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Nachricht vom 29.09.2019
Kultur
LitLive! – oder: Was hat Poetry Slam mit Literatur zu tun?
Der reisende Dichter und Rezitator Bas Böttcher auf weltweiter Tournee mit Zwischenstopp in Dernbach/Westerwald für einen Workshop und eine Lesung auf dem Raiffeisen Campus. Hier begeisterte er Lernerinnen und Lerner sowie alle anderen Besucher mit der Darbietung seines Talents.
Foto: prDernbach. Ein klassischer Dichterstreit war es nicht, sondern die Performance eines wahren Wortakrobaten erlebten die Lernerinnen und Lerner im gut gefüllten Forum des Raiffeisen-Camus in Dernbach am vergangenen Donnerstag. Bas Böttcher, Deutschlands bekanntester „Slam“-Poet aus Berlin war bei der traditionellen Lesung zu Gast und erfreute die Klassen 9 bis MSS3 mit seinen eigenen und rezitierten Texten nach allen Regeln der Poetenkunst.

In der deutschsprachigen Gegenwartslyrik steht der Name Bas Böttcher seit Jahren exemplarisch für die lebendige Szene der Lesebühnen und Poetry Slams. Die Texte des 1974 geborenen Dichters erscheinen bereits in wichtigen Anthologien und auch in Schulbüchern, die FAZ vergleicht ihn mit Jandl und Ringelnatz.

Der in Bremen geborene Böttcher ist der Mitbegründer der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene und gewinnt seit Mitte der neunziger Jahre alle renommierten Preise. Nach dem Studium des Faches Medienentwicklung am Bauhaus in Weimar zog er 2000 nach Berlin-Kreuzberg.

Als reisender Dichter und Rezitator ist er weltweit auf Tournee. Jüngst war er sogar im Ministerium für Arbeit und Soziales, schrieb zur Zeit der WM in Deutschland einen eigenen Liedtext, arbeitet auch für den DFB, Nike oder die Hertie-Stiftung.

Workshop und Lesung
Am Morgen erlebte der Leistungskurs Deutsch der MSS1 einen zweistündigen Workshop und abends waren dann vier Jahrgänge mit zahlreichen externen Besuchern zu Gast. Eine Erklärung, was denn nun Poetry Slam sei, wurde von Janick (Lerner der MSS1) zu Beginn der Veranstaltung gegeben.

Die Darbietung des Talents von Böttcher war von höchster Qualität. Ohne Unterbrechung rezitierte er - selbstverständlich auswendig - ein Gedicht nach dem anderen zu den unterschiedlichsten Themen. Selbst auf Zuruf von Themen durch die Lehrerschaft hatte er immer ein passendes Gedicht zur Hand. Ob mit den reingerufenen Worten Sommer, Bier, Wanderbrandrodungsstelle oder Mayonnaise, Böttcher hatte immer eine Antwort im lyrischen Stil parat. Auch der Versrhythmus des Trochäus wurde mit dem bekannten Werbejingle „HARIBO macht Kinder froh“ allen Lernern wie selbstverständlich erklärt.

Die Projektleiterin Jenny Groß freute sich, dass die LitLive-Lesung für die größeren Lerner in diesem Schuljahr so erfolgreich verlief und damit auch ein moderner, wenn auch anderer Nerv der Literatur getroffen wurde. Der tosende Applaus und die zahlreichen Fragen der Anwesenden an Bas Böttcher zollten Respekt für einen gelungenen Abend. (pm)
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