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Nachricht vom 19.04.2020
Wirtschaft
Wohltuende Berührung in Zeiten des Coronavirus untersagt
Schöne Füße, entspannter Rücken, fitter Body, umsorgt von helfenden und heilkundigen Händen. Leider auch dies in Zeiten des Coronavirus lahmgelegt und auf ein Minimum reduziert. Das trifft insbesondere Praxen für Massage und Schönheitsbehandlung.
Wellness ist erstmal out. Foto: Wolfgang TischlerHundsdorf. Gerade erst zu Beginn des letzten Jahres expandierte Michaele Knaus mit ihrem Unternehmen und eröffnete zwei neue Standorte. Ihre Praxis für Wellness, Beauty & Gesundheit erweiterte sie in Dernbach an einem neuen Standort um einen größeren Sportraum mit zertifizierten Geräten für Präventionssport, mehreren Massage-, Gesichts- und Fußpflegestationen. In einem weiteren hochwertig renovierten Ex-Keramikraum in Höhr-Grenzhausen konnte die agile Fitness- und Sportkauffrau und Heilpraktikerin einen zusätzlichen schönen Ort für anspruchsvolle Fußpflege und entspannender Massage anbieten.

Damit hatte es Michaele Knaus geschafft, mit ihrer eigenwilligen Mischung aus wellness- und alternativmedizinischer Versorgung als einzige Heilpraktikerin der Region drei Standorte zu bedienen. Die Kurse für Präventionssport, gerade auch für ältere Menschen, die neuen Anwendungen alles lief prächtig an. Auch in ein junges und hochmotiviertes Team hatte Knaus mit Fortbildungen und Zukunftsaussichten investiert und zuletzt gar selbst noch eine Prüfung für die Lizenz zur Ausbilderin absolviert, um in Zukunft auch selbst AZUBIS ausbilden zu können.

„Wir sind ein Super-Team“, sagt Tanja und strahlt. Die Stimme der Kollegin klingt noch im Ohr: Michaele Knaus und ihr Team hatten im vergangenen Oktober die Gesundheitsmesse Sanara in Ransbach-Baumbach mit dem größten Stand bespielt. Noch an Weihnachten saßen acht fröhliche Kolleginnen und zwei gut gelaunte Kollegen beim Weihnachtsessen und machten mit der Chefin Pläne was als Nächstes in Angriff genommen werden sollte.

Nicht im Traum hätten die „Wellness-Feen“ sich vorstellen können, dass sich Michaele Knaus ein Feind, unsichtbar und kleiner als ein Hautschüppchen in den Weg stellen würde. Am 13. März zwangen die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus sie dazu, fast alle Mitarbeiterinnen in „Zwangsurlaub“ zu schicken. Die Corona-Pandemie traf sie mit aller Härte. Gesichtsbehandlungen, Massagen, Sportkurse – da sind Menschen zusammen und Abstandhalten ist hier eben gerade nicht angesagt. Also blieben die Kunden zunächst vorsichtig, später immer zahlreicher, bis sie dann aus barer Angst ihre Termine stornierten und dann Sportkurse weisungsbedingt komplett abgesagt werden mussten. Aufträge bei Firmen fallen weg, die Seniorenheime sind dicht. Fußpflege entfällt. Dazu kommt die Ungewissheit, wie lange es dauern wird bis wieder auf „Normalbetrieb“ umgestellt werden kann. Die Mieten aber für die Räume, Kosten für Strom, Gas, Wasser laufen weiter.

Glücklicherweise gehört Knaus auch zu den Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen. Schnell fand sie heraus wo die von der Regierung angebotene Soforthilfe im Internet beantragt werden konnte. Diese wurde gerade gestern auch bewilligt. Ihre Vermieter boten ihr eine Stundung der Miete an.

Mit ganzer Kraft stellt sie sich seither der Situation. Es sei wieder ein bisschen so wie am Anfang, an dem sie auch so viel alleine gestemmt habe, mit dem Unterschied, dass zurzeit höchstens eine Kollegin zeitgleich arbeiten kann. „Und die Leute kennen und schätzen hier meine und unsere Arbeit. Deshalb kommen sie ja auch wieder“, sagt sie und man sieht wie ihre Augen hinter der Atemschutzmaske lachen.

Berührung in Zeiten des Coronavirus – so sieht sie aus. Ja, diese Qualitäts-Gewissheit hat sie und daraus schöpft sie auch die Kraft. Für die drei Festangestellten hat sie Kurzarbeitergeld beantragt. Die jungen Frauen, alle mit kleineren Kindern, müssen nun mit 67 Prozent ihres letzten Gehaltes klarkommen.

Der kleine Teil der medizinischen Fußpflege und der heilpraktischen Behandlungen, sei ihr geblieben, so Knaus. In diesem Bereich arbeiten sie und Kollegin Carolin mit hohen Schutzmaßnahmen, wie Desinfektionsmitteln, Mundschutz und auch Ganzkörperanzügen.

Bleibt die Frage, wie die Corona-Pandemie die Wellnesslandschaft insgesamt verändern wird. Wie viel Konjunktur wird die wohltuende und heilsame Berührung noch haben? Werden danach die Nagelschere für den Hausgebrauch, Infrarotlampe oder Massagematratze zum neuen Zeitalter des Do-it-yourself gehören? „Wir geben in jedem Fall unser Bestes, werden versuchen die Preise stabil zu halten und zuversichtlich sein“, so Michaele Knaus. Und so viel positive Energie berührt in jedem Fall. SZ
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