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Nachricht vom 07.04.2020
Kultur
Apollo Theater: „Prinzip Hoffnung“ im Siegener Stadtbild
Das öffentliche Leben steht seit Mitte März weitestgehend still. In ganz Deutschland mussten die Kulturstätten ihre Türen schließen und neue Wege finden, Menschen zu erreichen. Das Siegener Apollo-Theater hat sich bewusst gegen digitale Dienste wie Live-Streams entschieden und setzt auf eine „analoge Inszenierung im öffentlichen Raum“. Mit Zitaten von Friedrich Hölderlin und Ernst Bloch wird die leere Stadt plakatiert, um so in dieser Zeit der Not und Krise die Hoffnung bewusst zu halten.
Das Apollo Theater in Siegen (Foto: Morgenthal)Siegen. Friedrich Hölderlin – deutscher Dichter und Denker und einer der bedeutendsten Lyriker seiner Zeit wäre diesen März 250 Jahre alt geworden. Doch sämtliche Gedenkfeiern anlässlich dieses Jubiläums mussten aufgrund der gegenwärtigen Situation abgesagt werden. Die Verse aus seiner 1803 veröffentlichten Hymne „Patmos“, mit dem biblischen Bezug zur Apokalypse, sind aber gerade jetzt in den Corona-geplagten Zeiten wieder aktuell. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“

Ein Zitat, das belegt, dass man selbst in der Krise hoffnungsvoll sein kann und das nun nicht nur von der Apollo-Fassade in die Stadt hinaus spricht, sondern auch auf Plakaten und Großflächen in ganz Siegen zu lesen sein wird. „Wir möchten die leere Stadt als Fläche für eine Botschaft nehmen, die hilft und Hoffnung gibt in dieser ungewissen Zeit“, sagt Intendant Magnus Reitschuster. „Die Hoffnung ist ins Gelingen verliebt“ steht auf dem zweiten Fassaden-Banner. Es ist ein Zitat des Philosophen Ernst Blochs aus seinem Hauptwerk „Prinzip Hoffnung“. Im Vorwort heißt es: „Was erwartet uns? Viele fühlen sich nur als verwirrt. (…) Dieser ihr Zustand ist Angst, wird er bestimmter, so ist er Furcht. (…) Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.“

Mit den Worten Bertolt Brechts betont Magnus Reitschuster: „Das Theater ist kein Luxusartikel und keine Deko, sondern Lebensmittel“. Man habe sich überlegt, welchen Beitrag man in dieser Zeit der Not und Krise leisten könne und sich für die analoge Inszenierung im öffentlichen Raum entschieden. Es sei insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Feiertage, die für alle in diesem Jahr anders als gewohnt stattfinden müssen, ein Herzensanliegen gewesen, die Banner noch in dieser Woche zu veröffentlichen. Das Apollo möchte mit diesen Botschaften nicht nur seinen Besuchern und treuen Abonnenten Hoffnung geben, sondern der gesamten Stadt. (PM)
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