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Nachricht vom 04.01.2016
Region
Fachkräfte gewinnen und Flüchtlinge integrieren
Agentur für Arbeit Montabaur zieht positive Bilanz für 2015 und geht die Herausforderungen des neuen Jahres optimistisch an. Mehr junge Leute in Arbeit, hohe Fluktuation sowie gestiegene Nach-frage nach Arbeitskräften kennzeichnen den Arbeitsmarkt. Zukunfts-Ziel ist die rasche Integration von Flüchtlingen.
Symbolfoto WW-Kurier.Montabaur. Stabilität kennzeichnete den regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt im abgelaufenen Jahr. Bei guter Wirtschaftslage blieb die Arbeitslosigkeit niedrig und die Beschäftigung stieg weiter an. Diese positive Bilanz zieht Madeleine Seidel, Chefin der Agentur für Arbeit Montabaur, deren Bezirk die beiden Landkreise Westerwald und Rhein-Lahn umfasst. „Wir erwarten, dass diese günstige Entwicklung anhält und gehen mit Zuversicht ins neue Jahr", erklärt sie. „Unser oberstes Ziel bleibt, Menschen in Arbeit zu bringen und die heimischen Unternehmen beim Gewinnen von Fachkräften zu unterstützen. Die größte Herausforderung wird 2016 die Integration der Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit sein."

Im Jahresmittel 2015 waren im Agenturbezirk 7.191 Männer und Frauen ohne Job gemeldet; das entspricht einem Rückgang um eine einzige Person. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 4,1 Prozent und blieb somit im dritten Jahr in Folge gleich. Als erfreulich niedriger Wert sticht mit 2,9 Prozent die Quote der jungen Leute unter 25 Jahren hervor; sie verbesserte sich gegenüber 2014 um 0,1 Punkte. Wie immer herrschte eine hohe Fluktuation am Markt. Hier zeigt sich die Ausgeglichenheit darin, dass sich Zugänge in und Abgänge aus Arbeitslosigkeit mit etwa 28.300 die Waage hielten.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Region hatte bereits 2014 ein nie gekanntes Niveau erreicht. 2015 wuchs sie nochmals. Am 30. Juni hatten laut der aktuellen Statistik in den beiden Landkreisen 95.496 Menschen sozialversicherungspflichtige Arbeit; das waren 2.033 mehr als ein Jahr zuvor, was einer Zunahme von 2,2 Prozent entspricht.

Gestiegen ist 2015 auch die Nachfrage nach Arbeitskräften. 8.861 Stellen meldeten die Unternehmen im Jahresverlauf dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der beiden Jobcenter Westerwald und Rhein-Lahn. Das entspricht einem Plus von 377 gegenüber 2014. Noch deutlicher erhöhte sich der Stellenbestand, nämlich um 503 auf durchschnittlich 2.489. „Darin spiegelt sich der weiterhin zunehmende Bedarf an qualifiziertem Personal“, sagt Madeleine Seidel. „Wir möchten die gute Gesamtlage am Arbeitsmarkt nutzen, um mit intensiver Beratung und Qualifizierung verstärkt Chancen für alle Kunden zu erschließen.“

Über den Schwerpunkt Qualifizierung hinaus liegt auch 2016 ein Fokus darauf, Vorbehalte abzubauen und Schwerbehinderte in Arbeit zu bringen - durch professionelle Beratung der Betroffenen und der Arbeitgeber gleichermaßen. Ein besonderes Augenmerk gilt zudem denjenigen, die seit längerer Zeit nicht im Erwerbsleben stehen. Sie zählen häufig zum Klientel der Jobcenter, die alle betreuen, die von der Grundsicherung (Hartz IV) leben. Ziel bleibt es, Langzeitarbeitslosigkeit weiter zu reduzieren. Madeleine Seidel: „Viele Menschen, die unsere Hilfe suchen, bringen Handicaps mit und haben mit komplexen Problemen zu kämpfen. Deshalb ist es ganz wichtig individuelle Lösungen zu finden.“

Jugendliche haben angesichts der hohen Ausbildungsbereitschaft der Betriebe und der demografischen Entwicklung beste Bedingungen, eine erfolgreiche Erwerbsbiografie zu beginnen. „Manche brauchen jedoch Starthilfen“, weiß Madeleine Seidel. „Sie kann die die Agentur für Arbeit auf vielfältige Weise unterstützen – angefangen von der Berufseinstiegsbegleitung bis hin zur assistierten Ausbildung.“

Flüchtlinge und Asylbegehrende professionell zu beraten und ihnen den Weg in eine Integration ins Arbeitsleben und damit in die Gesellschaft zu ebnen: Das ist die neue, große Aufgabe für die Agentur für Arbeit und die Jobcenter. Aus den zehn Nationen mit den meisten Asylanträgen waren für den Agenturbezirk Montabaur Ende 2014 insgesamt 618 erwerbsfähige Personen gemeldet, Ende 2015 waren es 952. Darunter stieg die Zahl der Schutzsuchenden aus Syrien/Arabischen Republik von 99 auf 357 Personen. Sie stellen damit die mit Abstand größte Gruppe.

„Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration ist der Erwerb von Sprachkompetenz“, betont die Agenturchefin. „Hier sind wir auf gutem Weg: Derzeit nehmen im Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis fast 1000 Flüchtlinge an Deutschkursen teil, die die Agentur für Arbeit finanziert. Im nächsten Schritt heißt es, Kompetenzen, Erfahrungen und Potenziale so schnell wie möglich zu identifizieren und durch gezielte Förderung zu erschließen.“ Dafür können sämtliche arbeitsmarktpolitischen Instrumente genutzt werden, zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung als Sprungbrett in eine Ausbildung oder der Eingliederungszuschuss, der einen Teil der Lohnkosten abdeckt.
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