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Nachricht vom 03.01.2020
Wirtschaft
Freie Bahn für 5G?
Viele Augen blicken kritisch auf ihren Werdegang. Sie soll Deutschland digitalisieren und die Industrienation so für die Zukunft wappnen. Drohnen, selbstfahrende Fahrzeuge und Anwendungen der virtuellen Realität werden zukünftig auf sie angewiesen sein. Sie ist die fünfte Generation des Mobilfunks: 5G.
Foto und Quelle: onkelglocke | pixabay.comVon März bis Juni 2019 versteigerte die Bundesnetzagentur die benötigten Frequenzen an die Mobilfunkanbieter. Neben den etablierten Unternehmen Telekom, Telefónica und Vodafone warf diesmal auch Drillisch (1&1) seinen Hut in den Ring. Insgesamt brachte die Auktion der Regierung über 6,5 Mrd. € ein, die für den Infrastrukturausbau eingesetzt werden sollen. Weitere Frequenzen sind für große Industrieunternehmen reserviert, damit diese ein firmeninternes 5G-Netzwerk aufbauen können.

Doch was genau steckt hinter 5G, wie soll es das Land revolutionieren und was haben private Verbraucher davon?

5G als Chance
5G erreicht eine Download-Geschwindigkeit von bis zu 10.000 Mbit pro Sekunde. Damit ist es möglich, den Inhalt einer kompletten Dual Layer Blu-ray (50 GB) in 40 Sekunden mobil und drahtlos herunterzuladen. Für eine DVD bräuchte 5G weniger als 7 Sekunden. Im Vergleich dazu erreicht der heutige Standard des mobilen Internets LTE (synonym zu 4G) nur bis zu 100 Mbit pro Sekunde. In der Theorie ist 5G also bis zu 100-mal schneller als sein Vorgänger.

5G ermöglicht der Industrie eine effektivere Vernetzung ihrer Maschinen und Anlagen über das Internet der Dinge. Die immense Menge an Daten, die bei komplexen Produktionsprozessen anfallen und mittels intelligenter Logger gespeichert wird, benötigt eine größere Bandbreite besonders dann, wenn etwa die Kommunikation zwischen mehreren schnell laufenden Fertigungsrobotern in Echtzeit ablaufen muss. Datenübertragung in Echtzeit birgt außerdem große Vorteile für die Medizin, so kann hochauflösendes Videomaterial während einer Operation dafür sorgen, dass Chirurgen weniger intrusive Behandlungen durchführen können. Auch kann ein Krankenwagen die Messwerte eines Patienten direkt an die Zielklinik übertragen. Hohe Latenzzeiten, also Verzögerungen bei der Datenübertragung, können hier lebensgefährlich sein.

Kritik am 5G-Ausbau
Doch auch diese Technik bringt Nachteile mit sich, die nicht unbedingt oberflächlich zu erkennen sind. Ein flächendeckendes 5G-Netzwerk ist nur möglich, wenn hierfür neue Sendemasten errichtet werden. Zwar sagt die Generation des Mobilfunkstandards nichts über seine Sendereichweite aus, jedoch wurden für 5G nur höhere Frequenzbänder aus den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz versteigert. Diese haben nur eine Sendereichweite von ca. 500 Metern. Der digitale Unternehmerverband Bitkom schätzt, dass für eine 98 prozentige Abdeckung der deutschen Haushalte insgesamt 800.000 Sendemasten errichtet werden müssten – Jeweils mit einem Abstand von einem Kilometer. Auch das Genehmigungsverfahren für neue Masten ziehe sich in Deutschland im Vergleich etwa zu Südkorea unnötig in die Länge.
Eine weitere Sorge ist, dass durch die Revolution des Mobilfunks der Ausbau von Glasfaserleitungen vor allem auf dem Land noch weiter ins Stocken kommt, da dies als obsolet angesehen werden könnte, denn DSL per Kabel erreicht aktuell nur Spitzengeschwindigkeiten von 1.000 Mbit/s, weitflächig sogar nur 100 Mbit/s.

Ausblick
Die Telekom versprach, bis 2025 eine 5G-Deckung von 90 Prozent zu erreichen. Auch sogenannte „weiße Löcher“, also Bereiche komplett ohne Mobilfunkabdeckung, wie sie hauptsächlich im ländlichen Bereich vorkommen, sollen geflickt werden. Dazu soll speziell das Schienen- und Straßennetz weitflächig angebunden werden. Wie realistisch all diese Ziele sind, wird natürlich von der Investitionsfreude der Anbieter abhängen, aber nicht zuletzt auch von Entscheidungen der Regierung. Ein Großteil der niedrigen Frequenzen unter einem GHz sind aktuell noch vom Rundfunk belegt, ob und wie diese Bänder mit hoher Reichweite in Zukunft genutzt werden, wird Grundlage vieler Diskussionen in den kommenden fünf Jahren sein. Auch die Mobilfunkanbieter müssen sich überlegen, ob sie bald ihre für 2G und 3G genutzten Frequenzbänder umdisponieren und auf 5G auslegen. (PRM)
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