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Nachricht vom 20.02.2019
Wirtschaft
Bioladen in Höhr-Grenzhausen ist bester Deutschlands
„Ich dachte, ich höre nicht richtig, sagt Judith Schiesser, Inhaberin der Kornecke in Höhr-Grenzhausen, als sie von der Ankündigung der Auszeichnung „Bester Bioladen“ in GOLD hört. Auf der diesjährigen BioFach, der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel in Nürnberg, wurden vergangene Woche die besten Bio-Läden Deutschlands 2019 gekürt.
Der Bioladen von Judith Schiesser wurde als Bester Deutschlands ausgezeichnet. Fotos: Simone ZieglerHöhr-Grenzhausen. Die Leserwahl wird jedes Jahr vom führenden Bio-Kundenmagazin schrot & korn (Auflage: 890.000 Stück) ausgerichtet, wobei dieses Mal 48.000 Verbraucher teilnahmen. Bewertet wurden insgesamt 2.728 Läden. Der Bioladen in Höhr-Grenzhausen belegte in der Kategorie „kleine Bioläden bis 99m²“ den ersten Platz. Unsere Redakteurin Simone Ziegler hat mit Judith Schiesser bei einer Tasse Tee gesprochen.

Toll, als relativ frisch gebackene Bio-Ladeninhaberin gleich eine so branchenbekannte Auszeichnung zu erhalten?
Judith Schiesser:
Das hat mich selbst dermaßen überrascht, denn es gab ja in der Kategorie „kleine Bioläden“ mehr kleine Läden bundesweit, die von den Lesern ähnlich bewertet wurden. Dann kam aber ein Mitarbeiter von schrot & korn, der über jeden Laden ein Bericht für den Verlag schreibt. Schlussendlich hat sich die Jury vom Verlag dann für uns entschieden.

Was hat den Ausschlag gegeben?
Judith Schiesser:
Erst einmal ist das ja ein sehr gut eingeführter Laden mit viel Stammkundschaft gewesen. Letztlich war es der Gesamteindruck aus Sortiment und „emotionalem Verkaufen“, für den die Jury GOLD verteilte. Bei unseren Kunden und Teilnehmern der Leserbefragung konnten wir mit „Frische bei Obst und Gemüse, „Frische in den Molkerei-Produkten, Brot, Fleisch“ jeweils SILBER, bei der Sortiments-Vielfalt und der fachkundigen Beratung jeweils BRONZE-Auszeichnung punkten.

Was hat Dich als Buchhändlerin bewogen im Bioladen einzusteigen?
Judith Schiesser:
Ich bin eigentlich mit Bio groß geworden. Meine Großmutter vermittelte mir viel „altes“ Wissen über naturnahe Lebensweise. Zuhause gab es einen Gemüsegarten, Gurken und Sauerkraut wurden selbst eingelegt. Meine Mutter machte Frischkornbrei nach Dr. Max-Otto Bruker. Damals stand vielleicht der Gesundheitsgedanke mehr im Vordergrund.

Als gelernte Buchhändlerin arbeitete ich ja zuletzt im Buchladen in Maria Laach. Als mein Vorgänger zurück kam empfand ich das so bisschen als „Wink des Schicksals“. Mit den Frauen im Bioladen in Grenzhausen war ich ja schon als Kundin gut bekannt. Ich habe dann ein Praktikum gemacht und fast ein ganzes Jahr hier als 450 Euro-Kraft gearbeitet. Über Seminare zum Beispiel beim Großhändler Weiling hab ich mir weiteres Wissen angeeignet. Die einstigen Pionierinnen wollten den gut eingeführten Bioladen in jüngere Hände legen. Im August 2018 war es soweit. Der Sprung in die Selbstständigkeit, ja war schon was. Ich habe die Kornecke umgestaltet und neu eröffnet. Die Kunden loben besonders die große Gemüseauswahl und die Kinderecke.

Was bedeutet für Dich persönlich Bio/ biologisches Essen?
Judith Schiesser:
Der Bio-Gedanke beinhaltet für mich ganz klar die Wertschätzung der Natur, Lebensmittel auch wieder wirklich als Gabe der Schöpfung zu sehen. Erhalt der Böden, Nachhaltigkeit. Das Argument bio sei zu teuer zieht bei mir nicht. Wir können uns immer entscheiden, worauf wir unsern Fokus legen, meine ich. Ich muss meine Kunden nicht mehr „missionieren“, die Pionierarbeit ist getan. Jetzt gilt es das zu erhalten und diese Werte der Pioniere weiterzutragen. Zum Beispiel auch klare Entscheidungen zu treffen. Ich habe Logona abverkauft, nachdem klar war, dass sie von L’Oreal übernommen wurden. Nestlé hält immerhin 23 Prozent der Anteile am französischen Kosmetikhersteller. Das geht gar nicht. Lieber den Bio-Produkten junger Firmen eine Chance geben.

Was ist das besondere an der Kornecke?
Judith Schiesser:
Es ist die individuelle Ansprache, auch das Miteinander-Sein im Laden, dass die Kunden sich im Laden wohlfühlen. Für besondere Situationen liegt immer ein Prosecco kalt… Das ist es auch warum ich mir angesichts eines neu ausgewiesenen Industriegebietes keine Sorgen mache.

Was planst Du in der Zukunft?
Judith Schiesser: Na, ja erst mal ist der Laden ja schon „neu“, aber im Herbst wird es eine schöne Weinprobe geben und immer mal wieder interessante Verkostungen.

Das Gespräch führte Simone Ziegler.

   
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