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Nachricht vom 08.04.2021    

Seit 40 Jahren ist Inge Schneider die gute Seele der Kirchengemeinde

Die Wiedervereinigung, Tschernobyl, das Sommermärchen, der 11. September – in den vergangenen 40 Jahren ist viel passiert. Auch im Leben der inzwischen 80-jährigen Inge Schneider aus Roßbach.

Inge Schneider in der Roßbacher Kirche. Fotos: Peter Bongard

Freirachdorf/Roßbach. Schon seit vier Jahrzehnten ist sie als Küsterin die gute Seele der Evangelischen Kirche Roßbach. Und obwohl sich in dieser Zeit eine Menge um Inge Schneider verändert hat: Sie hält ihrer Kirchengemeinde die Treue und sieht Woche für Woche im Roßbacher und seit ein paar Monaten auch im Freirachdorfer Gotteshaus nach dem Rechten.

Auch die Kirche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Früher, erzählt Inge Schneider, versteckten sich die Kinder noch, wenn ihnen im Dorf der Pfarrer entgegenkam. „Das waren Respektspersonen“, erinnert sie sich. Heute ist das Verhältnis vom Pfarrer zu seinen Schäfchen lockerer; die Kirche macht mehr für junge Leute und das Klima ist ein entspannteres, offeneres, sagt sie. In Roßbach und Freirachdorf findet sich dieser neue Geist auch im Namen wieder: 2016 schließen sich beide Gemeinden zur „Evangelischen Willkommensgemeinde Freirachdorf-Roßbach“ zusammen.

Pfarrerin Ilona Fritz bringt den Zusammenschluss während ihrer Amtszeit auf den Weg, und außer der inzwischen in der Eifel tätigen Pfarrerin hat Inge Schneider fünf weitere Pfarrpersonen erlebt. „Über die könnte ich ein ganzes Buch schreiben“, sagt die rüstige 80-Jährige lachend. Zum Beispiel über den, der sie 1981 anwirbt: Pfarrer August Philippus. „Der hat mich geprägt und mir die Aufregung genommen“, erinnert sich Inge Schneider. „Während meiner ersten Einsätze als Küsterin war ich ziemlich nervös. Einmal war der Abendmahlswein etwas trüb, und Pfarrer Philippus sagte vor der versammelten Gemeinde, dass ich einen auf den Deckel bekomme, sollte der Wein schlecht sein. Sowas hat er oft gemacht, aber immer mit einem Augenzwinkern. Deshalb war ich ihm auch nicht böse. Ganz im Gegenteil: Das hat mich locker gemacht.“

Locker – und selbstbewusst. Denn schon bald weiß die Küsterin genau, was in den Kirchen zu tun ist: An Sonntagen ist sie die Erste und die Letzte im Gotteshaus und richtet alles her; sie schmückt den Weihnachtsbaum, gestaltet Adventskränze und Erntekronen; in der Woche macht sie mehrere Stunden sauber, kehrt auf den Kirchwegen, räumt im Winter trotz ihres Alters den Schnee weg und hat bis vor ein paar Jahren sogar die Fenster geputzt. „Ich mache mehr als ich muss“, sagt sie – selbstverständlich für eine, für die die Arbeit selbst ein Gottesdienst ist. Was sie aber nicht haben kann, sind mosernde Pfarrer. „Einmal hatten wir einen, der oft unzufrieden war. Mal war es ihm zu kalt, mal zu warm. Irgendwann habe ich ihm gesagt: ,Ich habe noch keinen erlebt, der so viel gemeckert hat!‘“ Von diesem Tag an verstehen die beiden sich blendend.



Besonders gut versteht sich Inge Schneider auch mit Pfarrer Bernhard Klose. Dessen früher Tod im Jahre 2003 gehört deshalb auch zu ihren dunkelsten Erinnerungen. „Er liebte Tischtennis und kam oft spät abends bei uns vorbei, um noch eine Runde mit meinem Mann zu spielen“, erzählt sie. Als er dann im Krankenhaus lag, hat sie ihn oft besucht. Sein Tod schmerzt die 80-Jährige noch immer. Auch der Abschied der bislang letzten Pfarrerin der Willkommensgemeinde, Ilona Fritz. „Schade, dass wir sie wegen der Pandemie nicht angemessener verabschieden konnten“, sagt sie. „Als sie aufgehört hat, wollte ich das eigentlich auch tun“, sagt sie.

Aber Inge Schneider macht weiter. Weil sie es gerne macht – und weil es heutzutage gar nicht so leicht ist, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. „Ein Küster macht die Arbeit nicht wegen des Geldes“, glaubt sie. „Sondern, weil’s eine Berufung ist. Man muss den Job mit Freude und sehr gewissenhaft erledigen. Sonst macht’s keinen Sinn.“ (bon)


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