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Nachricht vom 25.03.2017
Kultur
Chin Meyer macht Geld sexy
Der Kapitalismusversteher des Kabaretts, Chin Meyer hinterfragte am Samstag, 25. März die Zusammenhänge von Macht, Gier nach Geld und Attraktivität. „Macht! Geld! Sexy?“ lautete der Titel seines Programms, mit dem er das Publikum in der Hachenburger Stadthalle mit Witz, Humor, Gesang und schauspielerischem Können großartig unterhielt.
Fotos: Wolfgang TischlerHachenburg. Um Scheinwelten gehe es, erklärte der Künstler gleich zu Beginn, um dann in Interaktion mit den Zuschauern deren Markt- und Machtwert zu ermitteln. Meyer fürchtet die subtile Machtübernahme durch Smartphones, was ihn zurücksehnen lässt nach der Freiheit des Elternhauses. Gegen das rundum vernetzte absturzgefährdete Smart Home empfiehlt er den zu hundert Prozent biologisch abbaubaren Smart Husband. Kritisch sieht er auch das Bio-Printing organischen Materials mittels 3-D-Drucker, weil er bezweifelt, dass die Menschheit schon bereit ist für künstliche Intelligenz, während die natürliche Intelligenz noch in den Kinderschuhen steckt. Fehlgelaufen ist die Kombination künstlicher Intelligenz plus Toupet: Donald Trump.

Wer hat die Macht? Großkonzerne? Die Kirche? Das Volk? Ist es klug, dass das Volk so viel Macht hat? Warum wird – mit Blick auf die jährliche Todesstatistik – Alkohol nicht behandelt wie Terrorismus? Wenn mit jeder Flasche Bier ein Stück Regenwald gerettet wird, gilt dann: Klimasaufen statt Komasaufen? Werden über die Tabaksteuer die Raucher rehabilitiert? Sind Passivraucher Steuerhinterzieher?

Zur Klärung solcher komplexer Fragen rief Chin Meyer seine Alter Egos, den ewig schlecht gelaunten Finanzbeamten Siegmund von Treiber, der sich sicher ist, es überwiegend mit Kriminellen zu tun zu haben und den Guru U.G. Chinmayananda zur Hilfe. Außerdem beschäftigte er einen Ein-Dollar-Jobber am Flügel. Der arme Pianist musste seine Dollars auch in Gestalt von Darth Vader und einer Inderin im Sari hart verdienen. Dafür erhielt er gesangliche Unterstützung vom Publikum.

Mit Klavierbegleitung besang Meyer den einen Mann, der Macht und Geld hat: Mario Draghi. Sein lasziv vorgetragener Song „Steuerklärung“ mit Pole-dance und Strip verwandelte den Finanzkabarettisten blitzschnell in einen sexy Steuerhinterzieher. Der mit Geldscheinen bedruckte Anzug verleiht Sex und Macht, aber es heißt nicht ohne Grund „Geld-Schein“ statt „Geld-Vorhandensein“. Daher empfahl der Finanzexperte als ultimative Anlage „Hedge-Fonds“, am besten als Drogenhändler mit Kristallzucker, der Hammerdroge, die Meyer zum Kokain-Lobbyist werden ließ.

Wer hat die Macht in der Liebe? Diese Frage wurde Zuschauern gestellt, aus den Antworten kreierten die Künstler spontan eine Abschlussballade für Nicole und Heiko, die sich auf dem Golfplatz in Dreifelden kennen und lieben gelernt hatten. Fazit: Liebe und Humor sind das Schönste auf der Welt. Beim Kabarettabend mit Chin Meyer wurde das Publikum mit vielen Erkenntnissen über Sexy-Selbstbestätigungs-Wohlfühl-Konsum und viel Lachen bereichert. htv
       
       
       
 
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