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Nachricht vom 23.04.2016
Kultur
Bernd Stelter mag die Ehe
Zum Klang des Hochzeitsmarsches von Richard Wagner betrat Bernd Stelter die Bühne der Stadthalle Ransbach-Baumbach. „Ich liebe Wagner“, stellte der Künstler klar, „ich liebe auch seine Steinofen-Pizza.“ Um Ehe, Liebe und die Tücken des Zusammenlebens drehte sich sein lustiges und lehrreiches Programm.
Bernd Stelter begeisterte in Stadthalle Ransbach-Baumbach. Fotos: Wolfgang TischlerRansbach-Baumbach. Seine ganz persönliche Ransbach-Baumbach-Geschichte erzählte der sympathische Komiker zu Beginn: Stelters Bühnenkarriere begann 1999 nach einem Auftritt im „Senftöpfchen“-Theater Köln mit einer Tournee, die zehn Auftritte umfasste, von denen zwei ausverkauft waren. Die Stadthalle Ransbach-Baumbach war der größte Saal, der bei der Tournee-Premiere ausverkauft war. „Das schönste ist: Es hat wieder geklappt!“, freute sich Stelter. Tatsächlich war die Vorstellung schon seit längerem ausverkauft, sodass Bernd Stelter am 4. November eine Zusatzvorstellung in seiner Lieblingshalle geben wird.

Das Thema des aktuellen Programms „Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte“, sei ein völlig positiver Ansatz, erklärte Stelter und gab zur Begründung einen kurzen Abriss der Partnerschafts-Evolution vom Neandertaler und Promiskuität über Zwischenstufen zur Einehe und der aktuellen Mehrfachehe hintereinander. „Wer teilt ist glücklich, denn niemand ist eine Insel.“ Statistisch bewiesen ist, dass verheiratete Menschen länger und gesünder leben. Stelter konstatierte: „Männer und Frauen passen zusammen, es macht Spaß und ist gesund!“ Wobei die Männergesundheit in erster Linie dem Eingreifen der besorgten Ehefrau geschuldet sei: „Liebe geht bekanntlich durch den Magen“ sang der Künstler zur Gitarre.

Stelter bekannte, dass sein größtes Problem beim Schreiben des Programms die Tatsache war, dass er ein Mann ist, denn wie sollte er die Perspektive der Frau schildern? Er sei bereits fast 25 Jahre verheiratet, aber trotzdem wisse er nicht, was seine Frau denkt und er verstehe sie nur manchmal. Aus seinem Ehealltag erzählte er eine Reihe typischer Ereignisse, die dem – überwiegend lebenserfahrenen Publikum sehr bekannt waren. Es ging um die diffizile Suche des Mannes nach dem Kamillentee, die unheilbare Erkältung, das angeblich „schwache Geschlecht“, eifersüchtige katholische Priester gegen die Homo-Ehe, das traditionelle Familienbild der CSU, Literatur und Filme über Beziehungen, das Shades of grey-Phänomen und das Geheimnis von Stelters guter Ehe.

Immer wieder griff Bernd Stelter zur Gitarre oder in die Tasten des Keyboards und sang lustige oder einfühlsame Lieder wie „Ich bin der langsamste Jogger vom Rhein“ oder „Schnall mich fest, mein lieber Mann“, „Ich glaub, ich bleib immer neugierig auf dich“ und „Leben lang“.

Mit wenigen Requisiten verwandelte sich der Schauspieler in eine andere Gestalt, wechselte Idiom und Mimik und war so einmal ein Schützenvereinsvorsitzender aus dem Sauerland, der unschlagbare sauerländische Sprichworte austeilte: „Liebe vergeht, Hunger bleibt.“ In Anzug, Hemd und Krawatte hielt mit norddeutschem Zungenschlag Wolfgang Lüttchen einen Fachvortrag über eingetragene Lebenspartnerschaften und moderne Ehevertragsformeln: „Ja, ich will, Alter. – Ich schwör!“ Mit langem schütterem Haar und abgewetzter Cordjacke trat der Studiendirektor für Deutsch und Literatur am Rosamunde-Pilcher-Gymnasium auf die Bühne, um über das Problem zu sinnen, dass eine Kollegin, die er wegen ihrer Köpfchengröße schätzt, von ihm geheiratet werden will. Mit Trainingsanzug und Verkehrtrum-Kappe mutierte der Mime zum Jugendlichen mit Szene-Sprache und Alk-bedingter Schädel-Hirn-Angina, der seine Hochzeitsbeobachtungen in der Glockendisco schilderte.

Diverse Blogs zur Hochzeitsvorbereitung schilderten die Nöte der Brautkleidwahl und –bewältigung mit dem Fazit: „Heiraten ist wie Pubertieren und Kinder kriegen an einem Tag.“

Bernd Stelter ist gern verheiratet, das kam deutlich und humorvoll rüber. Er nannte für seine Einstellung gute Gründe und einen passenden Vergleich: „Ehe leben ist wie eine Schweizer Uhr zusammenbauen.“ Stelter ist auch gern auf der Stadthallen-Bühne, auch diese positive Einstellung war zu spüren und zu hören bei einer ganzen Reihe von Zugaben im goldenen Sakko: Julio Iglesias Imitation, Schlager-Medley zur Liebe aus den 50ern, 60ern und 70ern, ein finaler Blog und der Hit „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ brachten anhaltende Stimmung. Fragen aus dem Publikum und das – ebenfalls positive - „Lied vom Clown“ schlossen den sehr unterhaltsamen Abend ab. htv
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