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Nachricht vom 17.08.2012    

Seniorenpolitische Konzeption soll umgesetzt werden

Die Kommunen verschenken Geld und Gold, wenn sie ältere Mitbürger nicht einbeziehen. Die seniorenpolitische Konzeption des Kreises zum Anlass fand in Ransbach-Baumbach eine Informationsveranstaltung zum Thema „Wie wollen wir in einem älter werdenden Westerwald leben?“ statt.

Seniorenpolitische Konzeptionen sind wichtig für den Westerwaldkreis, wie die Infoveranstaltung zeigte: Bürgermeister Michael Merz, Uli Schmidt, Uschi Rustler, Wolfgang Jung, Claudia Redlin, Horst Weller, Hildegard Jöris (von links). (Foto: pr)

Westerwaldkreis/Ransbach-Baumbach. Nie war es interessanter älter zu werden. Die Midlife Boomer werden die Republik – und sicher auch den Westerwald – in den nächsten zwei Jahrzehnten mindestens so stark verändern wie früher die 68er sowie die Frauen- und Ökobewegung. Mit dieser Prognose eröffnete Uli Schmidt (Horbach) als Sprecher des Forums Soziale Gerechtigkeit eine Informationsveranstaltung des Forums in der Stadthalle in Ransbach-Baumbach zum Thema „Wie wollen wir in einem älter werdenden Westerwald leben?“.

Als Hausherr begrüßte Bürgermeister Michael Merz die Teilnehmenden und bedauerte, dass nicht alle Stühle besetzt waren. „Man muss sich schon mit 40 Jahren Gedanken darüber machen, was passiert, wenn man älter wird“, so der Stadt- und VG-Chef Ransbach-Baumbachs.

Claudia Redlin (Dreikirchen) hatte die Aufgabe, als Mitglied der vom Kreistag eingesetzten Arbeitsgruppe „Seniorenpolitische Konzeption für den Westerwaldkreis“ das vom Kreisparlament inzwischen einstimmig verabschiedete Grundlagenpapier mit seinen 11 Handlungsfeldern vorzustellen. Sie wies darauf hin, auch der Westerwald werde weniger, älter und bunter. „Wir müssen den bevorstehenden Wandel als Chance verstehen und dafür sorgen, dass unsere Konzeption nicht in der Schublade verschwindet“, so die erfahrene Planerin und Moderatorin von Dorferneuerungsprozessen.

Vom Seniorenbüro des Rhein-Lahn-Kreises „Die Brücke“ war dessen Leiterin Uschi Rustler aus Bad Ems gekommen. Viermal hintereinander mit dem renommierten „Generationenpreis“ des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet, werden „unter der Brücke“ derzeit 24 eigenständige Projekte vom Berufswahlpaten bis zum Heiligabendtreff durchgeführt. „Die älteren Menschen möchten mitgestalten, man muss ihnen nur die passenden Möglichkeiten dafür anbieten“, so der überaus fachkundige Gast von der Lahn. Derzeit beteiligten sich an den verschiedenen Projekten etwa 200 Ehrenamtliche.

„Unser Kreisseniorenbeirat ist die Interessenvertretung der älteren Menschen in unserem Kreis, da wird nicht gelabert sondern gehandelt“, so eröffnete Wolfgang Jung, Geschäftsführer des Seniorenbeirates im Landkreis Mainz-Bingen, seinen umfangreichen Vortrag. Jeweils für eine Wahlperiode gewählt, initiiert dieser aber auch eigene Projekte und Vorträge, etwa zum Verbraucherschutz für Ältere oder für ältere Autofahrer sowie ein neu geplanter Demografieatlas für den Kreis. Mit einem 30.000 Euro starken „Seniorenförderprogramm“ werden zudem gezielt verschiedene Aktivitäten im Kreis finanziell angeschoben.



Besondere Aufmerksamkeit fand der Vortrag von Horst Weller als Vorstandsmitglied der Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz. Selbst im Seniorenalter und „Wäller“ aus dem Kreis Altenkirchen, verfügt er über eine große Erfahrung mit seniorenpolitischen Konzepten. „Die Kommunen verschenken Geld und Gold, wenn sie ihre älteren Bürgerinnen und Bürger nicht einbeziehen“, so Weller. Er schlägt vor, dass jede Verbandsgemeinde einen Seniorenbeirat installieren soll. Aus diesen sollten möglichst altgediente Kommunalpolitiker die alles durch die Parteibrille sehen, rausgehalten werden. Eine andere, z.B. im Rhein-Hunsrück-Kreis favorisierte Lösung, sei es, in jeder Ortsgemeinde eine/n Seniorenbeauftragte/n zu ernennen. Die Landesseniorenvertretung begleite diese Prozesse gerne, so der engagierte Senior.

Engagierte Senioren gibt es natürlich auch im Westerwaldkreis: Hildegard Jöris ist eine davon. „Das derzeit laufende Europäische Jahr des aktiven Alterns passt gut zu unserer heutigen Veranstaltung“, so die Hillscheiderin. Sie sei enttäuscht darüber, dass gerade von den jüngeren Älteren so wenig in die Stadthalle gekommen seien, meinte die Vorsitzende der Bürgergemeinschaft „Mach mit“ in Hillscheid. Es ist wohl im Westerwaldkreis fast einzigartig, was dort aus einem 2004 eingeleiteten Dorferneuerungsprozess an sinnvollen Aktivtäten für ältere Menschen im Dorf entwickelt wurde. Derzeit wird die Realisierung eines generationenübergreifenden Wohnprojektes angestrebt. Jöris sieht in der Schaffung eines aktiven Seniorenbeirates eine geeignete Möglichkeit auf politische Entscheidungen hinzuwirken.

Als leider einziger an der Veranstaltung teilnehmender Kommunalpolitiker wollte Peter Striege (Ransbach-Baumbach) entsprechende Initiativen der SPD in der Verbandsgemeinde prüfen. Uli Schmidt kündigte weitere öffentliche Fachgespräche zu einzelnen seniorenpolitischen Themen an. „Diejenigen, die hoffen, das Thema ist bald durch und die Seniorenkonzeption des Kreises kann gelocht und abgeheftet werden, muss ich enttäuschen“. Das bleibe ein Dauerthema und es werde mächtig Druck gemacht. Fazit einer Teilnehmerin: „Noch nie hat es wohl bisher im Kreis eine ähnliche Veranstaltung gegeben, in der so umfassend über notwendige seniorenpolitische Aktivitäten und damit verbundene politische Weichenstellungen gesprochen wurde“.




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