WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 17.12.2020
Politik
Medizinische Versorgung auf dem Land sichern
Barmherzige Brüder Trier und Verbandsgemeinde Montabaur gründen gemeinsame Hausarztpraxis mit mehreren Standorten mit dem Ziel, die hausärztliche Versorgung in der Fläche langfristig zu sichern.
Auf gute Partnerschaft: BBT-Regionalleiter Frank Mertes (r.) und Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich vor dem Montamedicum. Hier wird im Frühjahr die Zentrale der neuen Hausarztpraxis einziehen. Foto: VG Montabaur / Olaf NitzMontabaur. „Den Menschen nah!“ Diesen Slogan haben sich die Barmherzigen Brüder Trier (BBT-Gruppe) auf die Fahnen geschrieben. Er steht auch als Leitmotiv über dem neuen Projekt, das die BBT-Gruppe gemeinsam mit der Verbandsgemeinde (VG) Montabaur angestoßen hat: Beide Partner wollen eine Hausarztpraxis mit mehreren Standorten gründen. Ziel ist es, die hausärztliche Versorgung in der Fläche langfristig zu sichern. Dabei soll die neue Praxis ein Netzwerk bilden, das mit den niedergelassenen Hausärzten zusammenarbeitet. Diese können sich beteiligen oder kooperieren, wenn sie das möchten. Die Zentrale wird im neuen Ärztehaus Montamedicum untergebracht. Die neue Hausarztpraxis soll im Februar gegründet werden und ihre Arbeit im Frühjahr aufnehmen. Der VG-Rat hat jetzt den Verträgen zugestimmt.

Die VG Montabaur hat mehr als 40.000 Einwohner, die in 24 Ortsgemeinden und der Stadt Montabaur leben. Laut Kassenärztlicher Vereinigung gibt es in dem Bereich 30 Sitze für niedergelassene Fachärzte für Allgemeinmedizin, also Hausärzte. „Aufgrund der Altersstruktur ist abzusehen, dass 17 Ärzte in den nächsten Jahren in den Ruhestand treten. Es wird sehr schwer, Nachfolger zu finden, die eine Praxis auf dem Land übernehmen wollen. Diese Entwicklung zeichnet sich deutschlandweit seit Jahren ab und betrifft auch den Westerwald“, beschreibt Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich die Ausgangssituation, die für ihn Triebfeder des Handelns ist. „Wir haben in der Verwaltung verschiedene Optionen und Modelle geprüft. Ich bin froh, dass wir in der BBT-Gruppe einen starken Partner im Gesundheitswesen gefunden haben, dem die Region am Herzen liegt. Als VG könnten wir ein solches Projekt keinesfalls alleine stemmen.“

Als weitere Partner möchte er die niedergelassenen Hausärzte in der VG ins Boot holen. Es sind verschiedene Formen der Zusammenarbeit denkbar von der finanziellen und organisatorischen Beteiligung an der neuen Gesellschaft bis hin zu einer lediglich punktuellen Kooperation. „Hier sind wir bereits in Gesprächen“, so Richter-Hopprich. „Unser Ziel ist es, ein Netzwerk zu gründen, dass die gesamte VG Montabaur abgedeckt.“

Weitere Partner im Netzwerk sind die Ortsgemeinden, die bei der Suche nach geeigneten Räumen für die Praxisstandorte helfen und sich finanziell an der Miete beteiligen sollen. „Eine flächendeckende und vor allem stabile Versorgung ist im Interesse aller. Sie kann nur gewährleistet werden, wenn sich alle Partner dauerhaft engagieren.“ In seiner Wintersitzung hat der VG-Rat jetzt den Verträgen zugestimmt (einstimmig bei zwei Enthaltungen) und auch die Ortsbürgermeister stellten sich hinter das Projekt.

Zum Aufbau und Betrieb der neuen Praxis soll eine neue gGmbH gegründet werden. Formal wird die neue Praxis ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) sein, das unter der Führung der BBT-Gruppe steht und Teil des Konzerns sein wird. „Wir als BBT-Gruppe freuen uns, dass die VG Montabaur zur Realisierung einer nachhaltigen allgemeinmedizinischen Versorgung auf uns zugekommen ist“, erklärt Frank Mertes, BBT-Regionalleiter. „Dieses innovative und langfristig angelegte Projekt ist für uns eine große Herausforderung, aber gleichzeitig auch ein Engagement, das gut zu uns als Träger und zu unserem Auftrag und Selbstverständnis passt.“ Die BBT-Gruppe gehört mit über 100 Einrichtungen zu den großen christlichen Trägern von Krankenhäusern, Medizinischen Versorgungszentren und Sozialeinrichtungen in Deutschland.

Gerade für junge Ärzte bietet die Festanstellung in einem MVZ viele Vorteile, denn sie haben ein festes Gehalt und feste Arbeitszeiten, auch eine Beschäftigung in Teilzeit ist möglich, was wiederum die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert und zur Attraktivität des Standorts beiträgt. „Die Übernahme einer Praxis bedeutet in der heutigen Zeit eine hohe Investition und viel Verantwortung. Gerade für junge Nachwuchskräfte sind die Hürden sehr hoch“, so Frank Mertes. Das MVZ könne zudem der Start für eine spätere Selbständigkeit sein.

Die neue Hausarztpraxis wird ihre Zentrale im Montamedicum haben, also in dem neuen Ärztehaus in der Innenstadt von Montabaur. Bis zu drei nicht selbstständige Praxen sind vorgesehen, die von der Zentrale aus personell, organisatorisch und wirtschaftlich koordiniert werden. Die weiteren Praxen sollen sukzessive aufgebaut werden, die genauen Standorte stehen allerdings noch nicht fest. Frank Mertes sieht in der Stadt Montabaur und den umliegenden Ortsgemeinden attraktive Wohnstandorte besonders für junge Familien. „Auch deshalb sind wir zuversichtlich, genügend Ärzte und medizinisches Personal für unser neues Gemeinschaftsprojekt zu finden.“ (PM)
Nachricht vom 17.12.2020 www.ww-kurier.de