WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 07.06.2015
Region
Hachenburger Kita ist noch einmal Thema
Bis zum 1. September müssen die fehlenden Plätze zur Verfügung stehen. Haben alle bisherigen Überlegungen und Beratungen keine Bedeutung mehr? Mehr als eine halbe Million Euro soll nun in ein Mietobjekt von leerstehenden Realschulräumen des Westerwaldkreises investiert werden.
Die zukünftige Hachenburger Kita? Foto: Reinhard Panthel.Hachenburg. Erinnert man sich an die vor einigen Wochen unüberhörbaren hitzigen Debatten im Hachenburger Stadtrat, als es um die Schaffung von fehlenden Kita-Plätzen ging, ist die derzeit angedachte Lösung auch nicht die preisgünstigste Variante. Zuerst wollte man den von der katholischen Kirche gewünschten Anbau an den bestehenden Kindergarten in der Leipziger Straße nicht realisieren. Dann kam das von zwei engagierten Müttern vorgetragene Konzept „Waldkindergarten“ ins Gespräch. Das scheiterte an den Abweichungen zum gültigen bestehenden Kindergartenbedarfsplan. Auch der Neubau eines separaten Kindergartens fand trotz früherer Favorisierung keine Zustimmung im Stadtrat mehr. Danach kam die Überlegung auf den Tisch, die leerstehenden Räume der Realschule des Westerwaldkreises an der Schwimmbadstraße als kostengünstigste und schnell umsetzbare Lösung zu präsentieren. Wieder sind einige Wochen vergangen und in einer Sondersitzung des Bau- und Jugendausschusses präsentierte der beauftragte Architekt Christof Hilpisch sein Konzept für den Umbau der leerstehenden Räume und nannte einen Kostenrahmen von mehr als 600.000 Euro. Das letzte Wort hat der Hachenburger Stadtrat in seiner nächsten Sitzung.

Der Westerwaldkreis hat auf Anfrage der Stadt Hachenburg Bereitschaft signalisiert ,die leerstehenden Räume der Realschule unbefristet zur Verfügung zu stellen. Der Stadtrat lobte und dankte dem Kreis für diese Großzügigkeit. Der Architekt plante und begründete sein Konzept der Umbaumaßnahmen damit, dass beim Kindergartenbau bestimmte gesetzliche Vorgaben eingehalten werden müssen. Umbaumaßnahmen und die Gestaltung des Außenbereiches wurden bei der Vorstellung des Kostenrahmens detailliert aufgelistet, so dass eine Investitionssumme von mehr als 600.000 Euro zu Buche schlägt. repa

Kommentar von Reinhard Panthel: Sind gewählte Volksvertreter auch Vertreter des Volkes?
Betrachtet man die Debatten im Hachenburger Stadtrat, um den Bau fehlender Kindergartenplätze fristgerecht umsetzen zu können, dann wird dem unbedarften Bürger schwindelig. Zuerst ist der Anbau eines Gruppenraumes an den vorhandenen katholischen Kindergarten – von der CDU-Fraktion gefordert - ohne finanzielle Hilfe der Kirche mit circa 380.000 Euro als zu teuer von der Ratsmehrheit abgelehnt. Man bemängelte im Rat, dass man keiner Investition in ein „fremdes“ Objekt zustimmen könne, das sich nicht in der Trägerschaft der Stadt Hachenburg befindet. Favorisiert wurde ein Neubau für zwei Gruppen in der Trägerschaft der Stadt Hachenburg, der mit etwa 680.000 Euro in Modulbauweise fristgerecht umgesetzt werden könne. Als Standort wurde der städtische Platz zwischen Bootsweiher und der Realschule angedacht. Als Alternative stand auch das Gelände am Bachweg zwischen Freizeitbad und dem vorhandenen städtischem Kinderhaus zur Diskussion.

Dann schien die Ratsmehrheit die ideale Lösung des Problems in der Nutzung leerstehender Räume der Realschule gefunden zu haben. Wieder sind Wochen untätig vergangen und jetzt sollen ca. 604.000 Euro in ein Mietobjekt investiert werden? Wie kann man sich innerhalb von ein paar Wochen von den Grundsatzüberlegungen – keine Investition in ein „fremdes“ Objekt – verabschieden? 604.000 Euro sind ja nur angedacht, wie bei vielen öffentlichen Baumaßnahmen, die sich in der Regel zur Freude der jeweiligen Planer kostenexplosionsartig nach oben entwickeln.

Private Investoren würden ein solches Vorhaben nie realisieren. Aber in der Politik gehen die Uhren bekanntlich anders. Man denke nur an die missglückte Löwenbadsanierung. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Stadtrat in der nächsten Sitzung entscheidet. Dann wird der Zeitdruck – 1. September - als Grund für die Zustimmung genannt und die Bürger müssen die von der Politik gelieferte „Kröte“ schlucken. Der Westerwaldkreis ist eine Sorge um leerstehende Klassenräume los und die Stadt Hachenburg hat ein neues Problem… Auch wenn es wieder einmal „Zuschüsse“ gibt.

Nachricht vom 07.06.2015 www.ww-kurier.de