Werbung

Nachricht vom 07.05.2021    

Hightech im Selterser Kindergarten

Der städtische Kindergarten Sonnenschein in Selters ist derzeit gespickt mit technischen Geräten, die zeigen sollen, ob ein ausgeklügeltes System von Luftreinigern tatsächlich in der Lage ist, die Aerosole in der Luft zu minimieren. Die Else Schütz Stiftung ermöglicht das Pilotprojekt.

Wolfgang Schreiner vom SGS Institut Fresenius und Matthias Baun von der Firma DEM-aritech führen Messungen über die Wirksamkeit von Luftreinigern in der Kita Sonnenschein durch. Fotos: Agentur Media Schneider

Selters. „Die Else Schütz Stiftung hat einen engen Bezug zu Selters, weil hier die Zentrale des Stammkonzerns ist“, erklärt Geschäftsführer Dr. Johann Christian Meier, „daher halten wir es für sehr wichtig, das Risiko für eine Infizierung der Kinder zu reduzieren.“ Er macht deutlich, dass besonders die kleinen Kinder durch Corona eingeschränkt seien, weil sie keine Masken tragen könnten und keine Impfung in Sicht sei. Dr. Meier hat sich selbst umfangreich über die Effektivität der Geräte informiert, aber in der Kita will er es genau wissen und ergänzt: „Zeigt der Praxistest, dass die Geräte wirksam sind, signalisiert die Else Schütz Stiftung die Bereitschaft, die Kosten für deren Anschaffung zu übernehmen.“

Kitaleiterin Elke Pollatz sieht in den Geräten die Chance für etwas mehr Normalität im Leben der rund 80 Kinder und dankte der Else Schütz Stiftung für deren Engagement. Hanno Steindorf, der 1. Beigeordnete der Stadt Selters und somit Vertreter des Trägers der Einrichtung, sieht besonders in Kitas einen hohen Bedarf an Luftreinigung: „Im Gegensatz zu Schulkindern können die Kleinkinder keine Masken tragen, brauchen die körperliche Nähe und sind viel mehr in Bewegung, was Aerosole aufwirbelt“. Ihm ist die Luftreinigung auch langfristig wichtig, denn auch Erkältungskrankheiten und Allergien seien weit verbreitet, plagten die Kinder und sorgten für einen hohen Krankenstand bei den 17 Erzieherinnen.

Matthias Baun von der Firma DEMA-airtech GmbH erklärte das Wirkungsprinzip der Geräte: Infektionen finden zu 99 Prozent in Räumen statt. Viren lagern sich an Aerosolen an, also kleinen Partikeln und Tröpfchen in der Luft, verbleiben dort lange und können schwebend weite Strecken zurücklegen. Die aufgestellten Geräte sollen nun diese Aerosole aus der Luft entfernen. Dass sie das effektiv tun, ist in vielen Laborsituationen bewiesen worden. Messungen sollen jetzt nachweisen, ob dies auch in den komplizierten Raumsituationen einer Kita mit Stellwänden, kleinen Raumecken und Fahnen an der Decke funktioniert.

Für die Messung ist Diplom-Ingenieur Wolfgang Schreier vom SGS Institut Fresenius zuständig. Er bringt künstliche und völlig ungefährliche Test-Aerosole über Ventilatoren in den Raum ein. 10 bis 20 Mal mehr Teilchen fliegen nun durch die Luft des Kita-Flurs. Nun misst er, wie lange es dauert, bis die aufgestellten Geräte die Luft auf die ursprüngliche Qualität gereinigt haben. Dabei wird die Luft bis zu fünf Mal komplett ausgetauscht, man merkt es an einem leichten Luftzug im Raum. Erste Messung zeigen, dass die Raumluft nach 30 bis 45 Minuten wieder gereinigt ist. Das sei ein gutes Ergebnis, meint Schreiner. Er macht klar, dass die Geräte die CO2-Belastung nicht verändern können und Lüften trotzdem nötig sei.



WW-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Matthias Baun baut einen Luftreiniger auseinander und weist daraufhin, dass diese Technik schon seit Jahrzehnten im Einsatz sei. Er zeigt den Vorfilter, der Fusseln und Haare abhalten soll und den dahinterliegenden eigentlichen Luftfilter, der alles herausfiltert, was größer ist als 2,5 Mikrometer, das sind 0,0025 Millimeter. Aber auch noch kleinere Partikel werden aufgefangen. Ein weiterer Filter aus Aktivkohle soll organische Schadstoffe wie Formaldehyd aufhalten, und ein mit Titandioxid beschichtetes und mit UV-Licht bestrahltes Aluminiumgitter wirkt desinfizierend, weil es am Gitter zu einer chemischen Reaktion, der Fotokatalyse, kommt, die chemische Schadstoffe zersetzt. Neben den Filtern sorgt ein Plasmafeld dafür, dass die Viren und andere Schwebestoffe mit Teilchen beschossen und somit zerstört werden.

Ein Luftreiniger für den Einsatz in der Kita kostet je nach Größe und Bauart zwischen 1.000 und 4.000 Euro. Die Messung soll auch zeigen, in welchen Räumen der Einsatz sinnvoll ist. Die Papierfilter könne man rund ein Jahr benutzen, sie würden währenddessen sogar effektiver, weil die festgesetzten Partikel die Poren verkleinerten, erklärt Baun. Anschließend könne man sie bedenkenlos wegwerfen.

Und was sagen die Kinder dazu? Elke Pollatz erzählt, dass die Kinder durchaus verstehen, dass die Geräte die Luft sauber machen. Sie seien ziemlich sensibel und könnten Corona-Regeln bei der Toilettennutzung ganz gut einhalten. Beim Spielen wären die Regeln aber schnell vergessen. „Kinder brauchen die gegenseitige Nähe, und wir dürfen ihnen auch keine Angst machen“, sagt Elke Pollatz. (PM)


Mehr dazu:   Coronavirus  
Lokales: Selters & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Selters auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
     


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


"Fachwerkmord" trifft auf Saxophon: Krimiautorin Brühl liest im b-05 Café

Montabaur. Spannung pur und dazu noch eine Prise Musik: Darauf können sich die Besucher des b-05 Cafés freuen. Ab 12 Uhr ...

DFB-Punktespiel: SSV Weyerbusch als erster FVR-Verein mit Gold-Status ausgezeichnet

Weyerbusch. Engagement und vielfältige Bemühungen werden belohnt – darüber durfte sich nun auch der SSV Weyerbusch freuen. ...

Pedel-Waldfest: Klettern und Grillen zwischen Vallendar und Hillscheid

Höhr-Grenzhausen. Die Handballer aus Vallendar öffnen am Mittwoch, 1. Mai, bereits ab 10 Uhr die Pforten auf dem Pedel und ...

Westerwaldwetter: Winter ade - Frühsommer hält Einzug

Region. Die nördliche Strömung, die uns diese Kaltluft brachte, kommt zum Erliegen. Der Weg aus Süden wird frei und warme ...

Der Kinderschutzbund Westerwald informiert zum Tag der gewaltfreien Erziehung

Region. Seit dem 1. Januar 2011 ist das Recht von Kindern auf eine gewaltfreie Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. ...

Wölfin verantwortlich für Übergriffe auf Schafherden in Wallmerod

Wallmerod. Die DNA-Analyse der toten Lämmer, die am Montag, den 8. April 2024, nach den Übergriffen auf zwei benachbarte ...

Weitere Artikel


PKW-Fahrer verstirbt in Kollision mit Gebäudemauer

Gackenbach. In einer Linkskurve kam der PKW ohne Fremdeinwirkung nach rechts von der Fahrbahn ab und kollidierte frontal ...

DRK Rheinland-Pfalz: „Müssen für künftige Krisen besser gewappnet sein“

Region/Mainz. Der DRK-Bundesverband hat anlässlich des Weltrotkreuztages am 8. Mai deutliche Verbesserungen im gesundheitlichen ...

Notbremse-Regelungen im Kreis MYK fallen am Montag

Koblenz/Bendorf. Ab Montag, 10. Mai, 0 Uhr, treten die bundeseinheitlichen Regelungen außer Kraft auch die Ausgangsbeschränkungen ...

Evangelische Kirchengemeinde Bad Marienberg startet Hilfe für Indien

Bad Marienberg. Ein erster und wichtiger Anstoß
Schnell verständigte der sich der Kirchenvorstand, eine erste Hilfe aus ...

Hachenburger Bierschule@home für Auszubildende der Gastronomie

Hachenburg. Die letzten fünf Jahre besuchten alle Azubis der Westerwälder Gastronomie rund um Hachenburg acht Wochen nach ...

Sommer am Muttertag

Region. Das Sturmtief Eugen liegt hinter uns. Es hat zum Glück im Westerwald nur geringe Schäden angerichtet. Das Hauptsturmfeld ...

Werbung