WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 07.03.2020
Kultur
Passionskonzerte von „Frechblech“ in Emmerichenhain und Montabaur
In den diesjährigen traditionellen Passionskonzerten in der Evangelischen Kirche Emmerichenhain sowie in der Evangelischen Pauluskirche Montabaur ging Frechblech, das Soloquintett des evangelischen Dekanates Westerwald, mit anspruchsvoller Musik von Johann Sebastian Bach und Henrich Schütz an die Öffentlichkeit.
Frechblech in Emmerichenhain. Foto: privatEmmerichenhain/Montabaur „Beide Komponisten zählen mit zum Urgestein der Evangelischen Kirche“, meint Dekanatskantor Jens Schawaller (Leitung und Helikon), „und wir haben viel Freude daran, die kontrastierenden Stile des hochbarocken harmonischen Kontrapunktes und der frühbarocken sprachlich feinst nuancierte Musik bläserisch-artikulativ umzusetzen“.

Programmatisch eröffneten die Bläserinnen und Bläser die beiden Konzertabende mit dem Schlusschoral der Bach´schen Johannespassion „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“. Im Folgenden gelang dem Wäller Ensemble mit Rudi Weide (Trompete und Flügelhorn), Claudia Liebe (Trompete und Flügelhorn), Dorit Gille (Waldhorn) und Benjamin Bereznai (Basstrompete) mit Johann Sebastian Bachs großer fünfstimmiger Mottete über „Jesu, meine Freude“ eine dramatische Umsetzung des Lied- und Bibeltextes in kontrastierend sich gegenüberstehenden Sätzen. Hier zeigte sich das Quintett von besonderer kammermusikalischer Seite und musikalischer Dialogfähigkeit.

In der Motette „Ach Gott, vom Himmel sieh darein“ zitiert Bach den Tonfall des Stile antico, in dem der Lutherchoral kontrapunktisch-imitativ in einem engen fünfstimmigen Stimmgeflecht mit Alt-cantus-firmus verarbeitet wird. Mit Johann Bachs filigraner und intimer Motette „Unser Leben ist ein Schatten“ erklang ein Werk von tiefer Poetik und zarter Klangschönheit, das sich sowohl mit menschlichem Leiden und Sterben als auch dem christlichen Auferstehungsgedanken befasst.

Der Angehörige der Familie Johann Sebastian Bachs wirkte als Organist in Erfurt und wurde über 80 Jahre vor dem großen Thomaskantor geboren. Beide Konzerte – das eine im Oberen, das andere im Unteren Westerwald – wurden mit der Motette „Die mit Tränen säen“ von Heinrich Schütz beschlossen. Hier verbindet sich die mitteldeutsche Polyphonie des Frühbarocks mit einer aus Italien stammenden und in die deutsche Sprache übertragenen Deklamationskultur – Heinrich Schütz verbrachte drei Jahre zum Studium bei Giovanni Gabrieli in Venedig. Mit den Lesungen des Abends gelang es dem Ensemble, einen weiteren Kontakt zu den anwesenden Gästen herstellten. Die Gäste beider Abende spendeten dem Soloquintett viel Aufmerksamkeit und ausgiebig Applaus. (Jens Schawaller, DK)
Nachricht vom 07.03.2020 www.ww-kurier.de