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Nachricht vom 03.07.2020
Vereine
Diebische Elster (Pica pica) ist besser als ihr Ruf
Zu den auffälligsten Vögeln unserer Region gehören die schwarzweiß schimmernden Elstern. Bei Gartenbesitzern sind Elstern meist unbeliebt, denn sie gelten als Singvogelkiller, obwohl diese nur 15 bis 20 Prozent der Nahrung ausmachen, und obwohl viele Kleinvögel in Nachbarschaft von Elstern trotzdem höchste Siedlungsdichten erreichen. Zudem gelten sie als diebisch. Nicht umsonst ist „Elster“ auch der Projekt-Name der deutschen Steuerverwaltungen aller Länder und des Bundes zur Abwicklung der Steuererklärungen und Steueranmeldungen über das Internet.
Elster. Foto: Hubert Jung, NI-Regionalgruppe WetterauRegion. Wie Ornithologen europaweit, versucht auch die Naturschutzinitiative e.V. die Ehre der Elster zu retten: „Wie schon der Titel der melodramatischen Oper „Die diebische Elster“ (La gazza ladra) von Gioachino Rossini verrät, steht die Elster seit Jahrhunderten unter kriminellem Generalverdacht. Verlorene Eheringe, unauffindbare Perlenketten und eben auch verschwundene Silberlöffel, wie in der Oper, für alles wird die Elster verantwortlich gemacht. Die diebische Veranlagung die der Elster zugeschrieben wird, die zu den Rabenvögeln zählt, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass die Elster eine Vorliebe für Eier und Nestlinge anderer Vogelarten entwickelt, um so das Überleben der eigenen Brut zu sichern. Dieses Verhalten ist allerdings keine Ausnahme in der Welt der Vögel. Selbst Kohlmeisen wurden schon im Wald beim Plündern fremder Nester beobachtet. Die Elster ist ein Allesfresser, die in den wärmeren Jahreszeiten hauptsächlich Insekten und Nüsse verzehrt. Im Winterhalbjahr lebt sie eher vegetarisch und ernährt sich von Getreide, Samen, Früchten, Beeren, aber auch von Aas und Abfällen.“

Rabenvögel gelten als besonders intelligent. Kein Wunder also, dass die meisten von ihnen längst entdeckt haben, wie gut der Tisch für sie in Städten und Dörfern gedeckt ist: Die Allesfresser schätzen Komposthaufen, Abfallkörbe und Futterreste an Parkteichen sowie überfahrene Tiere an Straßenrändern.

Das Verbreitungsgebiet der Elster erstreckt sich über Europa, Nordwestafrika und weite Teile Eurasiens. „Elstern bauen eindrucksvolle Nester, von denen jedoch nur etwa jedes fünfte tatsächlich auch zur Brut genutzt wird. Das fast kugelförmige Nest wird meist in einem der höchsten Laubbäume der Umgebung angelegt.“ (NABU). Der bundesweite Brutbestand mit etwa 555.000 Revieren ist stabil und nimmt, dank des neuen städtischen Lebensraums, sogar zu. Ihre hoch oben in den Baumkronen gebauten Nester sind überdacht und sehen deshalb von weitem kugelförmig aus. So sind die vier bis acht Eier vor Räubern aus der Luft bestens geschützt. Die Brutzeit dauert etwas mehr als zwei Wochen, nach weiteren rund drei Wochen Fütterung durch beide Altvögel sind die jungen Elstern flügge.

Die Sorge, dass durch die Bestandszunahme der Elster das Überleben von Singvögeln erschwert wird, bleibt so lange unbegründet, wie es ein ausreichendes Nahrungsangebot für alle gibt. „Übrigens ist die Elster selbst ein Singvogel, auch wenn ihre stimmlichen Äußerungen das nicht vermuten lassen.“, darauf weist der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) hin. Und dass sie nur schlecht getarnte Nester ausräubern, während die gut versteckten Nester ihnen verborgen bleiben. „Die Elstern erweisen damit den Beraubten sogar auf zweierlei Weise einen Dienst. Zum einen sorgen sie dafür, dass diejenigen eine größere Nachkommenzahl durchbringen, die ihre Nester besser verstecken, zum anderen werden die oft zur gleichen Zeit begonnenen Bruten nun durch Ersatzbruten aufgrund des Nestverlusts zeitlich entzerrt und damit wird die Nahrungskonkurrenz innerhalb der Art verringert.“

Wer hohe Bäume im Garten stehen hat, hat damit auch eine gute Chance, dass die schönen und intelligenten Vögel dort nisten. htv
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