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Nachricht vom 02.08.2018
Kultur
Jona Bird und Wendja beim Treffpunkt Alter Markt in Hachenburg
Beim Treffpunkt Alter Markt am Donnerstag, 2. August kündigte Kultur-Zeit-Chefin Beate Macht ein besonderes Konzert an, weil es das letzte Konzert der Reihe sei und weil es gleich zwei ganz hervorragende Gruppen präsentiere: "Jona Bird" mit Folk Rock Pop und den österreichischen Rapper „Wendja“.
Der österreichische Rapper „Wendja“. Fotos: Wolfgang TischlerHachenburg. Bürgermeister Stefan Leukel hatte das Privileg, die Fortsetzung der Reihe „Treffpunkt Alter Markt“ im nächsten Jahr zu verkünden. Jedem solle einmal im Jahr sein Lieblingskonzert geboten werden, deshalb seien bewusst unterschiedliche Musikrichtungen zu hören und es seien kostenlose Konzerte dank der Unterstützung durch die Kuriere (AK-Kurier, NR-Kurier und WW-Kurier) und des langjährigen Partners Rhenag.

Jona Bird, die Fünf-Mann-Band aus Mannheim ließ mit zwei Gitarren, Banjo, Keyboard, Schlagzeug und Stimme eingängige Musik über den Alten Markt erklingen. Ihre Folk-Popsongs erinnerten an die musikalischen Vorbilder aus den sechziger und siebziger Jahren, vor allem für ihre Bob Dylan-Interpretationen von „Girl from the north country“ und „I see my light come shining“ ernteten sie viel Applaus.

Beispielhaft für die weichgespülte Ohrwurmmusik der Mannheimer steht der Song „Ich fang dich auf“, von Frontmann Jonas Birthelmer angekündigt: „In dem Song geht es darum, dass wir alle füreinander verantwortlich sind. Wir alle, egal wo man steht, wie viel man hat, oder woher man kommt, wir alle brauchen jemanden, der einen auffängt, wenn man stolpert oder fällt oder nicht weiter weiß. Füreinander da sein, sich umeinander kümmern, das kann uns im Kern zusammenhalten.“

Thematisch bewegten sich die Songs hauptsächlich um die Liebe, mal melancholisch: „Die Liebe kommt, die Liebe geht“, oder „Ich lieb dich so lang“, mal hoffnungsvoll: „Gib mir ein Zeichen“ oder auch liebevoll wie „Halt mich!“, ein Lied, das die Band im letzten Jahr unplugged für ein Paar zu dessen 51. Hochzeitstag darbot.

Bei einer Tour mit einem österreichischen Autor entstand ein Song über die Heimat ohne Opa: „In der Stadt da fließt die Drau.“ Mit dem Schlusslied „Das Meiste von mir bleibt hier und nur ein Teil der geht“, musste sich die Band ohne Zugabe verabschieden, weil nach einer Umbaupause Wendja angesagt war.

Dieser Künstler sei in Deutschland noch nicht so bekannt, aber in seiner Heimat Österreich habe er schon Platin bekommen, wusste Beate Macht zu berichten. Der Künstler, Sohn einer österreichischen Mutter und eines chinesischen Vaters, kündigte an: „Jetzt wird’s ein bisschen härter!“ und versprach selbstbewusst, Party-Stimmung auf den Alten Markt zu bringen.

Dann legte er los: Wendja sprang im roten Maxi-Shirt mit Drachenaufdruck wie Rumpelstilzchen auf der Bühne herum, tanzte, hüpfte und warf die Beine hoch und sang währenddessen tempo- und ideenreiche Songs mit brillanten Texten, die er vorweg erläuterte: „Die Vermessung der Welt“ ist zahlenlastig, denn „wir haben die Formel zum Glück, aber wieso geht die Gleichung nicht auf?“

„Stadt, Land, Fluss“ sei der Song vom Ausbrechen, man solle sich dazu imaginären Wald und hohe Berge vorstellen. Zu „Broke, aber glücklich“ verschenkte er zwei Rucksäcke mit gleichem Aufdruck. Hintergründige Sprachfertigkeit beweist eine Zeile aus diesem Song: „Arm auf der Bank, aber den Arm auf der Lehne.“

„Leb dein Leben!“ lautet der erste komplett selbst produzierte Titel. Selbstkritisch erklärte Wendja, dass die motivierendsten Songs immer völlig demotiviert auf der Couch entstünden. Dann forderte er zur Schwangerschaftsgymnastik auf: „Hände hoch, Hachenburg!“ Der „Regentanz“ motivierte das Publikum zum Tanzen und Klatschen, erst recht, als der Sänger von der Bühne sprang und durch die Zuschauermenge auf dem Alten Markt tanzte.

Dem energiegeladenen Mann glaubte man sofort, dass er eigentlich Fußballspieler werden wollte. Gut, dass es dafür nicht reichte, so wurde aus der Liebe zur Musik auf Umwegen ein hervorragender Musiker, der mit Titeln wie „Trotzdem lieb ich dich“, „Schwarze Rose“ und „Zeitmaschine“ die Zuhörer begeistert. Und mit flott gerappten Wortspielereien wie „Zeigefinger-Welt: Zeitzeugen zeigen immer mit dem Zeigefinger“ und “Wir sind Gedankenblitzableiter und begreifen nicht, dass uns irgendwann der Blitz beim Scheißen trifft!“

„Mut zur Hässlichkeit sang er mit den „total motivierten“ Hachenburgern gemeinsam und hatte sichtlich Spaß am Bad in der Menge. In einer Sportart seien die Österreicher ganz gut, meinte Wendja, dem Apres-Schi. Zu dem Song „Schifoan“ zog er das T-Shirt aus und eine Schibrille an und schoss papiernen Kunstschnee auf den Marktplatz. Als vehement eingeforderte Zugabe sang er noch einmal „Stadt, Land, Fluss“, aber mit Hilfe seines DJ „etwas wummiger“.

Ein fulminantes Schlussausrufezeichen am Ende einer erfolgreichen Konzertreihe auf dem Alten Markt. Nächste Woche wird die Hachenburger Kirmes gefeiert, in zwei Wochen findet der Treffpunkt der Kulturen statt und in drei Wochen der Treffpunkt Heimat. htv

       
       
       
       
       
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