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Nachricht vom 05.04.2020
Kultur
Klangvolle Farbe zu Corona-Zeiten
Das kulturelle Zentrum der Region verfügt zwar noch immer nicht über einen langersehnten Stadthallen-Neubau, dafür aber über den größten Konzertsaal im Westerwald. 300 Meter der Lessingstraße im Neubaugebiet Rothenberg wurden kurzerhand in einen Konzertsaal umfunktioniert.
Reichlich Platz zwischen den Zuschauerplätzen. Fotos: Reinhard PanthelHachenburg. Einzelpersonen, Anwohner oder in Zweiergruppen vor ihren Haustüren sitzend hatten es sich gemütlich gemacht um dem zu lauschen, was sich Heinz Weinstock und Horst Schulte ausgedacht hatten. Ein Duett für Posaune und Trompete aus dem Liederbuch.

„Der nötige Abstand zum Nachbarn muss in diesen krisengeschüttelten Zeiten beachtet werden!“ Das fällt nicht allen Menschen leicht, obwohl die Notwendigkeit erkannt ist. Jeder bleibt für sich daheim und der Griff zum Telefon gehört zur normalen Kommunikation einfach dazu. Da kommt ein spontan organisiertes Konzert gerade recht.

Heinz Weinstock, ehemals Immobilienberater bei der WesterwaldBank, spielte seit 28 Jahren Posaune im Blasorchester der ev. Kirchengemeinde Altstadt. Aus Altersgründen beendete der gebürtige Schwabe Ende des vergangenen Jahres sein Engagement im Posaunenchor. Geblieben ist die Lust beim Spiel mit seiner Posaune, der er im Laufe der Jahre so manche Töne entlockte.

Jeden Abend, immer zur gleichen Zeit, spielte ein paar Häuser weiter Horst Schulte mit seiner Trompete ein paar Stücke und brachte mit seiner Musik etwas Freude in den derzeit trostlosen Alltag. Sein Sohn ist schon seit etwa 20 Jahren Lehrer an der Realschule in Hachenburg. In seiner Freizeit engagierte er sich im Posaunenchor der ev. Kirche in Alpenrod. Sein musikalischer Vater Horst zog vor vier Jahren aus Haltern kommend, ebenfalls in den Westerwald und fühlt sich in der Wahlheimat Hachenburg sehr wohl. So dauerte es nicht lange, bis auch er mit seiner Trompete den Posaunenchor in Alpenrod tatkräftig unterstützt.

Die beiden Musiker nahmen Kontakt auf und entschieden sich spontan die trostlose Corona-Zeit mit einem spontanen Konzert etwas aufzulockern. Auf diese Weis wurde ein Teil der Lessingstraße am Sonntagabend zu einem weiträumigen Konzertsaal.“Näher mein Gott bei Dir“, „Harre meine Seele“, „Gott bleib bei mir“ klang es weit hörbar im Duett. Andächtig lauschten die Zuhörer, ein jeder auf Distanz vor seiner Tür, den Klängen und war dankbar für die willkommene Abwechslung. „Miteinander geht auch ohne Nähe“, schwärmte ein älterer Zuhörer. Der Mond am Abendhimmel sorgte für die richtige Atmosphäre und das Publikum bedankte sich mit einem herzlichen Applaus nach jedem Vortrag.

Als der Zeitpunkt für diese musikalische Überraschung bekannt wurde, wollten einige Eifrige schon ein Straßenfest mit allen drum und dran organisieren, bis ihnen bewusst wurde, dass man damit bis zum traditionellen Ausrufen der Hachenburger Kirmes im August noch warten muss… repa
   
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