WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 26.03.2018
Politik
Jahrhundertentscheidung: Emmerzhausen kauft Stegskopf-Teile
Der Ortsgemeinderat von Emmerzhausen hat den Kauf von Teilen des Stegskopfes beschlossen. Ortsbürgermeister Heinz Dücker sprach von einer Jahrhundertentscheidung, deren Richtungsweisung sich erst in der Zukunft herausstellen werde. Für den Mobilmachungsstützpunkt, der in der ersten Hälfte der 1970er Jahre erbaut wurde, sieht die Ortsgemeinde künftig eine gewerbliche Nutzung vor. Auch für das frühere Truppenlager gibt es bereits Überlegungen.
Noch bleiben die Tore des Stegskopfs geschlossen. Wie lange, ist ungewiss. (Foto: anna)Emmerzhausen. Nun ist es beschlossene Sache: Der Rat der Ortsgemeinde Emmerzhausen hat sich einstimmig dafür entschieden, die Liegenschaft des ehemaligen Mobilmachungsstützungs (Mob-Stützpunkt) auf dem Stegskopf einschließlich der Zufahrt von der L 280 und das Lager Stegskopf einschließlich der Zufahrt vom Mobilmachungsstützung bis zum Nordtor und vom Südtor bis zur B 54 im Wege der kommunalen Erstzugriffopiton von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BimA) zu erwerben. Der Kaufpreis richtet sich nach dem Wertgutachten des Baufachlichen Gutachterdienstes der Sparte Portfoliomanagement der BImA-Hauptstelle Koblenz zum Wertermittlungsstichtag am 8. März 2018.

Gewerbliche Nutzung für Mob-Stützpunkt
Beide Beschlussvorlagen wurden von den Ratsmitgliedern einstimmig angenommen. Somit hat der Rat der Ortsgemeinde fünf Tage vor dem Verstreichen der Frist die Übergabe der Liegenschaften an die DBU Naturerbe GmbH (Deutsche Bundsstiftung Umwelt) für Klarheit gesorgt. Ortsbürgermeister Heinz Dücker sprach von einer Jahrhundertentscheidung, deren Richtungsweisung sich erst in der Zukunft herausstelle. Ansonsten wären auch die genannten Flächen dem Nationalen Naturerbe zugefügt worden. Für den Mob-Stützpunkt, der in der ersten Hälfte der 1970er Jahre erbaut wurde, sieht die Ortsgemeinde künftig eine gewerbliche Nutzung vor. Die bebaute Fläche misst rund 8.750 Quadratmeter. Die eingezäunte Fläche umfasst etwa 4,65 Hektar, der Ortsgemeinde werden jedoch einschließlich Grünflächen, Abrundungsflächen, der Platzrandstraße Nord entlang des Mob-Stützpunktes und der Zufahrtsstraße von der L 280 etwa neun Hektar übertragen.

Nutzung des ehemaligen Truppenübungslagers
Mit Blick auf das ehemalige Truppenübungslager hat die Ortsgemeinde ihren Willen bekundet, dies einer gewerblich-industriellen, wohnbaulichen, touristischen oder dienstleistungsbezogenen Nutzung zu eröffnen. Das Lager umfasst rund 40 Hektar Fläche mit zahlreichen Gebäuden, die in den 1950er Jahren errichtet wurden. Die Liegenschaft ist vollständig eingezäunt und umfasst neben einem Straßennetz, das alle Gebäude erschließt, auch wassergebunden, bitminös und betoniert befestigte Plätze. Das besondere Veräußerungsverfahren des Lagers von der BImA an die Ortsgemeinde Emmerzhausen sieht ein Nutzungskonzept vor, auf dessen Basis die Wertermittlung erfolgt. Das Konzept sieht folgende Nutzungen vor: Ein Pferdesportzentrum (21 ha), ein Nordic aktiv Sportzentrum (2,8 ha), Natur- und Kulturzentrum (0,3 ha), eine Gesundheitsimmobilie (1,2 ha), Ferienwohnungen (2,2 ha), Technische Versorgung (1,6 ha), Energieversorgung (4,2 ha) sowie die Nutzung von Bestandsgebäuden als Büros oder Besprechungsräume (1,2 ha). Dies soll auch eine Ergänzung und Attraktivierung zum Nationalen Naturerbe darstellen, sowie die Vernichtung hoher, steuerfinanzierter Sachwerte durch angepasste Folgenutzung ermöglichen.

Es gibt auch Risiken
Ortsbürgermeister Dücker unterrichtete die Ratsmitglieder aber auch über die Risiken, die der Kauf berge. Zum einen das Erwerbsrisiko, das Risiko der Altlasten, ein Planungsrisiko, das Erschließungsrisiko und das Vermarktungsrisiko. Auch die Frage des Brandschutzes ist nicht vollständig geklärt. Daher verfolgt die Ortsgemeinde eine Strategie der Risikominimierung. Diese sieht zum einen eine möglich verbindliche Weiterveräußerungsmöglichkeit vor. Ein Weiterverkauf soll möglich an einen Investor oder eine Investorengruppe erfolgen und die gesamte Fläche des Lagers beinhalten. Auch die Zahlungs- und Nachzahlungspflichten sollen somit weitergegeben werden. Ebenso sollen die Planungs- und Erschließungskosten vom Erwerber übernommen werden. Seitens der Verantwortlichen in der Ortsgemeinde möchte man den Weiterverkauf der Flächen noch in diesem Jahr abschließen. Die Tore zum ehemaligen Lager bleiben so lange geschlossen, bis die Bebauungsplanung abgeschlossen ist. Neben dem genannten Konzept der naturnahen Nutzung liegt auch ein Angebot eines Großinvestors zur Errichtung eines Logistikzentrums im Lagerbereich vor. Für welche Variante sich der Rat nun letztlich entscheiden wird, steht noch offen, die Diskussion darum werde weit schwieriger werden als die Diskussion um den Kauf, so Dücker.

Militärische Nutzung beeinträchtigte Gemeindeentwicklung
Zur Ratssitzung waren diesmal außergewöhnlich viele interessierte Bürgerinnen und Bürger gekommen, sowie Wolfgang Stock und ein weiterer Vertreter vom BUND. Stock und seine Mitstreiter befürworten das Konzept zur naturnahen Nutzung des ehemaligen Lagerbereiches, ebenso wie verschiedene Einwohner des Ortes. Dass jedoch bald etwas geschehen muss, steht außer Frage. Die Natur ist derzeit dabei sich das Areal zurück zu holen. Wege und Gossen wuchern mehr und mehr zu und auch auf den großen Freiflächen des Naturerbes sprießen mittlerweile zahlreiche Ginstersträucher und andere Büsche empor. Bevor es in der Ratssitzung um die Abstimmung zum Kauf der Liegenschaften kam, gab Ortsbürgermeister Dücker noch eine Erklärung ab. Darin berichtete er, dass die Gesamtfläche der Ortsgemeinde Emmerzhausen 707 Hektar betrage, wovon 205 Hektar auf das ehemalige Militärgelände Stegskopf entfallen, was 29 Prozent der Gesamtfläche ausmacht. Die lange Zeit der militärischen Nutzung des Gebietes habe die Ortsgemeinde in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung stark beeinträchtigt. Der Stegskopf bemisst sich insgesamt auf 2000 Hektar, wovon nun 50 Hektar einer zivilen Nutzung zugeführt werden sollen. Der überwiegende Teil von 97,5 Prozent wurde kostenlos an die DBU übertragen. Einen besonderen Dank sprach Dücker den beiden ehemaligen Ratsmitgliedern Jörg Neidlinger und Sabine Pawelke aus, die mit viel Engagement über Internet Ideen und Investoren für ein Nutzungskonzept gesammelt haben. (anna)
     
Nachricht vom 26.03.2018 www.ww-kurier.de