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Nachricht vom 29.02.2020
Kultur
Zwei außergewöhnliche Künstler steckten in der Wundertüte
Die Kulturzeit Hachenburg bietet jedes Jahr eine Überraschungs-Vorstellung an, die in diesem Jahr schon lange vorher ausverkauft war, weil das Publikum blind auf die Kompetenz der Veranstalter vertraute. Dieses Vertrauen wurde intensiv belohnt: Die Wundertüte war mit grandiosem Inhalt gefüllt. Kulturzeit-Chefin Beate Macht hatte sichtlich selbst Freude an den beiden außergewöhnlichen Künstlern am Samstagabend, 29. Februar.
Fotos: Helmi Tischler-VenterHachenburg. Als erste Künstlerin zog Macht Carmela de Feo, bekannt unter dem Namen „La Signora“, aus der Wundertüte. La Signora ist eine deutsche Musikerin, Sängerin, Schauspielerin und Komödiantin, die außergewöhnlich ist. Sie spielt Akkordeon, weil dieses Instrument überall einsetzbar, sauber und trocken ist und auch mal seufzt wie ein Rentner beim letzten Atemzug. Im Gegensatz dazu ist die Gitarre „geklöppelter Draht auf Sperrholz“ und jedes Blechinstrument steht auf ihrer schwarzen Liste, weil es ein „Labyrinth für Spucke“ ist.

Leidenschaftlich und mit clownesken Grimassen bot sie originelle Lieder und skurrile Tänze dar und verbreitete Stimmung, um im Anschluss festzustellen, dass sie gern mal wieder auf eine ordentliche Beerdigung gehen würde.

La Signora kommunizierte und flirtete witzig und temperamentvoll mit den Besuchern: „Ich bin für den erotischen Teil dieser Show zuständig“. Die Gäste in den beiden ersten Reihen saßen ständig in ihrem Blickfeld und wurden in die „professionelle Performance“ einbezogen. Zwischendurch lief die Künstlerin durch den Mittelgang, weil es so schön sei, mittendrin zu sein, gerade jetzt wo auch das Virus da ist. Sie freue sich über ihr Engagement in Hachenburg, weil man sie normaler Weise in die Provinz schicke, „in das Ballungsgebiet des Nichts, wo keine Autobahn hinführt.“ Das Fernsehen werde sie entdecken, denn: „Was soll nach Hachenburg noch kommen?“

Mehrfach betrachtete sich die Kabarettistin „das Material, das man mir hingesetzt hat“. Dabei konstatierte sie den verzweifelten Versuch der Ehefrauen, das Elend ihres Gatten mit Anziehsachen zu kaschieren: C & A, nicht A & O einer intakten Ehe. „Partnertausch wäre bei einigen von euch nötig.“ Aber: „Männerwichteln fällt aus!“

Da nach ihrem aberwitzigen Programm der Applaus nicht enden wollte, organisierte La Signora zum Mitmachen „schunkeln ordentlich“.

Nach der Pause zog Beate Macht ein weiteres Highlight aus der Wundertüte, den Wall Clown Tobias Wegner, der mit seiner besonderen Show erst fünf Mal in Deutschland aufgetreten ist. Er überwindet die Schwerkraft, indem seine Bewegungen, die er auf einer kleinen Bühne in Zimmerform ausführt, gefilmt und zeitgleich um 90 Grad gedreht auf eine Leinwand projiziert werden. Dort steht der Turner, der in Wirklichkeit liegt, zeitweise ohne Kontakt mit dem Boden und ein Schal schwebt schwerelos vor der Wand. Der Pantomime erzählt nur mit Bewegungen und Musikuntermalung eine Geschichte. Seine Muskelkraft ermöglicht die optische Illusion, denn Wegner muss alle Bewegungen rechtwinklig zum Boden ausführen, auch Zeichnungen an der Wand. Das setzt voraus, dass der Künstler das Programm perfekt ausführt. So konnte der Mann am Ende scheinbar mühelos wie eine Raupe an der Wand hoch kriechen und ins dunkle Nichts entschwinden. Das Publikum belohnte die großartige Leistung mit anhaltendem Applaus.

La Signora entlockte Tobias Wegner anschließend im Interview, wie er auf so eine bekloppte Idee gekommen sei, die Erklärung, er habe im Zirkus Trampolin gesprungen und sich überlegt, wie man die blöde Schwerkraft überlisten könne. Dabei sei die Lösung mit der Kamera entwickelt worden.

Gemeinsam mit dem Turner gestalteten La Signora und die beiden Organisatorinnen der Hachenburger Kulturzeit, Beate Macht und Angela Kapeller das Schlussbild. htv
       
       
       
       
 
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