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Nachricht vom 05.08.2019
Region
Als die Toten umziehen mussten
Das Thema Friedhof kann spannend sein – vom Wandel der Bestattungskultur über das Thema „Naturoase“ bis hin zu den geschichtlichen Aspekten spannt sich der Bogen in Montabaur. Nicht erst heute entwickelt die Stadt Montabaur ein neues Friedhofskonzept. Im 18. Jahrhundert wurden Gräber im Gotteshaus geräumt und wegen Platznot auf dem Kirchhof St. Peter in Ketten wurden Felder am Stadtrand erworben.
Verwittertes Grabmal der Familie von Esch. Foto: Stadt MontabaurMontabaur. Es waren die Honoratioren, Würdenträger und Pfarrer der Stadt, die innerhalb der katholischen Kirche St. Peter in Ketten bestattet wurden. Dazu gehörte auch die Familie von Esch. Die Freiherren lebten zwar seit dem späten 17. Jahrhundert auf dem Hofgut Langwiesen in der Gemarkung Meudt, besaßen aber im Gotteshaus zu Montabaur eine massive Gruft mit Gewölbe. Die (katholischen) Bürger der Stadt wurden auf dem Kirchhof direkt bei St. Peter in Ketten begraben.

1778 verbot Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen die Beisetzung in der Kirche. Weil die Bodenplatten immer wieder angehoben wurden, um immer mehr Tote unterzubringen, waren die Grabstätten nicht mehr dicht. Verwesungsgeruch breitete sich aus. So wurden die Leichen entfernt - mit Ausnahme der Verstorbenen der Familie von Esch, in deren Gruft zuletzt 13 Särge standen. Letztlich musste nur ein Familienmitglied auf dem Kirchhof bestattet werden.

Dieser reichte wegen der Umbettungen und der zunehmenden Bestattung evangelischer Christen längst nicht mehr aus; auch eine Erweiterung löste das Problem nur kurzfristig. Die nassauische Landesregierung verlangte, einen Friedhof am Stadtrand anzulegen. Daraufhin kaufte die Stadt - inzwischen Eignerin des Kirchhofs - vier Äcker „Auf dem Kalk“ an der Straße nach Holler.

1829 konnte der heutige Friedhof eingeweiht werden, und wieder schuf sich die Familie Esch eine besondere Stätte. Als Erster wurde hier der letzte Besitzer des Hofguts Langwiesen, Friedrich Freiherr von Esch, beerdigt. Er erreichte ein hohes Alter. Nach Aufzählung aller Namen und Titel heißt es auf dem Monument, das bis heute auf dem Friedhof steht: „…derselbe entschlief dem Herrn in seinem 88. Lebensjahr am 3ten März 1832. Friede seiner Asche.“ (PM Genoveva Bachmeier-Runge)
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