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Nachricht vom 03.02.2020
Politik
„Allize“ hilft: APP für Alleinerziehende gestartet
Beate Ullwer, die Gleichstellungsbeauftragte des Westerwaldkreises begrüßte am 3. Februar eine große Runde in der Kreisverwaltung Montabaur, die zusammengekommen war, um die „Geburt“ eines besonderen Babys von Gleichstellungsstelle und Initiative für Alleinerziehende zu erleben: die Aktivierung einer speziellen App für Alleinerziehende im Westerwald.
Die App ist aktiviert. Von links: Beate Ullwer, Gabi Wieland, Dr. Tanja Machalet und Dr. Christiane Rohleder. Fotos: Helmi Tischler-VenterMontabaur. Die Geschichte: Im letzten Jahr nahm die Gleichstellungsstelle des Westerwaldkreises mit einem Konzept der Initiative für Alleinerziehende im Westerwald am Wettbewerb „Kommunale Politik für mehr Familienzeit“ des Ministeriums für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz teil.

Ziel war die Entwicklung einer App, mit deren Hilfe es Alleinerziehenden im Westerwaldkreis ermöglicht werden soll, schneller und effektiver auf benötigte Informationen zuzugreifen und sofort an die zuständige Stelle weitergeleitet zu werden. Es geht aber auch darum, sich in einem entsprechenden Forum austauschen zu können.

Das Konzept überzeugte und mit Hilfe des ausgeschriebenen Preisgeldes in Höhe von 10.000 Euro konnte der Plan in die Realität umgesetzt werden.

Die Erste Kreisbeigeordnete Gabriele Wieland gestand, dass gerade im sozialen Bereich im Kreis noch Unterstützung erfolgen und Strukturen geschaffen werden müssten, die Alleinerziehende unterstützen und betonte, dass die App gerade im ländlichen Raum gut nutzbar sei.

In Vertretung für Anne Spiegel, Ministerin für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz, gab Staatssekretärin Dr. Christiane Rohleder den Startschuss für die App auf einem roten Knopf. Rohleder betonte, ihrem Ministerium sei die Familien-Zeit-Politik sehr wichtig. Das Zeitproblem sei gerade für Alleinerziehende, meist sind es Mütter, der Dreh- und Angelpunkt, weil alles allein gemacht werden muss und besonders Vieles gleichzeitig organisiert werden muss. Daher sei Zeit-Management für Alleinerziehende ganz besonders wichtig. „Mütter und Väter befinden sich in der Rush-Hour ihres Lebens und Familien leisten Großartiges für die Gesellschaft.“ Die Westerwälder App sei ein Modell, an dem sich andere orientieren können und werden.

Joachim Türk vom Bundesvorstand des Kinderschutzbundes betonte, dass in Deutschland alleinerziehend gleich arm bedeute. Im Interview mit zwei betroffenen Frauen eruierte er die Schwierigkeiten, die sich diesen stellten. Beide Frauen mussten feststellen, dass die Wohnungssuche außerordentlich schwierig ist, weil Vermieter eher Haustiere als Kinder akzeptieren. Das wurde wie ein Schlag ins Gesicht empfunden. Die Jobsuche, zumeist nach einer Teilzeitarbeit, sei ebenfalls problematisch, mit unzähligen Ablehnungen verbunden und gehe mit finanzieller Einschränkung daher. Ein großes Handicap sei die enorme Bürokratie, die das Hilfeersuchen mit sich bringe. Trotzdem äußerten sich die Frauen dankbar, dass es in Deutschland überhaupt die Möglichkeit gibt, als Alleinerziehende Unterstützung zu bekommen. Für alleinerziehende Mütter und Väter sei es sei wichtig, sich auszutauschen und Ideen weiterzugeben.

Den Wunsch nach einem Forum griffen Dr. Tanja Machalet (MdL) und Beate Ullwer auf bei der Präsentation der neuen App. Deren Namen „Allize“ ist ein Akronym aus der titelgebenden Zielgruppe. Die App ist ab sofort über den Google Playstore und in Kürze auch über den Apple App Store erreichbar. Zuständig ist der Westerwaldkreis.

Ihre Themen umfassen Trennung und Konflikte, Wohnen, Vereinbarkeit von Kindern und Arbeit, neue Lebenssituation, Elternteilverlust durch Todesfall; Infos sind hinterlegt und Ansprechpartner genannt. Die Nutzer werden anhand von Fragen geleitet. Das gewünschte Forum vergrößert den Nutzwert durch Austausch und macht mehr Sinn als eine Selbsthilfegruppe, weil Alleinerziehende wenig Zeit und Möglichkeit haben, sich irgendwo zu treffen.

Machalet bezeichnete das Projekt als „Work in Progress“, man warte auf Feedback. Das nächste Ziel sei die Möglichkeit, Anträge über die App auszufüllen. Die Landtagsabgeordnete betonte, sie freue sich auf weitere Zusammenarbeit. Alle Informationen sind zu finden auf www.allize.de. Damit die Existenz der App in das Bewusstsein der Zielgruppe gelangt, werden Postkarten mit dem Logo in vielen öffentlichen Institutionen und Geschäften ausgelegt, die man potentiellen Interessenten, die man kennt, auch postalisch zuschicken kann.

Symbolhaft durften alle Anwesenden ein Stück der schönen „Herrentorte“ mit „Allize“-Logo genießen. htv
       
     
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