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Nachricht vom 27.07.2020
Kultur
Das Blasorchester blies für eine Stunde die Pandemie weg
Abstand und Nähe! Dieses zunächst gegensätzliche Wortpaar stand im Mittelpunkt beim Fensterkonzert des Blasorchesters Daubach des Seniorenzentrums Ignatius-Lötschert-Haus im Buchfinkenland. Abstand, weil die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen strikt eingehalten wurden. Nähe, da die stimmungsvollen Klänge der Musiker/innen alle Anwesenden miteinander verbanden.
Mutmacher-Konzert im Altenheim mit dem Blasorchester Daubach. Foto: privat Horbach/Daubach. Dabei sah es zunächst für dieses zweite „Mutmacher-Konzert“ im Hof des Altenheims nicht gut aus: dunkle Regenwolken näherten sich vom benachbarten Horbacher Waldstadion und drohten mit Nässe von oben. Doch mit dem ersten Taktschwung von Dirigent Walter Born verzogen sich die Wolken und die Sonne diktierte für eine Stunde den Verlauf des Konzertes. Dieses brachte dann mit dem „Bub aus dem Westerwald“ und dem „Westerwald-Lied“ auch bekannte regionale Melodien zu Gehör. Märsche wie „Dem Land Tirol die Treue“ oder der „Böhmische Traum“ rundeten das auch von modernen Liedern abgerundete Programm der Gäste aus Daubach ab. Besonders gefiel auch „Juventus“, bei dem es um die für alle Zuhörer/innen lange zurückliegende Jugend geht.

Bei so viel morgendlicher Klangfülle kamen die vielen Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheimes an den Fenstern und im Hof mit dem Klatschen kaum nach. „Das so etwas Schönes nur für uns gemacht wird, erfüllt mich mit großer Freude“, brachte eine hochbetagte Seniorin ihre Gefühle zum Ausdruck. Ein anderer meinte mit einem Au-genzwinkern, dass Corona in diesen Momenten fast vergessen sei und somit auch seine guten Seiten habe.

Nach langer Proben- und Konzertpause merkte man den musikalischen Gästen von den benachbarten Gelbachhöhen ihre schnell zurückgewonnene Spielfreude an. „Wir sind alle heilfroh, endlich mal wieder öffentlich spielen zu können“, meinte Dirigent Walter Born. Als einer der erfahrensten Musiker in den Reihen des Blasorchesters erinnerte Rainer Frink an die ersten beiden außergewöhnlichen Corona-Proben in Kleingruppen: „Wir haben am Dorfrand extra dafür eine Wiese gemäht um den Abstand einhalten zu können“. So ganz ohne vorher zu proben, habe man doch nicht im Altenheim spielen wollen, meinte Daubachs Ortsbürgermeister Thorsten Hahn, der zu den aktiven Musikern des Orchesters gehört.

Beim anschließenden Frühschoppenbier wurde klar, dass das ebenso traditionsreiche wie erfolgreiche Daubacher Blasorchester durch die Pandemiekrise nicht gefährdet ist. „Das sind alles Vollblutmusiker/innen, die sich ihr Hobby durch Corona nicht verderben lassen“, so die Vorsitzende Kornelia Bicking. Dazu trage auch entscheidend bei, dass man mit dem musikalischen Tausendsassa Walter Born einen Ausnahmekönner am Taktstock habe. Damit es langfristig auf hohem Niveau weitergehen kann, hoffe der Vorstand darauf, dass bald auch wieder die Kinder und Jugendlichen ihr Können zusammen weiterentwickeln dürfen. „Natürlich hoffen wir auch bald wieder bei Kirmes, Fastnacht oder bei unserem „Adventszauber“ spielen zu können“, so die Vereinschefin.

Ein ganz besonderes Konzert war es für Bruno Theis, der aus Hübingen stammend in Gackenbach wohnt und schon viele Jahre das Orchester verstärkt. Sein Vater Adolf wohnt im Altenheim und gehörte zu den besonders kritischen Zuhörern. Hinterher standen beide zusammen und waren froh darüber, diese gemeinsame Stunde erleben zu dürfen. „Ich honn kahne Fähler beim Bruno gehiehrt“ meinte Vater Adolf anerkennend.

Bevor ein Gewitter mit Sturzregen dann das Buchfinkenland heimsuchte, bedankte sich Uli Schmidt als Vorsitzender des Fördervereins für das Ignatius-Lötschert-Haus auch für die Heimleitung bei allen Musikern für ein gelungenes Gastspiel, das sicher im Haus noch lange in guter Erinnerung bleiben werde. Er äußerte den Wunsch, dass sich noch andere Musiker und Sänger für weitere Mutmacher-Konzerte zur Verfügung stellen. „Diese können singend und musizierend so dazu beitragen, die Negativ-Stimmung rund um die Pandemie für die über 100 alten Menschen im Haus zu mildern“, meinten auch Hillary Weimer und Michaele Baier für die engagierten Betreuungskräfte des Altenheimes.
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