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Nachricht vom 17.09.2017
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Joseph Nolan spielte in seinem “Wohnzimmer“
Bereits zum fünften Mal ließ am Sonntag, den 17. September Joseph Nolan in Gackenbach die Orgeln erklingen. Immer wieder gerne kommt er, der gebürtige, inzwischen in Perth lebende Engländer, in das kleine Gackenbach. Was ihn hierher treibt, sind die Nelson- und die Göckelorgel, die beide von einem Spieltisch aus bespielbar sind. Nolan ist als Organist und Musikdirektor in der St. George Cathedral tätig.
Joseph Nolan Fotos: J.R.Gackenbach. Inzwischen ist die von ihm so sehr gewünschte Tuba eingebaut, die an dem Abend zu hören war. Er findet die Tuba sehr gelungen und besser als die in den englischen Orgeln. Nolan befindet sich auf einer Konzertreihe in Europa. Meist ist er alle zwei Jahre in Europa in Sachen Orgel unterwegs.

Der Hauptgrund seiner diesjährigen Reise ist aber ein Besuch in Haarlem, wo er in der bekannten Barbarakirche eine CD mit dem Werk von Reubken einspielen wird. Auch dem zahlreich erschienenen Publikum ist Nolan bestens bekannt. Kaum einer erlebte diesen einmaligen Organisten zum ersten Mal.

In der Bartholomäuskirche in Gackenbach wurden von 2009 bis 2016 viele Restaurierungs- und Erweiterungsarbeiten durchgeführt. So wurde unter anderem die Nelson-Orgel von zunächst 13 auf 41 Register ausgebaut, der Spieltisch von zwei Manualen auf vier Manuale erweitert. Die Pfeifen der Orgel sind original englisch-historische Pfeifen.

Kaum hatte Nolan die Kirche betreten, wurde es ruhig im Raum. Im Gegensatz zu vorherigen Konzerten sprach er auch selbst kurz, bevor er sich zur Königin der Instrumente begab. Kaum erklangen die ersten Töne, war der Kirchenraum von Musik erfüllt. Die Zuhörer erlebten einen Organisten, der die Liebe zur Musik und zum Instrument in sein Spiel mit einfließen lässt.

Der Komponist Reubken, fordert nicht nur die Orgel, sondern den Organisten und den Zuhörer. Von pianissimo bis fortissimo, von Plein Jeu (Register der Göckelorgel) und der neu eingebaute Tuba, bis Harmonik Bass, waren sämtliche Orgelpfeifen im Einsatz. Das Spektrum beider Orgeln wurde ausgereizt und keinem ging die Puste aus. Die Schwingungen des Basses waren im Publikum zu spüren.

Zu hören waren Werke von: Bach (Chaconne in D-Moll), sowie die Choralbearbeitungen BWV 659 und BWV 669, Buxtehude -1637-1707-, Toccata und Fuge Bux WV157), Mendelsohn (1809-1847, Sonate Nummer 6). Die Herausforderung an diesem Abend war die symphonische Dichtung, Sonate über Psalm 94, ein Werk von Reubke, 1834-1858.

Am Ende herrschte zunächst andächtige Ruhe und dann tosender Applaus, sogenannte „Standing Ovations“ waren die Belohnung. Nolan war sichtlich erfreut. Als kleine Belohnung, gab es für die Zuhörer eine Zugabe: Widors Toccata Nummer 5. Hier legte Nolan noch einmal seine ganze Liebe hinein. Organist und Publikum waren in diesem Moment miteinander verbunden.

Das interessierte Publikum hofft, dass Nolan bald wiederkommt und sich sein kleiner geheimer Wunsch, ein Chamadenwerk und eine Voix Humain für die Göckelorgel, vielleicht bis dahin erfüllt sein wird.

Vom Publikum war im Anschluss nur Positives zu hören. Sogar Joseph Nolan nahm sich noch kurz Zeit, bevor er sich auf die Weiterreise begab. Wie zu erfahren war, meinte Nolan: “Die Tuba braucht noch - wie in England üblich - einen Nickname (=Spitzname), wenn sie so toll wie diese ist! Vorschlag: Wie wäre es mit Joseph?“ J.R.
     
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