Werbung

Nachricht vom 30.11.2011    

Ist ein anderer Kapitalismus möglich?

Die Katholische Erwachsenenbildung - Bildungswerk Westerwald-Rhein-Lahn und das Forum Soziale Gerechtigkeit sehen die Finanzindustrie kritisch. Bei einer offenen Runde gingen sie der Frage nach, ob ein anderer Kapitalismus möglich sei.

Montabaur. Auch im Westerwaldkreis formiert sich Widerstand gegen ausbeuterische Großbanken, Hedgefonds und andere Investmentgesellschaften. Es wächst die Angst, dass diese unsere Gesellschaft in den Abgrund reißen, weil ihre egoistische Profitorientierung, die den Blick auf das Gemeinwohl verloren hat, zum Risiko für alle geworden ist. Jetzt hatten die Katholische Erwachsenenbildung - Bildungswerk Westerwald-Rhein-Lahn und das Forum Soziale Gerechtigkeit gemeinsam eingeladen, um die These zu belegen, dass ein anderer Kapitalismus möglich sei.

Wie viele Menschen das Thema bewegt, zeigte sich an dem voll besetzten Tagungsaal im Pfarrzentrum St. Peter in Montabaur. Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach) stellte in seiner Begrüßung fest, die Krisen der Finanzindustrie seien keine Fehler des Systems, der Fehler sei das System selbst. „Auch die Finanzwirtschaft soll dem Menschen und dem Gemeinwohl dienen, nicht umgekehrt“, so Schmidt. Als Referent begrüßte er den aus dem Westerwald stammenden Dr. Thomas Wagner vom Oswald von Nell-Breuning-Institut der Pädagogisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt.

„Ja, es gibt einen anderen Kapitalismus, einen mit menschlicherem Antlitz“, so der Gast aus Frankfurt. Das derzeitige System mit vollkommen deregulierten Märkten führe zu einer weiteren Spaltung in Arm und Reich sowie zu immer neuen und bedrohlicheren Finanzkrisen. Derzeit unterwerfe sich die Politik der Macht der Großkonzerne und die Finanzkonzerne zerstörten das „soziale“ an der Marktwirtschaft. Zudem stärke die wachsende Ungleichheit demokratiefeindliche Kräfte unserer Gesellschaft.



In einem Teil seines Vortrages ging Dr. Wagner auch auf die Rolle der Kirchen ein. „Die beiden christlichen Kirchen sind gefordert, das Primat der Wirtschaft zu hinterfragen“, so der Referent. Die Großkirchen könnten so mit dazu beitragen, den Kapitalismus umzubiegen und damit zu verhindern, dass eine kleine Kapitalminderheit immer mehr gesellschaftliche Macht zum Schaden der Allgemeinheit anhäufe. Flächendeckende Mindestlöhne und streng regulierte Finanzmärkte seien richtige Schritte.

Der Leiter des Katholischen Bildungswerkes, Johannes Müller-Röhrig, moderierte dann die sich anschließende lebhafte Diskussion. „Es ist erfreulich“, so Müller Röhrig, „dass fair gehandelte Produkte inzwischen in den Einkaufsregalen der Supermärkte Einzug halten und nicht mehr nur als Nischenprodukte nach Gottesdiensten angeboten werden“. Doch weitere Schritte seien notwendig um die Gemeinwohlorientierung der Wirtschaft zu verbessern. Es wurden dann vielfältige Ansätze diskutiert, wie eine gerechtere gesellschaftliche Umverteilung eingeleitet werden kann.

Ein Teilnehmer stellte fest, es sei zwar schön in einer solchen Veranstaltung über die Großen zu schimpfen und die Systemfrage zu stellen, aber konkret passiere auch im Westerwald herzlich wenig. Andere Diskutanten sahen Probleme in der Bildung. Die Idee, Wirtschaften am Gemeinwohl zu orientieren, werde an Schulen und an Wirtschaftsfakultäten anscheinend nicht vertreten.

Bildungswerk und Sozialforum kündigten weitere Veranstaltungen zu diesem Thema an.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Montabaur & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Montabaur auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Bad Marienberg startet mit einer E-Bike-Tour ins Stadtradeln

Bad Marienberg. Nachdem die Verbandsgemeinde Bad Marienberg auch in diesem Jahr wieder an der Aktion Stadtradeln teilnimmt, ...

Zugausfälle auf der RE 9: Einschränkungen am 16. und 17. Mai

Region. Am 16. und 17. Mai fallen mehrere Fahrten der Regionalexpress-Linie RE 9 aus. Konkret betroffen sind die Verbindungen ...

Selterser Notfalltreffpunkt ist einsatzbereit - mit Material für bis zu 72 Stunden

Selters. Der Notfalltreffpunkt dient als Schnittstelle zwischen Nachbarschaftshilfe und Katastrophenschutz. Bei länger andauerndem ...

Gelungener Konzertauftakt zur Festwoche der Evangelischen Kirchengemeinde in Unnau

Unnau. Mit Musik für die Seele und Liedern vom Loben, Danken und von der Hoffnung erreichte das Duo mühelos die Herzen der ...

ABGESAGT: Spiegel-Bestseller Autorin Antonia Wesseling live auf Schloss Hachenburg

Hachenburg. ABGESAGT In ihrem neuesten Werk geht es um die Influencerin Valerie Sophie, deren Leben nach außen hin perfekt ...

Zwei spannende Wanderungen im Mai: Naturfotografie und Layen-Hopping

Westerwald. Am Samstag, 25. Mai, startet um 11 Uhr eine fotografische Wanderung, die von Uwe Rose, dem Ersten Vorsitzenden ...

Weitere Artikel


Messe für vierstimmige Chöre

Marienstatt. Advents- und Marienmotetten aus der Renaissance und der Moderne erfüllten die Basilika des Klosters Marienstatt. ...

Gymnasium wird modernisiert

Bad Marienberg. Zum Jahresende fallen die ersten Vorentscheidungen für das neue Schuljahr. Wohin soll der Nachwuchs nach ...

Wenn der Chef zur Feier einlädt

Region. In vielen Betrieben stehen zur Adventszeit Weihnachts- oder Jahresabschlussfeiern auf dem Programm. Für Jung und ...

Sternschnuppe im Advent

Montabaur. Hannibal Sternschnuppe - einer der Weihnachtsmänner, die in der Weihnachtszeit unterwegs sind - hat seinen Rentierschlitten ...

Solidarität mit AIDS-Kranken

Höhr-Grenzhausen. „Positiv zusammen leben – aber sicher“. Unter diesem Motto des diesjährigen Welt-Aids-Tages fand in der ...

Zahl der Schüler nimmt weiter ab

Westerwaldkreis. 27.361 Schüler besuchen derzeit die Schulen im Westerwaldkreis.Damit ist im Vergleich zum Vorjahr ein weiterer ...

Werbung