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Nachricht vom 24.06.2020
Kultur
Klara trotzt Corona, XXXIV. Folge
Mit wöchentlich neuen Episoden möchten Ihnen die Autoren der Limburg-Krimis, Christiane Fuckert und Christoph Kloft, den Leserinnen und Lesern etwas Trost, Unterhaltung und hin und wieder vielleicht sogar ein Lächeln schenken, wenn Sie sehen, wie die schrullige Haushälterin Klara Schrupp und ihr gutmütiger Chef Pfarrer van Kerkhof ihren Alltag bewältigen.
SymbolfotoKölbingen. 34. Folge vom 25. Juni
Beim Mittagessen gab Klara sich äußerst wortkarg.

„Meine Liebe, geht es Ihnen nicht gut?“, fragte van Kerkhof deshalb. „Mir geht es gut“, antwortete Klara knapp und nahm sich eine Kartoffel. „Aber Sie essen ja kaum etwas. Irgendwas ist doch, Klara! Nicht mal Ihr Schnitzel haben Sie angerührt!“ „Nur weil ich nicht so viel Fleisch esse wie Sie, muss ich ja nicht krank sein, Herr Pfarrer!“, fuhr sie ihn unvermittelt an.

Van Kerkhof ließ verdutzt die Gabel sinken und sah Klara mit großen Augen an. „Ich und viel Fleisch essen? Höchstens an zwei oder drei Tagen in der Woche, und heute ist einer davon.“ „Das mag schon sein, aber trotzdem ist das nicht gut!“ „Ich kann meinen Fleischkonsum gerne noch weiter einschränken, liebe Klara. Aber ich glaube nicht, dass das Ihre schlechte Stimmung heute verbessern würde.“ Er beugte sich vor und sah seiner Haushälterin fest in die Augen. „Nun mal raus mit der Sprache, was ist los?“

Klara ließ augenblicklich Messer und Gabel fallen und funkelte ihn wütend an. „Haben Sie das etwa nicht gelesen mit den Schlachthöfen? Wo jetzt das Corona drin ist? Und wo die Menschen gehalten werden wie Tiere und die Tiere behandelt werden, als handelte es sich bei ihnen nicht um Gottes Geschöpfe?“

Der Pfarrer hielt jetzt ebenfalls im Essen inne und nickte: „Das ist es also, was sie umtreibt. Das kann ich gut verstehen. Ich mache mir da auch meine Gedanken!“ „Aber essen munter ihr Schnitzel weiter!“, fauchte Klara ihn an. „Und Ihre Leberwurst auch!“ „Soviel ich weiß, kaufen wir Fleisch und Wurst beim Metzger um die Ecke ein“, verteidigte sich van Kerkhof.

„Das machen wir auch nicht immer, das wissen Sie ganz genau. Manchmal holen wir unser Fleisch auch im Supermarkt.“ „Wo Sie dann eifrig nach den Sonderangeboten sehen. Und das billige Fleisch kommt ja gerade aus diesen Schlachthöfen.“ „Das müssen Sie mir jetzt gar nicht vorhalten, Herr Pfarrer. Wenn ich hier nicht das Geld zusammenhalten würde, wo kämen wir dann hin? Sie gucken da ja gar nicht drauf.“

„Ein Glück, dass ich Sie habe.“ Dem Pfarrer gelang es gerade so, dabei ein Lächeln zu unterdrücken. „Das können Sie laut sagen. Wenn ich so wirtschaften würde wie Sie, dann wären wir schon lange den Bach runtergegangen.“ „Dafür bin ich Ihnen auch sehr dankbar, meine Liebe!“

Klara schien aber immer noch nicht zufrieden. „Das Geld ist die eine Sache, aber solche Schlachthöfe sollten wir nun wirklich nicht unterstützen. Haben Sie gesehen, wie die Leute, die da arbeiten müssen, nach Feierabend hausen müssen? Alle zusammen in einem großen Raum, da gibt es keinen Abstand. Ist doch ganz klar, dass das Corona da zugeschlagen hat. Und wenn wir es jetzt bald wieder überall haben, dann nur deshalb.“

„Es gibt zwar noch andere Infektionsherde, aber ich muss Ihnen da alles in allem völlig Recht geben“, erwiderte der Pfarrer und nickte heftig dabei. „Es wird höchste Zeit, dass sich an diesen Zuständen etwas ändert!“

„Wie Sie auf einmal daherreden! Wollen Sie jetzt etwa Politiker werden?“ „Nein, meine Liebe, das habe ich nicht vor.“ Van Kerkhof musste nun wirklich lachen. „Ich habe meine Berufung gefunden, und da bin ich dem lieben Gott sehr dankbar dafür!“

„Und was wollen Sie sonst tun, damit das nicht mehr so weitergeht mit den armen Tieren und den Menschen in den Schlachthöfen?“ „Wir könnten bei uns selbst anfangen ...“ Es hörte sich an, als würde der Pfarrer laut nachdenken. „Das habe ich schon lange gemacht. Und deshalb brauchen Sie sich auch nicht zu wundern, dass ich mein Schnitzel nicht esse.“

„Ich verstehe, liebe Klara, eigentlich ein guter Vorsatz. Aber dem Tier, von dem es ist, helfen Sie damit nicht mehr, denn es ist nun schon einmal gestorben, und gebraten ist das Schnitzel auch.“ „Dann friere ich es eben ein, und wir müssen dann beim nächsten Mal eines weniger kaufen.“ „Das klingt logisch.“

„Ist es auch. Und in Zukunft kaufen wir unser Fleisch nur noch beim Metzger und wenn es da auch ein bisschen teurer ist, dann gibt es halt an einem Tag weniger Schnitzel oder Gulasch bei uns.“ „Damit kann ich leben.“ „Sehen Sie, dann ist das hiermit abgemacht.“ Klara schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Ich gehe da voll und ganz mit“, stimmte der Pfarrer ihr zu. „Aber jetzt essen Sie ruhig mal weiter.“

Klara steckte sich auch wirklich eine halbe Kartoffel in den Mund, setzte wenig später aber noch einmal an: „Es ist schon eine Schande, wie wir mit unseren Tieren umgehen. Die Hühner werden in den Legebatterien gehalten, die kleinen Küken werden geschreddert, nur weil sie männlich sind, die Schweine werden in viel zu engen Verschlägen gehalten und kriegen irgendwelche Spritzen, damit ihr Fleisch schön mager ist.“

„'Der Gerechte kümmert sich um seine Haustiere', das steht schon in der Bibel. Leider wird die heute immer weniger gelesen. Vor allem von solchen Menschen, die für so etwas verantwortlich sind!“

„Da muss ich Ihnen wirklich einmal Recht geben, Herr Pfarrer.“ Wie zur Bekräftigung nahm Klara ihr Glas und trank einen großen Schluck Wasser. „Früher war das alles anders“, sagte sie, nachdem sie ihr Glas wieder abgesetzt hatte. Im Westerwald haben wir noch selbst geschlachtet. Da hingen dann die Schweinehälften an großen Leitern, damit die Tiere ausbluten konnten. Und hinterher gab's eine ordentliche Wurstsuppe. Als ich Kind war, habe ich einmal ein großes Schweineauge aufgehoben, das auf dem Boden lag. Und die ...“

„Danke, liebe Klara, ich kenne das auch noch.“ „Aber was ist denn auf einmal los mit Ihnen, Herr Pfarrer? Sie sind ja plötzlich ganz blass um die Nase? Wollen Sie Ihr Schnitzel etwa nicht mehr aufessen, Herr Pfarrer?“

Van Kerkhof griff zur Serviette. „Ich bin satt, meine Liebe. Ich glaube, Sie haben mich soeben zum Fegetarier gemacht.“ „Das spricht man mit 'W', Sie alter Holländer: Vegetarier heißt das.“ „Dann bin ich eben ein Vegetarier.“

„Mal sehen, wie lange es hält. Aber wenigstens ein Anfang ist schon mal gemacht!“ Klara grinste bei diesen Worten zufrieden und begann den Tisch abzuräumen. (www.christoph-kloft.de)


Bisher erschienene Fortsetzungen:
Klara trotzt Corona, XXXIII. Folge
Klara trotzt Corona, XXXII. Folge
Klara trotzt Corona, XXXI. Folge
Klara trotzt Corona, XXX. Folge
Klara trotzt Corona, XXIX. Folge
Klara trotzt Corona, XXVIII. Folge
Klara trotzt Corona, XXVII. Folge
Klara trotzt Corona, XXVI. Folge
Klara trotzt Corona, XXV. Folge
Klara trotzt Corona, XXIV. Folge
Klara trotzt Corona, XXIII. Folge
Klara trotzt Corona, XXII. Folge
Klara trotzt Corona, XXI. Folge
Klara trotzt Corona, XX. Folge
Klara trotzt Corona, XIX. Folge
Klara trotzt Corona, XVIII. Folge
Klara trotzt Corona, XVII. Folge
Klara trotzt Corona, XVI. Folge
Klara trotzt Corona, XV. Folge
Klara trotzt Corona, XIV. Folge
Klara trotzt Corona, XIII. Folge
Klara trotzt Corona, XII. Folge
Klara trotzt Corona, XI. Folge
Klara trotzt Corona, X. Folge
Klara trotzt Corona, IX. Teil
Klara trotzt Corona, VIII. Teil
Klara trotzt Corona, VII. Teil
Klara trotzt Corona, VI. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler: Klara trotzt Corona, V. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler - Klara trotzt Corona, IV. Teil
Klara trotzt Corona, dritter Teil
Klara trotzt Corona, zweiter Teil
Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof trotzen der Corona-Krise

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