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Nachricht vom 26.11.2020
Wirtschaft
HwK-Vollversammlung: Traditionsveranstaltung in neuem, modernem Format
Das hat es in 120 Jahren Handwerkskammer (HwK) Koblenz noch nicht gegeben: ein voll beschlussfähiges Parlament des Handwerks aus Arbeitgeber- wie Arbeitnehmervertretern, die aufgrund der Corona-Richtlinien nicht an einem Ort gemeinsam tagen und beraten konnten. Die Lösung: eine Hybrid-Veranstaltung mit einem kleinen Personenkreis in Präsenzform in Räumlichkeiten der HwK sowie internetbasierte Zuschaltung aller anderen Mitglieder und von diversen Zuschauern.
Traditionsveranstaltung Vollversammlung in neuem Format: der Austausch zur Tagesordnung und die Abstimmung zu Beschlüssen fand im Rahmen einer Hybridveranstaltung online statt. Fotos: HwK
03:Koblenz. Nicht nur der Austausch untereinander wurde so digital sichergestellt, sondern auch das Abstimmen zu wichtigen Tagesordnungspunkten. Die Vollversammlung der HwK zählt 48 Mitglieder, 32 Arbeitgebervertreter und 16 aus dem Kreis der Arbeitnehmer. An der Spitze ist der Vorstand durch Präsident Kurt Krautscheid (Arbeitgeber) sowie die Vizepräsidenten Joachim Noll (Arbeitnehmer) und Mark Scherhag (Arbeitgeber) besetzt.

Die Anfang November durch die Bund-Länder-Vertreter beschlossenen, erweiterten Corona-Auflagen haben auch die Vorbereitungen auf die HwK-Vollversammlung geprägt. „Eine Online-Konferenz durchzuführen war weniger das Problem. Wir mussten auch eine rechtssichere Interaktion in der Beschlussfassung organisieren. Was ja für alle Beteiligten in dieser Form Neuland war“, erklärt HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich die Vorbereitung und Durchführung dieser Traditionsveranstaltung in neuem Format.

Die Premiere ist gelungen, denn alle Beiträge, Reden und Abstimmungen konnten reibungslos auch online durchgeführt werden. Unter anderem hat die HwK Maurer Markus Morawietz (Rengsdorf) als neues Mitglied in den Vorstand gewählt. Er folgt auf das Arbeitnehmer-Mitglied Schachtmeister Karl-Heinz Müller (Kirchwald), der aus Vorstand und Vollversammlung ausgeschieden ist und digital verabschiedet wurde. In der Vollversammlung rückt Maurermeister Klaus Withum (Neuwied) für ihn nach. Für den ebenfalls aus der Vollversammlung ausgeschiedenen Arbeitgebervertreter Dipl.-Ing. Detlef Börner (Koblenz) übernimmt Dachdeckermeister Gregor Orth (Grafschaft) das Mandat. Das HwK-Parlament verabschiedete einen Kammerhaushalt für 2021 in Höhe von 43,5 Millionen Euro.

In seiner Rede ging HwK-Präsident Kurt Krautscheid auf die aktuelle Lage im Handwerk wie auch die wichtigsten Projekte der Handwerkskammer ein. Geprägt ist das handwerkliche Leben im Corona-Jahr 2020 natürlich auch durch die Gesundheits- und Hygienemaßnahmen. Nach dem Konjunkturknick im Frühjahr haben sich die Werte zur Wirtschaftslage im Herbst 2020 wieder deutlich erholt. „Mitten in der ersten Corona-Welle wurden die Werte für den ersten Konjunkturbericht 2020 abgefragt. Sie gingen um knapp 30 Prozent runter. Und auch bei den Aussichten herrschte eher Zurückhaltung. Nur noch 35 Prozent der befragten Unternehmen wollten sich damals positiv äußern. Daraus wurden im Laufe des Jahres 85 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Herbstkonjunkturbericht nur noch neun Prozent unter dem Wert von 2019.“ Krautscheid spricht mit Blick auf diese Zahlen von einer „stabilen Wirtschaftslage im Handwerk, das sich vom Corona-Schock gut erholt hat.“

Das griff auch Staatssekretärin Daniela Schmitt in ihrer Rede auf. Die Politikerin war persönlich nach Koblenz angereist und lobte das Handwerk als „stabilisierenden und verlässlichen Faktor in der Corona-Krise. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Betriebe und ihre Mitarbeiter hier schnell und zielorientiert reagiert haben. Die guten Konjunkturwerte sprechen für sich!“. Die Handwerkskammer Koblenz habe in dieser für alle schwierigen Situation mit einem modernen, stets präsenten und aktuellen Krisenmanagement überzeugt. „Das zeigt sich auch in der heutigen Vollversammlung. Eine solche Hybridveranstaltung ist eine moderne und zeitgemäße Form der Kommunikation und ermöglicht uns allen, im Dialog zu bleiben. Das ist wichtig, gerade jetzt in dieser Phase, denn der Kontakt untereinander darf nicht verloren gehen.“

Dabei spielt die Digitalisierung eine Schlüsselrolle „und die Kammer war hier ohnehin gut aufgestellt, hat die Digitalisierungsoffensive in diesem Jahr extrem vorangetrieben“, betont Kurt Krautscheid und nennt Beispiele: Meistervorbereitung und Weiterbildungsseminare, Lehrstellen Akquise, Veranstaltungen, Informations- und Beratungsleistungen – „das alles musste schnell und zuverlässig übers Internet funktionieren. In einigen Feldern gab es bereits Plattformen, auf die wir aufsetzen konnten, manchmal war es aber auch ein Kaltstart.“ Der letztendlich glückte. „Vieles davon werden wir über Corona hinaus beibehalten und weiterentwickeln“, nennt Krautscheid Begleitaspekte der Pandemie-bedingten Umstellungen.

Die Kammer selbst liegt mit ihren Projekten im Plan. Sowohl der Mensa-Neubau wie auch die Planungen für den Campus Handwerk mit einer neuen Verwaltungszentrale am Standort der Berufszentren August-Horch-Straße in Koblenz kommen gut voran.

Für die Arbeitnehmerseite des Handwerks im nördlichen Rheinland-Pfalz sprach Joachim Noll in der Vollversammlung. Der Kfz-Meister wies insbesondere auf die Bedeutung flächendeckender Tarifverträge hin. „Gerade jetzt in der Zeit der Pandemie zeigt sich, wie wichtig sie für die Absicherung der Arbeitnehmer und nehmerinnen sind“. Der Handwerksmeister griff beispielhaft die jüngste Entscheidung auf, die Tarifverträge im Kfz-Handwerk seitens der Arbeitgeber nicht zu verlängern. Sein Appell: „Wenn wir in absehbarer Zeit nicht eine noch größere Flucht aus dem Handwerk in die Industrie erleben möchten, müssen die handelnden Personen die Gespräche so schnell wie möglich wiederaufnehmen und für die Beschäftigten und ihre Betriebe vernünftige Tarifverträge verhandeln und auch abschließen. Tarifverträge sind ein wichtiger Beitrag, um das Handwerk zu stärken.“ Das wirke sich dann auch auf den Ausbildungssektor positiv aus.

Die Krisenbewältigung der Handwerkskammer lobte Noll: „Die Ausbildungszentren wurden entsprechend der Corona Verordnungen ausgestattet, so dass die überbetrieblichen Lehrunterweisungen in der üblichen Qualität präsent stattfinden konnten. Die HwK hat hier engagiert und vorbildlich gehandelt.“

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