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Nachricht vom 27.12.2018
Vereine
FSV Merkelbach: Ein Motor für Integration im Westerwald
Zahlreiche Preise und Auszeichnungen sind der beste Beweis dafür, dass der FSV Merkelbach in der Frage der Integration ab 2015 den richtigen Weg beschritten hat. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 erkannte man in Merkelbach die Chance, durch die Teilnahme am Sport, den Geflüchteten eine bessere Gelegenheit zur Integration zu bieten. Sport und Kultur sind ja bekanntermaßen die besten Indikatoren, Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen miteinander zu verbinden.
Merkelbacher Fußballmannschaft. Fotos: FSV MerkelbachMerkelbach. Da die Verbandsgemeinde Hachenburg viele Geflüchtete aufnahm, die auf die dazu gehörenden Ortsgemeinden verteilt wurden, kam beim FSV Merkelbach, gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Integration und Asyl“ Hachenburg/Altstadt, sehr schnell der Gedanke auf, ihnen durch die Teilnahme am Fußballbetrieb des Vereins, ein schnelleres Fußfassen an die neue Umgebung zu ermöglichen. Das Vorhaben des FSV Merkelbach wurde von Anfang an durch Ortsbürgermeister Edgar Schneider und den Einwohnern aus Merkelbach tatkräftig unterstützt.

Im Gespräch mit dem Vorsitzenden H. Jürgen Müller, dem Teammanager Bastian Sartor und dem Trainer Dirk Seiler, wurde die Entwicklung des Vereins seit der Gründung 1975 eingehend erörtert. H. Jürgen Müller ist ein Mann der ersten Stunde, seit der Gründung ist er durchgehend Vorsitzender des FSV und leitet daher verantwortlich die Geschicke des Vereins. Begonnen hat alles zuerst im Bereich des Freizeitfußballs, erst ab 1982 nimmt der FSV mit einer Mannschaft an dem regulären Spielbetrieb in der Kreisliga Westerwald/Sieg teil. Zurzeit spielt die 1. Mannschaft in der Kreisliga C und die 2. In der Kreisliga D.

Schnell war man sich im Vorstand einig, auf die Geflüchteten zuzugehen und ihnen die Möglichkeit zu unterbreiten, zunächst mit dem lizensierten Trainer Jogi Burbach an einem regelmäßigen Fußballtraining teilzunehmen. Klar war von Anfang an, dass das Leistungsprinzip gelten sollte, will heißen, dass kein Geflüchteter einen Vorteil gegenüber einem deutschen Stammspieler erlangen konnte, das spielerische Können ist der entscheidende Faktor. Das Interesse bei den Geflüchteten war schnell geweckt, innerhalb kürzester Zeit meldeten sich viele Menschen aus Eritrea, Somalia, Syrien, Afghanistan, Iran et cetera in Merkelbach.

Bis zum heutigen Tag sind 60 Geflüchtete zum FSV Merkelbach gestoßen, 40 davon sind zurzeit noch Vereinsmitglieder, 25 davon aktive Spieler, 2018 sind nochmals 5 neue Spieler hinzugekommen. Übereinstimmend berichteten die drei Gesprächspartner, dass großer Wert auf Tugenden und Eigenschaften wie Respekt, Disziplin, Kameradschaft, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gelegt wurde. Der Weg dahin war nicht immer leicht, aber letztendlich konnten alle davon überzeugt werden. Da die Spieler in vielen Ortsgemeinden der VG Hachburg verteilt lebten, zum Beispiel in Höchstenbach, Kroppach, Hattert, Wied oder Wahlrod, wurden die Spieler zum Training, oder zu den Spielen, von ehrenamtlichen Betreuern in Fahrgemeinschaften befördert. Inzwischen haben die aktiven Spieler, die außerhalb von Merkelbach wohnen, eigene Fahrgemeinschaften gegründet.

Natürlich haben nicht alle das Talent mitgebracht, den spielerischen Anforderungen im Kreisligafußball gerecht zu werden, wichtig ist trotzdem, dass diejenigen, die nicht den Sprung in eines der Teams schafften, weiterhin am Trainingsbetrieb teilnehmen. Neben der Freude am Spiel sollten Spaß und Freude nicht zu kurz kommen. Im Laufe der Zeit ist ein sehr guter Zusammenhalt innerhalb der Mannschaften entstanden, was man auch daran ersehen kann, dass nach den Spielen, egal ob Sieg oder Niederlage, man nicht sofort auseinandergeht. Dann wird auch schon mal ein Bierchen gezischt, oder Cola oder Wasser getrunken, je nach Einstellung und Religion. Überwältigt zeigten sich die Gesprächspartner davon, dass zur diesjährigen Weihnachtsfeier im Vereinslokal „Merkelbacher Hof“ auch viele Migranten teilgenommen haben. Nicht ohne berechtigten Stolz erklärte H. Jürgen Müller, dass der FSV Merkelbach seit 2017 als anerkannter Stützpunktverein des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) im Rahmen des vom DOSB aufgelegten Programms „Integration durch Sport“ unterstützt wird und für die vorbildliche Integrationsarbeit in Mainz ausgezeichnet wurde.. Der FSV besitzt damit einen zentralen Stellenwert für die Programmumsetzung, da sie eine regelmäßige, langfristige und kontinuierliche Arbeit vor Ort gewährleisten und Integrationsstrukturen unter Einbindung des organisierten Sports schaffen und fördern.

Inzwischen ist der FSV Merkelbach zu einer Art Aushängeschild für gelebte Integration im Westerwald geworden, wovon mehrere Preise und Auszeichnungen Zeugnis ablegen, unter anderem durch den Sportkreis des Westerwaldes, dem LSB (Landssportbund) und dem Fußballverband Rheinland in Koblenz.

Ab Januar werden die die beiden Teams des FSV Merkelbach ihr Training in der Halle in Höchstenbach aufnehmen, um dann nach der Winterpause fit in die am 13. März 2019 beginnende Rückrunde der Kreisligen zu starten. (wear)
       
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