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Nachricht vom 18.06.2019
Region
Neue Ideen für die Bahnhofstraße werden vorgestellt
Wie soll die Bahnhofstraße in Montabaur künftig aussehen? Wie kann ein Umbau erfolgen? Welche Funktionen können wie kombiniert werden? Um diese Frage geht es bei dem Planungswettbewerb zur Neugestaltung der Bahnhofstraße, den die Stadt Montabaur Anfang des Jahres ausgelobt hatte und der nun kurz vor dem Abschluss steht. Eine Ausstellung in der Bürgerhalle im historischen Rathaus wird alle Wettbewerbsentwürfe zeigen und die Sieger präsentieren.
Zwischen dem Alten Bahnhof und dem Kleinen Markt erstreckt sich die Bahnhofstraße in Montabaur. Sie ist Durchgangstraße, Fußweg, Radstrecke, Busspur und Parkfläche in einem. Kurz: viele Funktionen auf wenig Fläche. Foto: VG MontabaurMontabaur. Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 27. Juni 2019, um 19.00 Uhr in der Bürgerhalle von Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland eröffnet und kann dann bis zum 26. Juli zu den Öffnungszeiten der Verwaltung besichtigt werden. Alle Bürger sind eingeladen, sich vor Ort über die verschiedenen Gestaltungsideen zu informieren und Anregungen einzubringen. Die Stadtbürgermeisterin bietet eine öffentliche Sprechstunde in der Ausstellung an am Samstag, dem 29. Juni, von 12 bis 14 Uhr.

Hintergrund
Die Bahnhofstraße ist von zentraler Bedeutung in Montabaur: Sie verbindet den ICE-Park mit der Innenstadt, ist Teil der Hauptverkehrsachse, wird von Fußgängern, Radfahrern, Autos, Lkw und Bussen genutzt, zahlreiche Geschäfte und Dienstleister sowie Wohnhäuser säumen die Straße. Und sie ist in einem schlechten Zustand, muss - vor allem im mittleren Abschnitt zwischen Alleestraße und Wallstraße – von Grund auf saniert werden, zumal der Stadtbach und zahlreiche Versorgungsleitungen im Untergrund verlaufen.

Im Rahmen der Stadtsanierung stand die Neugestaltung der Bahnhofstraße von Anfang an auf der Agenda. Die Maßnahme wird durch das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“ zu rund 70% gefördert und muss deshalb bis Ende 2023 fertiggestellt sein. Das Projekt richtet sich nach dem Integrierten Städtebaulichen Konzepts (ISEK), das die Stadt 2017 als Grundlage für die Stadtsanierung in Kraft gesetzt hat. „Die Neugestaltung wird die größte öffentliche Einzelmaßnahme der Stadtsanierung sein. Komplex und kompliziert, aber auch spannend. Eine echte Chance für die Stadt.“. So ordnete Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland das Projekt bei einer öffentlichen Anliegerversammlung im Herbst letzten Jahres ein, an der auch zahlreiche interessierte Bürger teilgenommen hatten.

Der Planungswettbewerb

Für das komplexe Bauvorhaben „Neugestaltung Bahnhofstraße“ hatte die Stadt Anfang 2019 einen Planungswettbewerb ausgelobt, um möglichst viele Ideen und Anregungen zu bekommen und um ein Fachbüro für die konkrete Planung zu finden. Der Wettbewerb folgt den offiziellen Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW) und hat damit einen festgelegten Ablauf. Die Ziele und Anforderungen für den Wettbewerb wurden im Zusammenspiel von Stadtrat, Verwaltung und Anliegern aus der Bahnhofstraße erarbeitet. Sie umfassen die Kategorien Leitidee, Gestaltungsqualität, Stadtraum und Identität, Angemessenheit der Mittel und Materialien, Umgang mit Schnittstellen zur Umgebung, Funktionalität, Wirtschaftlichkeit im Bau und im späteren Unterhalt, Nachweis von Parkplätzen sowie Barrierefreiheit.

Diese Kriterien waren Teil der Wettbewerbsausschreibung, ebenso eine Bewertungsmatrix anhand derer das Preisgericht die eingereichten Entwürfe bewerten wird. Der Wettbewerb war europaweit ausgeschrieben und für 20 Teilnehmer ausgelegt. Allerdings haben letztlich nur 9 Fachbüros ihre Entwürfe eingereicht. „Das ist der sehr guten Auftragslage in der Branche geschuldet“, weiß Projektleiter Stefan Baumgarten von der Verbandsgemeindeverwaltung. Am 24. und 25. Juni wird das Preisgericht alle Entwürfe sichten und anhand der Bewertungsmatrix den Sieger ermitteln.

Das geschieht zunächst anonym, denn es soll der beste Entwurf unabhängig vom Planungsbüro gekürt werden. Erst am Ende der Sitzung wird bekanntgegeben, wer hinter dem Siegerentwurf steht. Anschließend folgt das sogenannte Bieterverfahren, an dem üblicherweise die drei bestplatzierten Büros eines Wettbewerbs teilnehmen. In diesem Verfahren müssen die Planer sich vorstellen und dabei nachweisen, dass sie in der Lage sind, ein solches Bauprojekt vorzubereiten und zu realisieren. Erst dann kann der Stadtrat den Planungsauftrag vergeben und die Verträge geschlossen werden. Wenn alle diese Schritte vollzogen sind, beginnt die eigentliche Projektarbeit, denn dann müssen die Gestaltungsideen aus dem Wettbewerb zu einer konkreten Bauplanung entwickelt, viele Details und Aspekte zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden.

Das Preisgericht

Dem Preisgericht gehören 13 stimmberechtigte Personen an; die Besetzung erfolgt laut RPW-Richtlinien. Es sind sieben Fachpreisrichter aus den Sparten Architektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung sowie als Sachpreisrichter sechs Mitglieder des Stadtrates, unter ihnen Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland. Hinzu kommen einige Sachverständige, die die Jury beraten. Das sind die mit dem Projekt betrauten Mitarbeiter der Verwaltung, Vertreter des Landesbetriebs Mobilität (LBM), der Beauftragte des Kreises für die Belange behinderter Menschen und ein Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Zu den Sachverständigen zählen auch zwei Anlieger, die die Interessen und Perspektiven der Gewerbetreibenden und Hauseigentümer aus der Bahnhofstraße einbringen sollen. Diese beiden Experten – Thomas Ickenroth für die Gewerbetreibenden und Hans-Jürgen Schmidt für die Hauseigentümer – wurden im Rahmen der öffentlichen Anliegerversammlung per Los bestimmt. Ihre Aufgabe ist und war es, die Meinungen und Anregungen der Anlieger zu bündeln und in den Prozess einzubringen.

Dazu wurden sie zu allen Sitzungen des Stadtrates und seiner Fachausschüsse eingeladen, bei denen es um die Bahnhofstraße ging, ebenso zu allen vorbereitenden Sitzungen des Preisgerichts. Das Wettbewerbsverfahren wird vom Büro Bäumle Architekten und Stadtplaner aus Darmstadt im Auftrag der Stadt Montabaur durchgeführt.

Die Baumaßnahme
Die Bahnhofstraße lässt sich grob in drei Abschnitte und damit auch in drei Bauabschnitte unterteilen. Die obere Bahnhofstraße vom Steinweg bis zur Wallstraße, die mittlere Bahnhofstraße von der Wallstraße bis zum Kreisel Alleestraße und die unteren Bahnhofstraße vom Kreisel bis zur Hohen Straße (Alter Bahnhof). In der oberen Bahnhofstraße wurden in jüngster Zeit bereits der Kanal, die Wasserleitungen und die meisten sonstigen Versorgungsleitungen erneuert, so dass dieser Abschnitt „nur“ oberflächlich neu gemacht werden soll. Hier sollen vor allem die Fußwege attraktiv ausgebaut, Aufenthaltszonen geschaffen und Außengastronomie ermöglicht werden.

Aber auch die Themen Anliegerparken und Kurzzeitparken stehen auf der Agenda. Wesentlicher komplexer ist der Anforderungskatalog für den mittleren Bereich: Dort wollen die Verbandsgemeindewerke den Hauptkanal und die Stadtbachverrohrung unter die Fahrspur auf der Schlossbergseite verlegen. Dabei werden auch alle Kanal- und Wasserhausanschlüsse erneuert. Die Bodenbeschaffenheit ist schwierig und so müssen vor Baubeginn detaillierte Untersuchungen erfolgen.

Außerdem müssen an einigen Stellen die Eigentumsverhältnisse bereinigt werden, denn zum Teil verlaufen Gehwege über private Flächen oder es stehen Vorgärten auf städtischem Grund. Bei der eigentlichen Gestaltung der Straße besteht die Kernaufgabe darin, den verschiedenen Verkehrswegen für Fußgänger, Radfahrer und motorisierte Fahrzeuge Raum zu geben und sie aufeinander abzustimmen. Auf der Seite des Schlossbergs ist vorgesehen, die Einstiege zu den Fuß- und Wanderwegen deutlicher zu kennzeichnen. In der unteren Bahnhofstraße besteht nur geringer Handlungsbedarf. Hier liegt die Aufgabe darin, ankommende Fußgänger und Radfahrer durch die optische Gestaltung wie selbstverständlich zum ICE-Bahnhof weiter zu leiten. (PM)
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