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Nachricht vom 06.02.2021
Region
„Freiheitsfahrer“ demonstrieren im Westerwald
Es gibt wohl kaum jemanden in Deutschland, der sich nicht durch die andauernden Beschränkungen durch Gesetze und Corona-Verordnungen eingeschränkt fühlt. So gründete sich ein Ableger der Initiative „Freiheitsfahrer“, die mit Aktionen auf den Schutz der Bürgerrechte aufmerksam machen will.
Fotos: Wolfgang RabschMontabaur. Die Initiatoren der Bewegung luden zum „Autokorso durch den Unterwesterwald“ ein, mit dem Startpunkt in Montabaur. Die Route wurde so geplant, dass der Auto-Corso auf dem Weg zum Endpunkt Hachenburg durch mehrere Ortschaften führte, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Auf diesem Weg kamen die Teilnehmer von Montabaur nach Staudt und Wirges, danach Mogendorf, Vielbach, Nordhofen, Selters, Herschbach, Mündersbach, Höchstenbach, Wied, Merkelbach, und zuletzt der Zielort am Burggarten in Hachenburg.

In enger Abstimmung mit der Polizei-Inspektion Montabaur und der Verkehrsbehörde der Kreisverwaltung des Westerwald-Kreises, wurde ein engmaschiges Corona- und Verkehrssicherheitskonzept erarbeitet. Treffpunkt war die „Eichwiese“ Montabaur, auf der sich trotz des miesen Wetters knapp 80 Teilnehmer auf vier Rädern trafen, und sich zu einem Konvoi formierten. Andreas Bode, der Pressesprecher der Polizei erklärte kurz vor der Demo gegenüber dem WW-Kurier, dass die Polizei dieser Demo relativ entspannt entgegensehe, da das von den Veranstaltern vorgelegte Konzept glaubwürdig und durchführbar erschien. Die Polizei werde natürlich bei Kontrollen auf die Maskenpflicht und Abstandsregeln achten, sowie den Konvoi bei der Fahrt durch den Unterwesterwald sichern.

Die Initiatorin Jessica Martin formulierte den Zweck der Demo wie folgt: „Es ist das erklärte Ziel der „Freiheitsfahrer“, sich friedlich und ohne Gewalt gegen die massiven Einschränkungen der Bürger- und Freiheitsrechte zu wehren, daher die Idee zu dieser Demo. Unsere Devise lautet: Die Mitte der Gesellschaft auf der Straße – Kein Platz für Links- und Rechtsradikalismus. Wir wissen, dass wir mit unseren Forderungen nicht alleine stehen, weil immer mehr Bürger feststellen, dass sie ohne Mitwirkung der Parlamente massiv in ihren Rechten gegängelt werden, wobei sogar teilweise das Grundgesetz ausgehebelt wird. Wir distanzieren uns ausdrücklich von den Gewaltszenen aus Berlin, wir bestreiten auch nicht die Existenz von Corona, hängen auch nicht irgendwelchen kruden Verschwörungstheorien nach. Die Wahrung der durch das Grundgesetz garantierten Bürgerrechte steht im Mittelpunkt unseres Handelns.“

Durch die hohe Anzahl von teilnehmenden Autos entschloss sich die Polizeiführung, die Autos nicht alle hintereinander losfahren zu lassen, sondern in drei Gruppen, die in Abständen von 15 Minuten sich in Bewegung setzen durften. Jessica Martin beschwor vor dem Start nochmals alle Teilnehmer, sich an das vorgegebene Sicherheitskonzept zu halten, damit die Veranstaltung als gelungen in den Köpfen der Menschen hängen bleibt.

In Vielbach wurde der Konvoi nicht sehr freundlich begrüßt, da man dem Frieden nicht ganz traute. Die Kirmesjugend von Vielbach hatte zu einer Art Gegendemonstration aufgerufen, an der auch mehrere Einwohner aus Vielbach teilnahmen. Mit einigen großen Plakaten, die an mehreren Traktoren angebracht waren sowie einem lauten Hupkonzert, Pfiffen und „Daumen runter“ drückten sie ihren Unmut gegen die Demo aus. Auch in Vielbach verlief trotzdem alles friedlich, das war aber wieder einmal der Beweis, dass man auch in einem kleinen Dorf sich nicht alles gefallen lassen will.

Andreas Bode von der PI Montabaur erklärte in einem kurzen Telefonat nach Ende der Demo, dass die gesamte Demo ohne besondere Vorfälle verlaufen sei, da sich alle Teilnehmer diszipliniert verhalten hätten. Andreas Bode: „Die Polizei in Montabaur hat schon ganz andere Sachen zu bewältigen gehabt.“
Wolfgang Rabsch


Kommentar und Einschätzung von Chefredakteur Wolfgang Tischler
Die Gruppe, die sich die „Freiheitsfahrer“ nennt, ist relativ neu und breitet sich gerade über Deutschland aus. Die Homepage Freiheitsfahrer.de verweist auf den geschlossenen Telegram-Kanal. Im Impressum steht ein Wolfgang Greulich mit Berliner Adresse. Man scheint die Öffentlichkeit zu scheuen, genauso wie die Querdenker und Coronaleugner, die die Presse als politikgesteuert ansehen.

„Vor allem während der Corona-Pandemie scheint der Messengerdienst Telegram zur zentralen Plattform für Verschwörungsideologen, Rechtsextreme und Populisten geworden zu sein“, schreibt Focus-online in einer Recherche. Bei Telegram ist es möglich, abgeschirmte Gruppen von bis zu 200.000 Personen zu bilden. Die Inhalte werden vom Messengerdienst so gut wie nicht reguliert.

Wer bei YouTube nach den Freiheitsfahrern sucht, wird sehr schnell fündig und dort zeigen sich klare Verbindungen zu der Querdenkerszene und den Coronaleugnern. Wer sich diese Videos anschaut, wird daraus ableiten, dass die Aussage der Organisatorin Jessica Martin, die sie gegenüber dem WW-Kurier getätigt hat, nicht stimmen kann. Ziel ist es, gegen die Coronamaßnahmen in einer neuen Form zu demonstrieren. Die Kirmesjugend von Vielbach hat dies richtig erkannt.
       
       
       
   
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