Wirtschaft | Gastartikel
Nachricht vom 13.02.2022 
Die beliebtesten Sportarten in Deutschland
Wenn der Anpfiff ertönt, schlagen die Herzen höher. Fußball ist und bleibt in Deutschland die Sportart Nummer eins. Rund 32 Prozent der Bewohner der Bundesrepublik interessieren sich ganz besonders für den Rasensport. Das reicht vom Zuschauen auf dem Bildschirm oder im Stadion bis zum aktiven Mitmachen. Mehr als sieben Millionen Mitglieder bundesweit zählen die hiesigen Fußballvereine und -verbände. Rund 3,24 Millionen aktive Kicker ab 14 Jahren, die häufig die Stollenschuhe schnüren, gab es 2021 in der Bundesrepublik, und weitere 10,52 Millionen spielten zumindest ab und zu Fußball.
Wie weit verbreitet die Liebe zu dem Sport ist, zeigt sich auch bei den Sportwetten, die allein 2019 in Deutschland auf einen Gesamtumsatz von rund 9,3 Milliarden Euro online und offline kamen. Fußballtoto gab es in Deutschland bereits vor der Gründung der Bundesrepublik, und auch wenn sich die Wettlandschaft seither drastisch erweitert hat, gehören Tipps auf die Bundesliga-Spiele für viele Fans seit jeher dazu. Diese Popularität sowie die Tatsache, dass sich die Leistungen der Clubs schon lange im Vorfeld studieren und analysieren lassen, machen das Wetten dabei leichter kalkulierbar, was sich an den Bundesliga Quoten bemerkbar macht. Während bei den ebenfalls beliebten Pferderennen häufiger mal Außenseiter nur wegen der hohen Quoten gesetzt werden, sind gerade im Oberhaus des Fußballs die Ergebnisse recht stabil. Dafür können die Fans sich für andere Tipps entscheiden als nur Sieg, Niederlage oder Unentschieden.
Die Bundesliga ist im internationalen Vergleich torintensiv. Im Schnitt fielen in der Saison 2020/2021 pro Begegnung 3,03 Tore. In der Saison davor waren es 3,21 Tore. Insofern ist es nicht allzu gewagt, etwa darauf zu setzen, ob mehr oder weniger als drei Tore fallen. Aber auch in den niedrigeren Ligen fiebern die Fans mit, wenn sie nicht sogar selbst auf dem Rasen antreten.
Wenn es um den aktiven Sport geht, steht in Deutschland das Turnen an zweiter Stelle. Rund fünf Millionen Mitglieder haben die Vereine über das gesamte Land verteilt.
Weniger aktive Athleten, aber jede Menge begeisterte Fans verzeichnet der Tennissport. Seit Boris Becker und Steffi Graf in den 80er und 90er Jahren einen wahren Tennisboom ausgelöst hatten, ist das Interesse an dem Ballsport geblieben. Von Wimbledon bis zum Rotherbaumturnier finden die zeitintensiven Matchs jede Menge Fans. Bei den Wetten liegt Tennis ebenfalls an zweiter Stelle, was die Popularität anbelangt. Genau wie im Fußball gibt es hier ebenfalls klare Favoriten, die ihr Ausnahmetalent über Jahre hinweg immer wieder unter Beweis gestellt haben.
Handball und Golf finden in Deutschland ebenfalls eine große Zahl an aktiven Spielern und Zuschauern, was sich wiederum auf dem Wettmarkt zeigt.
Je nach internationalen Großereignissen bekommen Sportarten auch saisonelle Booms. Während es beim Fußball auch ohne Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft geht, um das Interesse zu halten, bringen Vierschanzenspringen oder die Winterolympiade sonst eher vergessene Sportarten wie Bobfahren oder Curling ins Gedächtnis zurück. Das gilt vor allem in einem Flächenland wie der Bundesrepublik, wo nur der Süden traditionell mit großen Schnee- und Eismengen rechnen kann oder zumindest konnte.
Mit jeder Medaille steigt meist zumindest vorübergehend die Aufmerksamkeit, die der jeweiligen Sportart geschenkt wird.
Dank Internet und Sportfernsehen werden aber auch einst nur in kleinen Kreisen beliebte Sportarten immer beliebter. Das gilt fürs reine Zuschauen ebenso wie fürs Spielen. Eines der besten Beispiele ist der American Football. Rund 2,11 Millionen Deutsche guckten sich 2021 die Übertragung des Super-Bowls 2021 an. Im Jahr zuvor hatten sich 1,9 Millionen Bewohner in der Bundesrepublik das Endspiel in der National Football League samt der legendären Halbzeitshow angesehen.
Das wachsende Interesse zeigt sich genauso auf der aktiven Seite. Rund 72.000 Mitglieder verzeichnet der American Football Verband Deutschland mittlerweile. Die German Football League existiert seit 1979, obwohl sie in den ersten 20 Jahren American Football Bundesliga hieß. Derzeitiger Meister sind zum ersten Mal die Dresden Monarchs.
Basketball ist ein weiteres Spiel, das in den USA zu den größten Sportarten zählt und hierzulande, wenn auch in bescheidenerem Rahmen, eine feste Größe im Schulsport und in den Sportvereinen ist. Weil im Gegensatz zum American Football fast jeder eine gewisse Grundkenntnis der Regeln hat, sind zudem Begegnungen leichter für viele Zuschauer zu verfolgen.
Manchmal reichen sogar schon vage Ideen aus, um seinen Spaß als Zuschauer zu haben. Der längst zur amerikanischen Nationalsportart gewordene Baseball, der in ungezählten Kinofilmen und Fernsehserien ins internationale Bewusstsein gedrungen ist, besitzt jede Menge Feinheiten, die sich nur Eingeweihten voll erschließen, genau wie die damit verbundenen Statistiken Nicht-Amerikanern selten viel sagen. Aber mitjubeln, wenn der Batter den Ball voll trifft und ein Homerun inklusive dramatischem auf die Platte Werfen ansteht, kann auch ohne tieferes Wissen um den Sport Spaß machen.
Mit rund 21.000 Mitgliedern ist der Deutsche Baseball und Softball Verband zwar tief drinnen in der sportlichen Nische, aber das hindert eine wachsende Zahl an sportbegeisterten Bundesbürgern nicht daran, Matchs zu streamen und gegebenenfalls auf Ergebnisse zu tippen, die Tausende von Kilometern entfernt erzielt werden. König Fußball mag unangefochen in Deutschland regieren, aber die Leidenschaft für einen Sport schließt das Interesse an anderen Sportarten nicht aus, selbst wenn es nur vom Wohnzimmersofa aus ist. (prm)
Gastautor:
Robert Piltz
