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Nachricht vom 18.06.2017
Kultur
Begeisterndes Klavierspiel
Zu einer Sternstunde der Kultur in Selters hatte Stadtbürgermeister Rolf Jung beim 5. Stadthauskonzert begrüßt und die sollte es auch werden. Prof. Kohji Okamoto holte ein Klavierkonzert nach, das er aus Krankheitsgründen im Dezember 2016 abgesagt hatte.
Klaviermusik auf hohem Niveau im Stadthaus Selters mit Prof. Kohji Okamoto. Foto: privatSelters. Okamoto begann mit einem Satz aus einer Klaviersonate des jungen Johannes Brahms. Mit wenigen Mitteln schuf Brahms eine schlichte, aber sehr feinsinnige Musik. Okamoto interpretierte einfühlsam die romantische Musik Brahms’ und zupackend die wesentlich pathetischere Klaviersonate c-moll von Ludwig van Beethoven. Jeder Ton stand akzentuiert im Raum, volle Akkorde wechselten sich mit verspielten Melodien ab. Mit virtuoser Spielfreude präsentierte der japanische Pianist plötzliche Pausen und überraschende Wendungen. Und diese übertrug sich aufs Publikum: so mancher fingerte das bekannte „Adagio“ aus der Sonate auf den Knien mit.

Für die Zuhörer etwas schwieriger wurde es mit der Musik des Spätromantikers Max Reger. Die vielen Wechsel in dessen reichhaltigem Harmoniefundus lassen Regers Musik aufregend und wieder versöhnlich erklingen. Mit Leidenschaft und Akkuratesse zugleich ließ Okamoto die Zuhörer an der Musik seines Lieblingskomponisten teilhaben. Wie vielfältig Klaviermusik sein kann, zeigte Okamoto in einem Werk von Frédéric Chopin: Sphärische Klänge, umspielte Melodien, choralähnliche Zwischenstücke, dramatische und dann wieder tänzelnde Abschnitte und nicht endend wollende, virtuose Läufe meisterte der Gastmusiker zu großen Freude der Zuhörer, die es ihm mit langem Applaus dankten.

Kohji Okamoto studierte in Tokio und in Detmold. Er gastiert immer wieder gerne in Deutschland. Gespielt hat er auf dem Bürgerflügel. Der heißt so, weil ihn Bürger gespendet haben.

Das Konzept der Selterser Stadthauskonzerte scheint aufzugehen. Sie kosten keinen Eintritt, es wird um eine Spende gebeten. Als Matineé am Sonntag-Vormittag füllte sich das Studio im Stadthaus mit begeisterten Musikliebhabern und das trotz eines Volksfestes vor der Haustüre. (PM)
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