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Nachricht vom 20.01.2018
Region
Diese Nacht war ein Feuerwerk
Der Hundsänger Carnevalverein knüpfte mit seiner Auftakt-Kappensitzung nahtlos an die großartigen Veranstaltungen der zurückliegenden Jahre an. Hemdsärmelige Traditionsfastnacht, tolle Ballettaufführungen, fetzige musikalische Auftritte und fantastische Showeffekte waren die Bestandteile einer Mixtur, mit der der HCV sein Publikum in der restlos ausverkauften Ollmersch-Halle einmal mehr hellauf begeisterte.
Kappensitzung in HUndsangen. Fotos: VeranstalterHundsangen. Jung, frisch, spritzig! Attribute, die Anne-Kathrin Pörtner bestens beschreiben. Mit herrlich klingenden Stimmbändern gesegnet, war es ihr vorbehalten, die Veranstaltung musikalisch zu eröffnen. Mit „Diese Nacht wird zum Feuerwerk“ drückte sie den Zündknopf, der das Publikum von jetzt auf gleich auf die richtige Betriebstemperatur hoch trieb.

Sitzungspräsident Frank Göbel hatte mit seinem Elferrat währenddessen das närrische Regierungspodium erstürmt. Mit allen Karnevalswassern gewaschen, aber völlig unverbraucht wirkend, begrüßte er mit seiner Ukulele das närrische Auditorium gesanglich. Philosophisch stellte er gleich zu Beginn die These auf: „Gott hat euch ein Gesicht gegeben, lachen müsst ihr selber!“

Und dann ging es so richtig los. Das HCV-Juniorenballett, die „U 16“, wirbelte mit scheinbarer Unbekümmertheit und dennoch in perfekter Manier über die Bühne. Ein Klasse Gardetanz, bei dem das Zuschauen einfach Spaß machte. Anne-Kathrin Pörtner hatte den Tanz kreiert.

Als Ampelmann besetzte einmal mehr Dieter Ehinger souverän die Rolle des Protokollers. Sowohl die große Welt- und Bundespolitik als auch die regionalen Themen persiflierte er köstlich. Die Balkonauftritte der Jamaika-Verhandlungen kommentierte er: „Es lachten Angie, Christian, Horsti und der Chem, doch scheinbar waren die all‘ Plem Plem.“

Ein Novum bei einer Hundsänger Kappensitzung: Helmut Hönig und Wendelin Hennrich wurden für ihre außergewöhnlichen Verdienste die höchste zu vergebende Auszeichnung verliehen, der Heini-Gröschen-Orden. 400 Gäste und 130 Aktive standen auf und applaudierten, eine Verneigung für zwei außergewöhnliche Vereinsmitglieder und ihre außergewöhnliche Lebensleistung für den HCV.

Dann ging es in den Sherwood Forest. Die Gruppe „INTERNATIONAL“ hatte sich Robin Hood als Background gewählt. Die Dialoge der völlig abgefahrenen Darsteller waren eine echte Belastungsprobe für das Zwerchfell des Publikums („Eigentlich wollte ich ja Henker werden, aber ich konnte den Leuten nichts abschlagen.“) Ein toller Sketch aus der Feder von Matthias Hönig.

Der Gardetanz des HCV-Balletts stand an. Mit ihrer Leichtigkeit und ihrer spielerischen Eleganz vermittelten die zwölf Gardemädchen so etwas wie sprühende Lebensfreude, von der man sich gerne einnehmen ließ. Nadja Kremer war einmal mehr eine klasse Choreografie gelungen.

Und dann kam er. Ein Schwergewicht in der Bütt und dass nicht (nur) wegen seiner Äußerlichkeiten. Als Operndiva, die durch einen Zufall entdeckt und dann zum Weltstar mutierte, haute Friedhelm Meudt in seinem unnachahmlichen Vortragsstil eine Pointe nach der anderen heraus. Schließlich wurde er auch von der Werbeindustrie engagiert. So trällerte er zwischen seinen gereimten Erzählungen gesungene Werbetrailer, die so manche Lachträne über die Wangen fließen ließ.

Stilgerecht zu ihrem Namen fegten die Blue Sticks in pfiffigem blauem Outfit über die Bühnenbretter. Sie zeigten einen flotten Showtanz, der das Publikum mitriss. Andrea Benten, Kerstin Schäfer, Julia Wörner und Christiane Heyden zeichneten für den Tanz verantwortlich.

Da ist der Berliner Flughafen BER gar nichts gegen. Der Radweg zwischen Hundsangen und Obererbach ist schon seit gefühlten 30 Jahren in Planung. Ein gefundenes Fressen für die Gruppe Gipfelstürmer, diesen Umstand als Hintergrund ihres Auftrittes zu nutzen. Ein Bautrupp, eine Gruppe von Freizeitsportlern und sogar eine Einheit der Bundeswehr waren an der Baustelle präsent. Von den herrlich durchgeknallten Darstellern („USB ist doch ein Nachbarstaat der USA“) wurde eine Lachsalve nach der anderen abgefeuert. Ein toller Klamauk, der von Markus Novian produziert wurde.

Zwölf schräg wirkende Musiker, angeführt von einem etwas ungelenk dirigierenden Orchesterchef (Frank Wagenbach), erstürmte den Saal: Das Blechzinnober. Auf der Bühne angekommen, nahm Frank Wagenbach in seinem skurrilen Vortragsstil das Weltgeschehen, die große und kleine Politik, in ausgedehnten Reimen auf die Schippe. Jede seiner Pointen fand sein Echo in der passenden Musikeinspielung seiner Musiker, die schließlich noch durch drei Sänger ergänzt wurden. Sie hielten das Stimmungsbarometer weiterhin auf ganz hohem Level. Eine Gruppe, die demonstrierte, wie Facetten reich Karneval sein kann.

Szenenwechsel. Ein ganz und gar bescheuerter Bankräuber (Frank Göbel) ist bei dem Versuch, zu Geld zu kommen, in das falsche Gebäude geraden, das Hundsänger Rathaus. Dort trifft er am Schalter auf die resolute Verwaltungsangestellte Susi (Susanne Eichmann). Ein Missverständnis reihte sich an das andere. Mimik, Gestik, verbaler Nonsens, kurz - ein 15minütiger Kokolores, der dem Publikum kaum Gelegenheit zum Atem holen ließ. Da war einmal mehr Lachmuskelkater unvermeidlich.

Der Saal verdunkelte sich und in mystisch wirkendem Kerzenschein und mit rituellem Gesang zogen 15 Mönche in das Kloster St. Wambachus ein. Aber sehr bald standen sie im Scheinwerferlicht und begeisterten mit ihren fetzigen Liedern: Die Wambachlerchen. Es zeigte sich bald, dass das Leben im Kloster mit eigener Brauerei den irdischen Verlockungen sehr zugetan war. Viele „Prominente“ wie Theresa May, Martin Schulz, Christian Lindner und Kim Jong Un tauchten in dem Kloster auf, die alle herzhaft mit Pointen reichen Dialogen und gesungenen Parodien durch den Kakao gezogen wurden. Die Stimmung im Saal hatte schließlich den Siedepunkt erreicht, als die Wambachlerchen mit ihrem Schlusspotpourri den Saal noch einmal so richtig aufmischten. Die Gruppe steht unter der Leitung von Manuel Malm.

Und wenn man denkt, dass eine Steigerung nicht mehr möglich ist, dann ist die Zeit gekommen für das HCV-Showballett. Die Schöne und das Biest war ihr diesjähriges Thema. Man erlebte eine Show vom Allerfeinsten. Eindrucksvolle Kulissen, fantastische Kostüme und ständig variierende technische Bühneneffekte unterstützten perfekt das Gesamtbild einer großartigen Vorführung der 27 Tänzerinnen. Eine Choreografie, bei der es hervorragend gelungen war, in sehr emotionaler Weise Musik in Bewegung umzusetzen. So war es nicht verwunderlich, dass das Publikum mit frenetischer Begeisterung reagierte. Teresa Gröschen und Lea Kunz waren Urheber und Umsetzer der Darbietung.

Als schließlich die rund 130 Aktiven zum großen Finale unter dem Funkenregen der Pyrotechnik die Vereinshymne „Blau-weiße Sterne stehn“ anstimmten, da sang der ganze Saal mit. Ein über vierstündiges, kurzweiliges Programm näherte sich dem Ende. Die Gesangsprotagonisten des HCV (Anne-Kathrin Pörtner/ Leonie Göbel und Frank Göbel/Heinz-Peter Weidenfeller) gaben im Rahmen des Finales noch einmal alles und versetzten Publikum wie Aktive in eine kollektive Partystimmung. (PM Wolfgang Gröschen)
       
       
     
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