WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 06.04.2015
Region
Wo sind die beiden Kirchenfenster geblieben?
Die Spuren für die seit den 80er Jahren verschwundenen Kirchenfenster führen in den Taunus. Die Geschichtswerkstatt Hachenburg ist auf der Suche nach den beiden Fenstern aus den Jahren 1920/34, die bis in die 80er Jahre die katholische Kirche „Maria Himmelfahrt“ am Hachenburger Alten Markt zierten.
Foto: VeranstalterHachenburg. „Kriegergedächtnisfenster“ – so der Fachausdruck - waren Ausdruck der Erinnerung der Hinterbliebenen von Soldaten, die auf diese Weise der gefallenen Soldaten gedachten. So verlor auf Graf Alexander von Hachenburg seinen Sohn Eberhard, der nicht aus dem ersten Weltkrieg heimkehrte. Ebenso die beiden Söhne von Lehrer Philipp Sahmer . So stifteten beide Trauernden jeweils ein Kirchenfenster, das auf der Marktseite der katholischen Kirche zu bewundern war. Diese beiden Fensterbilder sind in den 80er Jahren aus unerklärlichen Gründen entfernt und durch transparente Glasscheiben ersetzt worden. Seitdem sind die Originale spurlos verschwunden.

Die Geschichtswerkstatt Hachenburg befasste sich mit dem mysteriösen Verschwinden der beiden Fenster und forschte nach. In einem Vortrag von Regina Klinkhammer berichtete sie vor interessiertem Publikum über die Rechercheergebnisse. Der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, Bruno Struif, hatte bei seinen Nachforschungen über den Verbleib der beiden Fenster erfahren, dass diese in Hachenburg vermissten Kirchenfenster nun in einer Kirche im Taunus vermutet werden. Aber die Suche – auch in der Stadt Stierstadt – blieb ohne Ergebnis. Die Experten sind sich jedoch einig, dass die beiden Kirchenfenster noch existieren weil sie einen gewissen Wert darstellen.

„Warum sind die Kirchenfenster überhaupt ausgebaut worden?“ Eine berechtigte Frage, auf die es ebenfalls keine klare Antwort gab. Einige Mitglieder des katholischen Pfarrgemeinderates fanden diese Fenster als „kriegsverherrlichend“ als einen der vermuteten Gründe. Andere nannten die zu geringe Lichtdurchlässigkeit der Kriegergedächtnisfenster als wahrscheinlichen Grund für das Auswechseln. Aber all das erscheint heute nicht als gerechtfertigt beim Gedanken an denkmalspflegerische Grundsätze.

1983 gab es eine Korrespondenz zwischen dem Ministerialrat a.D. Heinrich Sahmer, einem Enkel von Fensterstifter Friedrich Sahmer, und dem damaligen Pfarrer Erwin Krämer von der katholischen Pfarrgemeinde „Maria Himmelfahrt“ und dem früheren Bischof von Limburg, Franz Kamphaus. In diesem Schriftwechsel wurde auf die geringe Lichtdurchlässigkeit hingewiesen, die als Grund für den Ausbau der beiden Fenster genannt wurde. Über den Verbleib der beiden Fenster gab es keinen Hinweis. Im Pfarrarchiv existieren keine Fotos von den verschwundenen Fenstern. Diese Kirchenfenster stammen wahrscheinlich aus München, wo der renommierte Künstler Augustin Pacher tätig war.

„Die Firma, die damals die Kriegergedächtnisfenster gegen transparente Fenster ausgetauscht hat, die könnte doch sicherlich auch Auskunft über den Verbleib der beiden vermissten Kirchenfenster geben“ war die Aussage eines Besuchers nach dem Vortrag der Geschichtswerkstatt. (repa)
Nachricht vom 06.04.2015 www.ww-kurier.de