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Nachricht vom 27.09.2019
Politik
Neuer Klinikstandort: Abgeordnete sehen offene Fragen und viele Chancen
Für die CDU-Abgeordneten Erwin Rüddel und Michael Wäschenbach sind noch etliche Fragen rund um Standort, Versorgungskonzept und Finanzierung des künftigen DRK-Klinikstandortes zwischen Hachenburg und Altenkirchen zu klären. Die laut Gutachten am besten geeigneten Standorte liegen vor den Toren Hachenburgs. FDP-Politikerin Sandra Weeser sieht indes Chancen für die Region und besonders für die Personalsituation. Wir haben ihre Stellungnahmen zusammen gefasst.
Bevor an einem neuen Klinikstandort operiert wird, werden noch etliche Jahre ins Land gehen. (Symbolfoto: Sasin Tipchai auf Pixabay)Region. Die Pläne für den neuen Standort eines so genannten Westerwald-Klinikums, das die bisherigen DRK-Krankenhausstandorte Altenkirchen und Hachenburg vereint, liegen auf dem Tisch. Der AK-Kurier berichtete: Die gutachterlich favorisierten Standorte liegen vor den Toren Hachenburgs. Die heimischen CDU-Abgeordneten im Bundestag und im Mainzer Landtag, Erwin Rüddel (Windhagen) und Michael Wäschenbach (Wallmenroth) haben unisono mit Besorgnis auf das Ergebnis des Gutachtens reagiert: „Offenbar ist noch nichts endgültig entschieden, aber wir haben doch erhebliche Bedenken mit Blick auf die künftige gesundheitliche Versorgung in der Region Altenkirchen“, so die beiden Abgeordneten, „zumal durchaus auch ein Standort in der Mitte denkbar wäre, der auch den Belangen der Menschen im Landkreis Altenkirchen in deutlich höherem Maße Rechnung tragen würde“.

Weeser sieht Chancen
Die heimische FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser (Betzdorf) „Obwohl eine so schwerwiegende Entscheidung sicherlich auch Risiken birgt, sehe ich die Fusion als große Chance für die Region. Synergieeffekte können helfen ein neues, leistungsstarkes medizinisches Zentrum zu errichten." Beide Krankenhäuser, sowohl in Altenkirchen als auch in Hachenburg, leisten trotz roter Zahlen aktuell hervorragende Arbeit. „Ich bin mir sicher, dass die gute Arbeit im neuen Haus fortgesetzt werden wird und auch noch weiter verbessert kann."

CDU-Politiker befürchten „schleichende medizinische Entkernung“
Rüddel und Wäschenbach äußerten vor allem die Sorge, dass im Zuge der künftigen Planung, die auf eine enge Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung zielt, der Region Altenkirchen eine „schleichende medizinische Entkernung“ drohen könnte. „Wir müssen die künftige ambulante und stationäre Versorgung insofern als Einheit betrachten, weil auch die ambulante Versorgung sich in Zukunft immer stärker auf die Krankenhausstandorte konzentrieren wird. Das gilt vor allem mit Blick auf Medizinische Versorgungszentren (MVZ); denn es ist nun einmal so, dass Krankenhäuser immer auch Mediziner im ambulanten Bereich anziehen“, gab Erwin Rüddel zu bedenken.

Druck auf Standort Kirchen
Michael Wäschenbach betonte, dass „ein Standort in der Nähe von Hachenburg noch mehr Druck auf das Krankenhaus in Kirchen ausüben wird. Wir müssen deshalb unbedingt dafür Sorge tragen, dass der Kreis Altenkirchen nicht in einigen Jahren ganz ohne Krankenhäuser und womöglich auch ohne medizinische Versorgungszentren dasteht.“ Er fordert das Land auf, das Kirchener Haus aktiv bei der Suche nach Kooperationsbeziehungen zu anderen Häusern zu unterstützen. Wäschenbach fordert zudem vom Gesundheitsministerium, „die angedachte sinnvolle Markterweiterung auf weitere kleinere Häuser zum Beispiel in Dierdorf und Selters, wo allerdings andere Träger als das DRK die Geschäfte führen, voranbringen“.

Akademisches Lehrkrankenhaus?
Die benachbarten Klinikstandorte sind auch für FDP-Politikerin Sandra Weeser Thema: „Warum denken wir nicht groß? Wir sollten auch mit den Krankenhäusern in Selters und Dierdorf sprechen: Ein leistungsstarkes, akademisches Lehrkrankenhaus im Westerwald wäre eine attraktive Adresse – auch und gerade für junge Mediziner", erklärt Sandra Weeser. Die Region verliere die Abiturienten aus der Heimat zwangsläufig an die Universitätsstädte. Das neue Krankenhaus könne allerdings helfen, junge Ärztinnen und Ärzte wieder zurück in den Westerwald zu holen. Denn das neue Haus biete endlich die Möglichkeit, eine Facharztausbildung abzulegen. Gleichzeitig erwartet Weeser eine Verbesserung der Personalsituation als solche: „In Zukunft könnten wir wirklich attraktive Positionen für junge, ehrgeizige Fachkräfte zu guten Arbeitsbedingungen schaffen. Das gilt selbstverständlich auch für die Pflege.“

Mobilität und Infrastruktur bedenken
Bei der Erreichbarkeit und Notfallversorgung für das künftig größere Einzugsgebiet müssten laut CDU-Mann Wäschenbach zudem ausreichende und adäquate Mittel wie zum Beispiel die Hubschrauberanzahl, aber auch die künftigen individuellen und öffentlichen neuen Mobilitätsformen bedacht werden. „Die bisher bei der Untersuchung zu Grunde gelegten heutigen Maßstäbe mit dem bestehenden Schienennetz und dem vorhandenen Straßennetz beziehungsweise dem Straßenzustand sind bei weitem nicht ausreichend.“ Unabhängig von der Standortfrage bekräftigten die beiden Abgeordneten noch einmal, dass ein zukunftsfähiges Konzept für einen möglichen Neubau und die Frage seiner Finanzierung von überragender Bedeutung sei. Der Krankenhausträger dürfe nicht in ein Abenteuer geschickt werden, das mit neuen Schulden ende. Deshalb seien verbindliche Zusagen des Landes für eine auskömmliche Finanzierung „absolut unabdingbar“.

Standort, Versorgungskonzept, Finanzierung
Erwin Rüddel erinnert daran, dass ein Investitionsvolumen in der Größenordnung von 120 Millionen Euro rein rechnerisch auch die Verluste der beiden derzeitigen Standorte für das nächste halbe Jahrhundert abdecken könnte. „Im Raum stehen also drei Fragen - nach dem Standort, nach einem tragfähigen, breiten Versorgungskonzept und nach einer gesicherten Finanzierung. Jetzt sind das DRK als Träger und vor allem das Land gefordert, klare Antworten auf diese drei Fragen zu geben. Die Belange des Landkreises Altenkirchen dürfen dabei nicht unter den Tisch fallen“, so die beiden CDU-Abgeordneten. (PM/red)
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