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Nachricht vom 15.02.2022    

Schafe mit Namen und Charakter leben auf dem Butzelhof Windhagen

Von Helmi Tischler-Venter

Man muss schon viel Tierliebe besitzen, um heutzutage mit Tierzucht zu starten. Tina Haus und ihre Familie auf dem „Butzelhof“ in Windhagen haben Hobby und Philosophie kombiniert und Ende 2021 einen neuen Hofladen mit eigener Metzgerei zur Direktvermarktung ihrer liebevoll gehaltenen Schafe und Lämmer gegründet.

Der Nachwuchs vom Butzelhof. Fotos: Wolfgang Tischler

Windhagen. Namensgeber für den Hof war das Kälbchen „Butzeli“, das Tina Haus 2003 auf einem Nachbarhof kaufte, um es vor dem Transport ins Ausland zu retten. Ein zweites Kälbchen kam hinzu, ein Jahr später noch zwei Lämmer. Butzeli verstarb fast 17-jährig eines natürlichen Todes.

Seither ist der Viehbestand stetig gewachsen. Da Tina mehr über die Herkunft gesunder, guter Lebensmittel erfahren wollte, machte sie eine zweijährige landwirtschaftliche Berufsausbildung und besuchte nach dem Gesellenjahr in einem Milchviehbetrieb die Fachschule für Agrarwirtschaft. Die Agrarbetriebswirtin arbeitete bis zur Geburt ihres Sohnes im Jahr 2017 bei einer Futtermittelfirma im Außendienst.

Die Herde wuchs beständig, ebenso das Bewusstsein der jungen Frau, in welche Richtung sie mit ihren Tieren gehen möchte. Schafe waren immer ihr Seelenheil. Sie werden mit Namen versehen und sind damit Individuen, die artgerecht und achtsam gehalten und geschlachtet werden.

Derzeit gehören zum Hof neben fünf Hütehunden etwa 350 Mutterschafe, deren Lämmer und die weibliche Nachzucht. Heidschnucken und die vom Aussterben bedrohte „Gescheckten Bergschafe“, von denen 90 Tiere im Zuchtbuch verzeichnet sind, bleiben reinrassig, der Rest der Landschafe wird eingekreuzt zu einer mehr extensiven Schafsorte.

Die Tiere leben in elf bis zwölf kleinen Herden überwiegend draußen auf den Grünflächen der Familie. Sie werden alle paar Tage umgezäunt und wandern von einer Weide zur nächsten. Schafe lieben das Ziehen, sie wandern etwa zehn Kilometer pro Tag. Der Weidewechsel gewährt einen schonenden Verbiss der Fläche und reduziert den Parasitenbefall, weil es lange dauert, bis die Wirtstiere wieder dieselbe Wiese beweiden.

Natürlich macht den Züchtern die Bedrohung durch den Wolf Sorgen und Arbeit. Sie setzen nun höhere Zäune und mähen diese konsequenter frei, denn es geht nicht mehr darum, dass das Schaf nicht rausläuft, sondern dass der Wolf nicht reinkommt. Große Batterien versorgen die Zäune mit Strom, der zweimal täglich gemessen wird. Herdenschutzhunde wollen die Schafhalter in der dicht besiedelten Landschaft nicht einsetzen, weil diese Hunde laut und nicht ungefährlich sind. Ein friedliches Zusammenleben mit den Bewohnern der Region ist der Familie wichtig. Sie fordert von politischer Seite ein verlässliches Management. Aus Sicht der Züchter ist es nur ein einzelner „Problemwolf“, der die Gegend unsicher macht und daher erschossen werden sollte. Vor seinem Auftauchen sei das regionale Rudel unauffällig gewesen.



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Die Schafe sind zu ihrem Schutz nun häufiger aufgestallt. In dem Stall auf dem Hof stehen Mutterschafe mit niedlichen Lämmern neben einem Pony, einem Gatter mit einer Böckchen-Gruppe und einer Alten- und Behindertenstation, denn kein Tier muss wegen seines Makels oder Alters den Hof verlassen. Stolz erzählt Tina Haus, dass das 18 Jahre alte „Ämmchen“ immer noch eine Herde anführt. Nicht nur die Chefin kennt jedes Tier genau, auch Azubi Nick kennt alle Schafe und notiert jede Einzelheit.

Da die Familie sich im letzten Jahr entschloss, den Betrieb auf wirtschaftlich stabile Beine zu stellen, baute sie neben einem Hofladen ein kleines EU-zertifiziertes, zukunftstaugliches Schlachthaus für ihre eigenen Schafe und Lämmer. So bleiben den Tieren lange Transportwege und Stress erspart. Zurzeit schlachtet und verwurstet die Metzgerei Prangenberg in Vettelschoß noch die Tiere, aber das Schlachten und Zerlegen wird Tinas Mann Till Potratz übernehmen, der dafür eigens einen Schlachtschein gemacht hat. Ziel ist, zehn bis zwölf Lämmer pro Woche zu schlachten und nach Kundenwunsch zu zerlegen. Auch andere Bearbeitungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel marinieren, werden dann möglich sein.

Die Tiere werden zur Gänze genutzt, daher sind im Hofladen neben leckerem Lammfleisch, Wurst und Schinken, auch Hundefutter, Lammfelle, Wolle und Textilien aus Lammwolle, Kuscheltiere, Dekorationsartikel, Lanolin-haltige Schafseife und Schafskäse vom Demeter-Betrieb Kühn erhältlich. Der Laden ist montags von 10 bis 15 Uhr, freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet.

Jörg Hohenadl von der Wirtschaftsförderung Neuwied, der immer auf der Suche nach Naturgenuss-Gastgebern ist, hatte die Hofführung initiiert, nach der Landrat Achim Hallerbach sehr stolz war, Tina Haus und ihre Neugründung in seinem Kreis zu haben, weil die Schafzüchterin offenkundig für ihre Arbeit brenne und der Hof die Region bereichere. Der Landrat sicherte politische Unterstützung zu und verwies auf die Vernetzung mit den Nachbarkreisen Altenkirchen und Westerwaldkreis. Die Initiative „Wir Westerwälder“ fördert Regionalität und informiert die Bevölkerung über besondere, nachhaltige Betriebe, die sich gerade im Hinblick auf Klimawandel und Wandel der Landwirtschaft dieser Herausforderung stellen. (htv)



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