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Pressemitteilung vom 21.07.2023    

Ausflug in den Naturpark Nassau: Nichts zu meckern im b-05

Fast 20 Interessierte sind der Einladung des Naturparks Nassau, des b-05 Kunst, Kultur, Natur e. V. und der Will & Liselott Masgeik-Stiftung ins ehemalige Munitionsdepot des b-05 gefolgt. Die Teilnehmer wollten mehr über die dortigen Pflegemaßnahmen und die Nutztierhaltung durch Burenziegen erfahren.

Daniel Ossowski und Philipp Schiefenhövel (v. l.) erläuterten Wissenswertes über die laufenden Pflegemaßnahmen im Gelände des b-05. (Foto: Stefan Eschenauer)

Montabaur. Unter der Leitung von Schäfer und Landschaftspfleger Daniel Ossowski, zusammen mit dem Naturschutzreferenten der Masgeik-Stiftung, dem Diplom-Biologen Philipp Schiefenhövel, wollten sie mehr über die dortigen Pflegemaßnahmen und die Nutztierhaltung durch Burenziegen generell erfahren.

Anhand von Luftbildaufnahmen der vergangenen 20 Jahre veranschaulichte Schiefenhövel zu Beginn der Exkursion, in welchem Zustand die Flächen einmal waren, wie die natürliche Sukzession die Flächen veränderte und verdeutlichte damit gleichzeitig, welche Ziele im Gelände nun verfolgt werden, nämlich den alten Zustand wiederherzustellen.

In der Nutzungszeit durch das Militär wurden viele der Flächen permanent gemäht und entbuscht. So entstanden mitten in den bewaldeten Flächen der Montabaurer Höhe Offenlandbiotope, die sich durch eine andere Artenzusammensetzung der Flora und Fauna auszeichnen. Hervorzuheben sind größere Flächen der Besenheide (Calluna vulgaris) sowie der Glockenheide (Erica tetralix), die im Westerwald nur noch in Restbeständen vorkommt.

In früheren Zeiten wurde auf den Offenlandflächen auch eine große Anzahl des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Maculinea nausithous) gefunden. Nicht zufällig trägt der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling in seinem Namen den Begriff "Wiesenknopf", denn fast das ganze Leben der Falter spielt sich auf dem Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ab. Die Falter ernähren sich von dem Nektar des Großen Wiesenknopfs, sie schlafen, balzen und paaren sich auf ihm. Auch ihre Eier legen sie ausschließlich auf dem Großen Wiesenknopf ab, der später den jungen Raupen sowohl als Versteck als auch als Futterpflanze dient. Zu einem gewissen Zeitpunkt kriechen die Raupen dann aus ihrem Blütenversteck und lassen sich auf den Boden fallen. Unter Pflanzenteilen und in Erdspalten versteckt warten sie auf Ameisen. Diese schleppen die Raupen in ihr Nest, wo sie sich dann von den Ameisenlarven ernähren, bis sie sich verpuppen und als Schmetterlinge den Ameisenbau wieder verlassen.

Eine besondere Abhängigkeit einiger Lebewesen also, die durch die zunehmende Verbuschung und Vergrasung der Wiesen im Gelände und den damit verbundenen Verlust des Wiesenknopfes leider immer mehr verloren ging, bis letztlich keine Exemplare des Bläulings mehr aufzufinden waren. An dieser Stelle kommt Schäfer und Landschaftspfleger Daniel Ossowski ins Spiel: Nachdem zunächst, federführend durch die Will & Liselott Masgeik-Stiftung, Baumfäll- und Pflegearbeiten im Gelände durchgeführt wurden, um der Verbuschung entgegenzuwirken, beweidet Ossowski seit 2017 im Auftrag der Stadt Montabaur die vorhandenen Offenflächen unter anderem durch Burenziegen.



Aufgelockert durch viele, teilweise auch witzige Anekdoten aus dem Leben eines Schäfers, erklärte Ossowski, wie Beweidung funktioniert. So ist eine Beweidung generell eine schonende Methode, um den Bewuchs auf Flächen kleinzuhalten und dadurch kurzrasige Flächen entstehen zu lassen, die dann wiederum gerne unter anderem von Vögeln zur Nahrungssuche genutzt werden. In diesem Jahr wurde beispielsweise der Neuntöter zum ersten Mal als Brutvogel dort entdeckt. Auch Kleingehölze werden durch die Ziegen langsam, aber effektiv zurückgedrängt, indem sie die Rinde einiger Baumarten abfressen und der Baum dadurch allmählich abstirbt.

Einen generellen Unterschied zwischen Ziegen und Schafen in der Landschaftspflege brachte Ossowski ganz einfach auf den Punkt: "Ziegen schauen immer nach oben und Schafe schauen immer nach unten". Dies soll heißen, dass bei entsprechender Auswahl Ziegen eher Gebüsche sowie Gehölze anfressen und Schafe eher die Wiesen abgrasen. Übrigens, um den Wiesenknopf zu fördern, müssen Teilflächen im Gelände bereits im zeitigen Frühsommer (Mai/Juni) beweidet werden. Dem Dunklen sowie dem Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling kamen die bereits durchgeführten Maßnahmen zugute. So konnten im Jahr 2022 wieder ein großer Bestand des Großen Wiesenknopfes und etliche Bläulinge im Gelände entdeckt werden. Nach einigen weiteren Informationen durch Ossowski fand eine kurzweilige und sehr informative Veranstaltung nach circa zwei Stunden im b-05-Café ihren Abschluss. (PM)


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