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Nachricht vom 20.10.2018
Region
Kinderschutzbund Westerwald: Streit in Familien bereitet Sorgen
Das Angebot des Deutschen Kinderschutzbundes Kreisverband Westerwald/Ortsverband Höhr-Grenzhausen ist im vergangenen Schuljahr 2017/18 deutlich stärker genutzt worden als in den Vorjahren. Wann, wie und wie lange dürfen Kinder PC, Spielekonsole und Smartphone nutzen? Diese Frage ist häufig die Ursache für Auseinandersetzungen in der Familie – und ein wichtiges Thema in den „Mobilen Sorgenbüros“ des Deutschen Kinderschutzbundes. Und: In der Schule sind es viel weniger die Lehrer und Mitschüler, die den Kindern Sorgen bereiten, sondern vor allem steigender Leistungsdruck und Ängste.
Was Schülerinnen und Schüler bewegt, passiert meist im engen Umfeld und daheim. (Foto: Kinderschutzbund Westerwald/Fotolia/Zlatan Durakovic)Höhr-Grenzhausen. Das Angebot des Deutschen Kinderschutzbundes Kreisverband Westerwald/Ortsverband Höhr-Grenzhausen ist im vergangenen Schuljahr 2017/18 deutlich stärker genutzt worden als in den Vorjahren. Denn die Verbandsgemeinde (VG) Montabaur hat wegen der großen Nachfrage die Öffnungszeiten verdoppelt. Nicht nur die Zahl der betreuten Kinder (632) und der Gespräche mit ihnen (2800) ist stark angestiegen, das Team des Kinderschutzbundes hat im Sinne der Kinder – und natürlich mit deren Kenntnis – anschließend auch viele weitere Gespräche geführt: mit Lehrern (1423), Eltern und Verwandten (277), mit Beratungsstellen (151) und dem Jugendamt (133). Die mehr als 100 Kinder, die dank der Ausweitung alleine in der VG Montabaur zusätzlich betreut werden konnten, wären sonst mit ihren Sorgen und Nöten allein geblieben. Das berichtet der Kinderschutzbund in einer aktuellen Pressemitteilung.

Oft ist es Streit in der Familie
Was Schülerinnen und Schüler bewegt, passiert meist im engen Umfeld und daheim – drei Viertel der Gespräche in den Sorgenbüros drehen sich um Streit in der Familie, um die Trennung der Eltern, um Krankheit und Tod und ganz persönliche Schwierigkeiten. Auch Vernachlässigung und Gewalt erfahren nicht wenige Kinder. Konflikte mit Familienmitgliedern – wie der Streit über die Mediennutzung – werden inzwischen häufiger genannt als die Sorgen um Trennung und Scheidung.

Welche Rolle spielt das Smartphone?
Wann, wie und wie lange dürfen Kinder PC, Spielekonsole und Smartphone nutzen? Diese Frage ist häufig die Ursache für Auseinandersetzungen in der Familie – und ein wichtiges Thema in den „Mobilen Sorgenbüros“ des Deutschen Kinderschutzbundes. Viele Jungen und Mädchen finden es außerdem schwierig, dass Mama und Papa das Smartphone kaum noch zur Seite legen, um mit ihrem Nachwuchs zu reden oder zu spielen. Familiäre Probleme wie diese dominieren die Sorgen, die mehr als 630 Kinder in den 15 Sorgenbüros abgeladen haben. Diese Problematik wird auch in den Elterngesprächen sowie in den Elternkursen „Starke Eltern – starke Kinder®“ des Kinderschutzbundes thematisiert.

Leistungsdruck und Ängste
In der Schule sind es viel weniger die Lehrer und Mitschüler, die den Kindern Sorgen bereiten, sondern vor allem steigender Leistungsdruck und Ängste. Dass sie Angst haben, sagen die meisten der Jungen und Mädchen, die wegen Problemen im „individuellen Bereich“ ins Sorgenbüro kommen. Um in solchen Fällen noch besser helfen zu können, besuchten die neun sozialpädagogischen Fachkräfte zusätzlich spezielle Fortbildungen, die sie in ihre Arbeit mit einbringen. Der Anstieg geht aber auch auf eine andere Entwicklung zurück: Die Integration von Flüchtlingen ist inzwischen im Alltag der 15 betreuten Grundschulen in den Verbandsgemeinden Montabaur, Höhr-Grenzhausen und Selters angekommen. Ein beträchtlicher Anteil der Kinder mit familiären Schwierigkeiten nannte dieses Thema als Grund ihrer Sorgen. Die Zahl der Nennungen stieg sprunghaft von 37 auf mehr als 100.

Besseres Angebot an Erstklässler
Als sehr hilfreich bewertete das Team, dass sie in den „Sorgenbüros“ inzwischen häufig schon in die vorbereitenden Kontakte der Grundschule zu den Kindertagesstätten einbezogen werden. Zusammen mit dem verbesserten Stundenkontingent trägt das dazu bei, das Angebot auch an Erstklässler zu richten, die bisher häufig aus Zeitnot noch nicht unterstützt werden konnten. So kann sehr frühzeitig Problemen entgegengewirkt werden, ehe sie sich verfestigen. (PM)

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