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Nachricht vom 10.12.2020
Region
Vorsicht heiß! – Verbrennungsgefahren für Kinder
Jedes Jahr am 7. Dezember jährt sich der „Tag des brandverletzten Kindes“, um vor den Gefahren thermischer Verletzungen bei Kindern zu warnen. In diesem Jahr stand der Tag unter dem Motto „Vorsicht heiß“. In Deutschland werden jährlich mehr als 7.500 Kinder unter 15 Jahren aufgrund eines Verbrennungs- und Verbrühungsunfalls stationär behandelt. Trotz optimaler medizinischer Versorgung führen Brandverletzungen häufig zu lebensverändernden Folgen für das Kind und oft auch für Eltern und Familie.
Symbolbild zum Tag des brandverletzten Kindes – Risiken im häuslichen Umfeld. Fotos: Tobias WentSiegen. Susanne Falk, Vorsitzende von Paulinchen, der Initiative für brandverletzte Kinder e.V. betont: „Ein Heißgetränk kann bei einem Kleinkind drittgradige Verbrennungen mit bleibenden Narben verursachen. Als bundesweite Organisation für Familien mit brandverletzten Kindern nehmen wir den Aktionstag zum Anlass, Bewusstsein dafür zu schaffen.“ Unter anderem mit drei neuen Präventionsfilmen zeigt Paulinchen e.V. noch einmal die Hauptgefahren für Kleinkinder bis zwei Jahren.

„Gerade kleine Kinder unter fünf Jahren sind im Haushalt oft durch unachtsames Verhalten von uns Erwachsenen stark gefährdet. Gefahren durch heiße Oberflächen, wie Kaminofen, Herdplatte oder Backofentür oder aber Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Tee oder Kaffee werden unterschätzt. Die sensible Kinderhaut wird auch schon bei kurzer Kontaktzeit langfristig geschädigt und es bleiben Narben fürs Leben. So ist die wichtigste Therapie auf die Gefahr hinzuweisen und so durch aufmerksameres Verhalten von Eltern und Angehörigen Verletzungen vorzubeugen“, erklärt Oberarzt Tobias Went der Abteilung Kinderchirurgie an der DRK-Kinderklinik Siegen. „Heiße Flüssigkeiten sind für kleine Kinder eine sehr folgenschwere Gefahr, eine Tasse Tee kann 1/3 der Haut eines Kleinkindes verbrühen“, führt der Experte für Brandverletzungen vom Wellersberg weiter aus.

Auf www.tag-des-brandverletzten-kindes.de stellt Paulinchen e.V., Initiator und Ausrichter des Aktionstages am 7. Dezember neben kostenfreien Materialien zur Prävention und Unfallverhütung auch die bundes-weiten Aktionspartner/innen wie Kliniken, Feuerwehren, Kitas und so weiter vor. Das gemeinsame Ziel der Initiative und der Experten der Siegener Kinderklinik ist es, Kinder und Jugendliche vor Verbrennungs- und Verbrühungsunfällen zu schützen, gerade Eltern und Großeltern für Gefahren zu sensibilisieren und zu zeigen, wie man diese folgenschweren Unfälle verhindern kann.

Dabei sollte man auf folgende Punkte achten:
• Nichts Heißes essen oder trinken, während ein Kind auf dem Arm oder Schoß ist.

• Heißgetränke nie zu nah an den Rand von Tisch- und Arbeitsplatte oder auf dem Boden abstellen.

• Keine herabhängenden Tischdecken verwenden; Kinder könnten sich daran hochziehen.

• Wasserkocher und andere elektrische Geräte immer außer Reichweite von Kindern stellen. Vorsicht mit herabhängenden Kabeln!

• Kinder von heißen Flächen wie Herdplatten, Kaminöfen und Backöfen fernhalten.

• Immer auf den hinteren Herdplatten kochen und die Griffe von Töpfen und Pfannen nach hinten drehen. Kochfeld mit einem Herdschutzgitter sichern, damit Kinder nicht auf heiße Platten fassen oder Töpfe auf sich herabziehen können.

• Badewassertemperatur immer kontrollieren, niemals nur heißes Wasser einlaufen lassen. Wasserhähne mit Thermostat sichern.

• Wärmflaschen mit Wasser unter 50° Celsius befüllen und die Flasche gut verschließen (bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern keine Wärmflaschen verwenden).

Große Schmerzen, zahlreiche Operationen und Behandlungen, die sich oft über Monate und Jahre hinziehen, sind sonst häufig die traurige Folge für die betroffenen Kinder. Wer genauer hinsieht und für sein Kind mitdenkt, der kann bis zu 60 Prozent der Unfälle verhindern. Ein aufmerksamer Gang durchs Haus kann dazu dienen, den Wasserkocher inklusive Kabel so aufzustellen, dass die Kleinen erst gar nicht danach greifen können. Ein Herdschutzgitter sollte in der Familienküche zum Standard gehören.

„In der Brandschutzerziehung geht es nicht nur um Verbote, die zugleich ja auch neugierig machen, sondern eher darum, gemeinsam mit dem Kind die Gefahren zu erkunden und so verstehen zu lernen“, erläutert Chefarzt Dr. Stefan Beyerlein. So sollten Kinder beispielsweise erklärt bekommen wie man mit Streichholz und Kerze umgeht und wie gefährlich heiße Flüssigkeiten sind.

Aber keine Angst, auf eine gemütliche, weihnachtliche Atmosphäre muss man trotz alledem nicht verzichten. Denn LED-Lichterketten und elektrische Kerzen zaubern ein stimmungsvolles und ungefährliches Licht im winterlichen Heim. Und der heiße Tee ist in der geschlossenen Thermoskanne ohnehin besser aufgehoben als im offenen Kännchen. Denn Verbrühungen sind die häufigste Unfallursache thermischer Verletzungen, mit denen Oberarzt Tobias Went und seine Kollegen auf dem Wellersberg immer wieder konfrontiert werden.

Weitere Informationen und hilfreiche Broschüren erhält man kostenlos in der kinderchirurgischen Abteilung der DRK-Kinderklinik Siegen auf dem Wellersberg oder unter: www.paulinchen.de. (PM)
   
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