieter von Leistungen der Eingliederungshilfe im Westerwaldkreis“ bedauert, dass für die Fachleistungsstunde für Mitarbeiter/innen im Budget schon seit 10 Jahren unverändert 33 Euro gezahlt werden. „Die Träger legen dabei drauf, weshalb das Angebot auf dem derzeitigen professionellen Niveau nicht dauerhaft gehalten werden kann“, stellte die Sprecherin der AG, Johanna Alef-Bill vom Diakonischen Werk fest.



In einer weiteren Podiumsrunde kamen Vertreter der Leistungsanbieter im Kreis zu Wort. Die Kreisvorsitzende der Lebenshilfe, Silvia Weyer-Burggraf, bedauerte oft zu lange Wartezeiten von der Beantragung bis zur Bewilligung eines Budgets. Jessica Rilk von der AWO-Gemeindepsychiatrie berichtete von 15 Personen in ihrem Umfeld, die bereits mit dem Budget den Sprung von der Stationären Versorgung in die eigene Wohnung geschafft haben. Jedoch gebe es häufig bei den Klienten verschiedene Ansichten darüber, was das Budget leisten kann. Für die GfB stellte deren Geschäftsführer Winfried Weber fest, die Regelungen beim „Budget für Arbeit“ seien für Arbeitgeber oft zu bürokratisch.

Als Sprecher des Forum Soziale Gerechtigkeit bedauerte Uli Schmidt, dass die Kreisverwaltung die Einladung zu der Veranstaltung nicht angenommen hatte. Er dankte der Verwaltung jedoch dafür, dass diese im Vorfeld des Abends die kreisweiten Zahlen zum Persönlichen Budget zusammengestellt und bereits veröffentlicht hatte.
Danach gibt es derzeit kreisweit 221 Menschen mit einer Behinderung im Persönlichen Budget. Für diese wurden 2011 Budgetleistungen von 1 Million Euro und weitere Hilfen von 2 MiLlionen Euro bereitgestellt. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 30,5 Millionen Euro an Eingliederungshilfen vom Kreis gezahlt worden.

Schmidt, der die Veranstaltung auch moderierte, zeigte sich insbesondere darüber erfreut, dass viele Menschen mit einer Beeinträchtigung zu dem Informations- und Diskussionsabend gekommen waren. „Gemeinsam müssen wir helfen, dass der Westerwaldkreis weiterhin dazu beiträgt, dass Rheinland-Pfalz das Budgetland in Deutschland bleibt in dem behinderte Menschen besonders viele Chancen haben“, so das Kreistagsmitglied.


Lokales: Bad Marienberg & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Bad Marienberg auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Großkontrolle bei Nentershausen: Polizei untersucht Fahrtüchtigkeit von über 100 Fahrzeugführern

Nentershausen. Am Dienstagnachmittag (7. Mai) führten die Polizeiinspektionen Montabaur und Diez sowie die Polizeiautobahnstation ...

Unfallflucht in Montabaur: 14-jährige Radfahrerin verletzt

Montabaur. Am frühen Mittwochmorgen (8. Mai), zwischen 7.40 Uhr und 7.50 Uhr, war eine 14-jährige Fahrradfahrerin auf den ...

Anhausen: Gelbgrüne Wolken schweben mysteriös durch den Wald

Anhausen. Mit dem Frühling beginnt auch der jährliche Pollenflug. In diesem Jahr allerdings scheint er besonders intensiv ...

Frischer Wind im Polizeipräsidium Koblenz - Neue Gesichter starten in neue Aufgaben

Koblenz. Am heutigen Mittwoch (8. Mai) begrüßte Polizeivizepräsident Jürgen Süs insgesamt 72 Neuzugänge beim Polizeipräsidium ...

Tarifstreit eskaliert: weiterer Streik der privaten Busunternehmen in Rheinland-Pfalz

Region. Im andauernden Tarifkonflikt zwischen ver.di und der Vereinigung der Arbeitgeberverbände Verkehrsgewerbe Rheinland-Pfalz ...

Mathematik zum Anfassen: Mathematikum am Landesmusikgymnasium Montabaur

Montabaur. "Hands on" heißt die Devise. Man nähert sich der Mathematik mit realen Erfahrungen, nicht mit formaler Sprache ...

Weitere Artikel


Oma, Opa, erzählt doch mal!

Selters. Am Dienstag, 16. Oktober, treffen um 16 Uhr Jung und Alt in der Stadtbücherei Selters aufeinander. Zwischen Enkel ...

Halloween im Zoo Neuwied

Neuwied. Nach Ende der regulären Öffnungszeit, wenn der Zoo ganz leer und die Sonne schon untergegangen ist, macht sich ein ...

Erfolgreich selbständig mit guter Beratung

Koblenz. Am Samstag, 27. Oktober, laden die Handwerkskammer Koblenz und die Industrie- und Handelskammer Koblenz von 10 bis ...

Birgit Ortseifen seit 40 Jahren beim Arbeitsamt

Montabaur. Ihr 40-jähriges Dienstjubiläum bei der Agentur für Arbeit Montabaur kann Birgit Ortseifen feiern.
Nach einer ...

Restaurant im Tennis-Center wiedereröffnet

Bad Marienberg. Unter dem Namen „Il Gatto & La Volpe“, also Katze und Wolf, wurde kürzlich das beliebte Restaurant im Tennis-Center ...

Edeljazz auf hohem Niveau

Selters. „Jazz zum Träumen“ hatte das Forum Selters angekündigt und traumhaften Jazz gab es von Norbert Gottschalk und Frank ...

Werbung