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Nachricht vom 18.06.2017
Region
Pfarrer Dietrich ist sehr dankbar für seine Zeit in Montabaur
Er ist einer der dienstältesten evangelischen Pfarrer im Westerwald. Seit 1996 betreut Michael Dietrich die größte protestantische Gemeinde der Region – die evangelische Kirchengemeinde Montabaur. Nun übernimmt er für die letzten zwei Jahre vor seinem Ruhestand noch einmal eine andere Aufgabe als Pfarrer.
Michael Dietrich. Foto: Peter BongardMontabaur. Mit einem Gottesdienst sagt er am 25. Juni adieu, und zum Abschied hat er eigentlich nur einen Wunsch: „Ich hoffe, dass die Gemeinde ihren Weg mutig weitergeht. Das ist das größte Geschenk, dass sie mir machen kann.“

Mehr als 20 Jahre hat Michael Dietrich beständig daran gearbeitet, dass ihm seine „Schäfchen“ diesen Gefallen nun tun können. Zwei Dekaden, in denen sich viele Männer und Frauen zu selbstständigen und selbstbewussten Mitarbeitern entwickelt haben: „Wir als Kirche müssen den Leuten etwas zutrauen und sie fördern – besonders die Jugendlichen“, sagt er. „Die fallen nicht fertig vom Himmel. Sie brauchen Zeit, Unterstützung und Aufgaben, die sie bewältigen können. Montabaur ist eine engagierte, lebendige und motivierte Gemeinde mit ganz viel Potential, die ich nicht mit Groll, sondern mit großer Dankbarkeit verlasse. In ihr war ich unglaublich gerne Pfarrer.“

Den letzten Satz betont Michael Dietrich besonders. Als ob er dadurch unterstreichen will, dass es keine nostalgische Abschiedsfloskel, sondern wirklich ernst gemeint ist. Tatsächlich ist in den vergangenen 20 Jahren eine Menge in Montabaur passiert – gerade was die Nachwuchsarbeit betrifft. 1997 entsteht in der Kirchengemeinde ein Jugendtreff, und 1998 ruft Dietrich mit seinem damaligen Kollegen Peter Boucsein den Jugendgottesdienst ins Leben. Allerdings merken die beiden Montabaurer Pfarrer schnell, dass sie nicht genug Zeit haben, um die Jugendlichen angemessen zu betreuen. „Deshalb gründeten wir 1998 den Verein ,Scheinwerfer’, durch den wir die Stelle eines Jugendleiters finanzieren konnten“, sagt Dietrich.

Darüber hinaus setzt sich Dietrich stets dafür ein, dass die Gemeinde eng mit dem Dekanat und der Landeskirche verbunden bleibt. Deshalb übernimmt er immer wieder Aufgaben im Dekanat – unter anderem als Mitglied der Dekanats- und Kirchensynode und von 2005 bis 2010 sogar als Stellvertretender Dekan. Auch das gute Miteinander mit den katholischen Geschwistern liegt ihm am Herzen, was sich an den vielen ökumenischen Gottesdiensten, Bibelabenden und den ökumenischen Dienstgesprächen zeigt.

2002 etablierte er schließlich die Alpha-Kurse in Montabaur. Das sind Vortragsreihen, die in die Grundlagen des christlichen Glaubens einführen und die die Gemeinde seitdem besonders prägen: „Dieses Jahr haben wir den 15. Kurs veranstaltet, und die Gemeinschaft, die wir während der Alpha-Abende erleben, ist immer etwas ganz Besonderes.“

Überhaupt: die Gemeinschaft. Sie ist für den Pfarrer das Herzstück einer lebendigen Gemeinde. Deshalb treffen sich die Montabaurer Christen seit Jahren in regelmäßigen Kleingruppen zum Gespräch, Bibellesen und gemeinsamen Gebet. „Christen brauchen diesen Austausch im Kleinen. Das ist die Grundlage dafür, dass sich die Kirche auch als Ganzes weiterentwickelt“, ist Dietrich überzeugt und ergänzt, dass sich dank der Kleingruppen ein intensives Gebetsleben und eine lebendige Fürbittenkultur in Montabaur etabliert haben. „Inzwischen unterstützen viele treue Beter unsere Kirche.“

Michael Dietrich ist ein Mensch, für den diese geistliche Dimension des Gemeindelebens besonders wichtig ist. Sowohl im seelsorgerlichen Vier-Augen-Gespräch als auch in der Predigt oder in modernen Gottesdienstformen wie dem „GoIn“-Gottesdiensten. „Die gute Nachricht von der Liebe Gottes zu verkündigen, die sich in Jesus Christus offenbart – das unter die Leute zu bringen war und ist mein großes Anliegen.“ Nun hofft der scheidende Pfarrer, dass sich die Gemeinde diesen Blick aufs Wesentliche bewahrt – auch wenn die Zeichen manchmal auf Sturm stehen. „Ich kann den Montabaurern nur von Herzen raten: Haltet den Kontakt zu Christus und zu seinem sichtbaren Leib in dieser Welt: zur Gemeinde. Wenn Ihr beides beherzigt, dann hat unsere Gemeinde und Kirche eine Zukunft.“

Die Zukunft von Michael Dietrich und seiner Frau Isolde liegt unterdessen nicht im Westerwaldkreis, sondern in Fleisbach bei Herborn. „Dort werden wir leben, und dort übernehme ich künftig einige Vertretungsdienste“, sagt Dietrich und hofft, dass er sich nach einigen sehr anstrengenden Monaten wieder auf das konzentrieren kann, was er an seinem Beruf so liebt: „Ich möchte den Menschen Gott nahebringen und hoffe, dass ich das noch lange tun kann. “ (bon)

Der Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Michael Dietrich findet am Sonntag, 25. Juni, um 14 Uhr in der Montabaurer Lutherkirche statt.
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