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Nachricht vom 14.03.2020
Kultur
Buchtipp: „Der Tod im Buchenloch“ von Rainer Nahrendorf
„Das Steinzeitexperiment“ lautet der Untertitel des Eifelkrimis. Der Autor kennt sich in der Region sehr gut aus und hat umfassend recherchiert. Die Sehenswürdigkeiten, Internetseiten und Museen, die er nennt, kann man aufsuchen und sich auch an seine Wegbeschreibungen halten. Für Freunde der Archäologie, Urgeschichte oder Eifel-Natur eine unterhaltsame Lektüre.
Buchtitel. Foto: VerlagDierdorf/Hamburg. Der Prolog erklärt die Lokalität in Wort und Bild: „Die Buchenlochhöhle im Dolomitfelsmassiv der Gerolsteiner Kalkmulde ist 30 Meter lang, 4 Meter breit und hat eine durchschnittliche Höhe von 2,4 Metern. Sie wurde während der Eiszeit von Menschen und Tieren aufgesucht…. Die Höhle ist öffentlich zugänglich über den Gerolsteiner Felsenpfad Eifelsteig erreichbar. Aber im Steinzeitexperiment erkunden die Studenten auch andere Wege zur Höhle.“

Eine afrikanische Frau in Zebrafellmantel und Zebrafellstiefeletten mit bordeauxroten Stiefeletten fällt im beschaulichen Gerolstein natürlich auf. Die schöne Lucy interessiert sich für die aus ihrer Heimat stammenden Neandertaler Bron und Homo sapiens Mimi im Steinzeitzimmer des Gerolsteiner Naturkundemuseums, beide Nachfahren des afrikanischen Homo erectus. Lucys Freud Jan-Hendrik Petersen, ein hochgewachsener Wikinger-Typ, studiert vor- und frühgeschichtliche Archäologie in Hamburg.

Dieses attraktive Paar führt zusammen mit einer Studentengruppe ein Steinzeitexperiment durch: Mit modernen und steinzeitlichen Requisiten erforschen sie unterschiedliche Zugänge zur ganzjährig frei zugänglichen Buchenlochhöhle. Svenja Meier aus Jena, Konstantin Wallerius aus Trier und Technikfreak Felix Gottwein komplettieren die Gruppe, die herausfinden will, „ob alles wirklich so funktionierte, was sie über das Herstellen der Kleidung, Jagdwaffen, Werkzeuge, das Feuermachen und das Zubereiten von Nahrung gelesen und in einigen Videos gesehen hatten.“

Noch wichtiger war es für sie, das soziale Zusammenleben einer kleinen nomadisierenden Horde unter harten Steinzeitbedingungen experimentell zu erforschen.“ Um das Steinzeitexperiment so realitätsgetreu wie möglich zu gestalten, hatten sie sich wissenschaftlich und organisatorisch intensiv vorbereitet. Sie erfuhren, dass die Herstellung von Werkzeugen nach Ansicht der Wissenschaftler die Sprachentwicklung vorangetrieben habe. Doch wie sprachen die Neandertaler? Wie lebten die Horden zusammen? Wer hatte Sex mit wem? Übten sie Kannibalismus aus?

Kurz vor dem Start tut sich ein Problem auf: Die SGD Nord verweigert die naturschutzrechtliche Genehmigung des Unternehmens. Daher wird der Versuch aufgeteilt in eine Produktionsphase auf einem abgelegenen Bauernhof und eine verkürzte Sozialphase in der Buchenlochhöhle. Von Anfang an sollen die Teilnehmer per Gebärdensprache kommunizieren und als Toilettenpapier gesammeltes Moos benutzen. Von Fleischvorräten, die denen der Steinzeitmenschen ähneln, wollen sie sich ernähren. Doch die urzeitliche Lebensweise ist sich von Beginn an unkomfortabler als gedacht. Es ist ein hartes Leben mit einem Schluck kaltem Wasser mit Wurzeln, Haselnüssen und einem ungekochten Ei zum Frühstück. Das Abschlagen von Faustkeilen, das Feuermachen und Kochen erweisen sich, anders als im Video, als schwierige Techniken.

Und die jungen Forscher dürfen sich nicht in ihren Rentierfellanzügen von der Bevölkerung entdecken lassen. Weihnachten wollen sie in der Höhle verbringen. Doch Spannungen entstehen. Erst schlagen sich die Männer, dann gibt es sogar einen Todesfall.

Das dünne Taschenbuch ist erschienen bei der tredition GmbH Hamburg,
ISBN 978-3-347-03165-4 (Paperback), 978-3-347-03166-1 (Hardcover) und 978-3-347-03167-8 (e-book). htv
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