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Nachricht vom 30.01.2015
Region
Keine neuen Autohöfe im Westerwald
„Schluss mit weiterer Naturzerstörung!“ forderte die Naturschutzinitiative Westerwald, bestehend aus Mitgliedern des NABU, der GNOR, des BUND und engagierter Westerwälder am Freitag, 30. Januar, in der „Alten Kirche“, Staudt.
Symbolfoto WW-Kurier.Staudt. Um welche Natur es geht, zeigten die Veranstalter eingangs in fotografischen
Naturimpressionen der Westerwälder Heimat mit Musik. Zu dem geplanten Autohof Heiligenroth und den zu erwartenden Belastungen der Westerwälder Anwohner äußerten sich die Sprecherinnen der Bürgerinitiative Staudt, Andrea Keil und der BI Boden, Mariele Höhn.

Die Stellungnahme der Naturschutzverbände BUND/GNOR/NABU/Naturschutzinitiative Westerwald, erstellt durch Harry Neumann, BUND Vorsitzender Westerwald, ist eindeutig: Konsequenzen des Planvorhabens für Menschen und Tiere sind weitere Flächenversiegelung, weitere Lärmbelästigung („24-Stunden-Betrieb“) für die angrenzenden Wohngebiete (Verkehrslärm und Betriebslärm), weitere „Lichtverschmutzung“, Verlust an Waldflächen als wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Zerschneidung der Lebensräume auf beiden Seiten der B 255, Verlust der sehr seltenen und wertvollen Eichenwälder, die nicht kompensierbar sind, Verlust aller Bodenfunktionen durch die Versiegelung von wertvollen und naturnahen Bodenflächen.

Daraus ergibt sich eine erhebliche Verringerung der Grundwasserneubildung sowie erhöhte Schadstoffkonzentration des Niederschlagwassers. Der Waldeinschlag bringt einen Verlust der Flächen als wichtige Filter für die Luftreinhaltung und eine Veränderung des Mikroklimas mit sich. Nicht zuletzt bedeutet das Vorhaben mit dem Schaffen von Parkplätzen, mindestens einer Tankstelle, Gebäuden, Schankwirtschaft, Reparaturwerkstätten, Wettannahmestellen, Spielhallen und Bürogebäuden einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild mit den damit verbundenen Konsequenzen.
Neumann betont, dass die Aussage, es handele sich um eine ohnehin zerschnittene Waldfläche, inselartig gelegen, die kaum eine Biotopfunktion erfülle, naturschutzfachlich nicht haltbar sei. Denn gerade, wenn ein Bestand inselartig liegt, ist er ein wichtiger Trittstein für Arten.

Eine Ersatzaufforstung im Verhältnis 1:1 könne in keiner Weise die ökologische Funktion eines Altbestandes erfüllen. Der bestehende Waldbestand hat eine stark erhöhte Bedeutung für insektenfressende Fledermäuse als Sommerquartier und nächtliches Nahrungshabitat.

Der vorgeschlagene Ausgleich „der Umwandlung von Fichtenforsten in standortgerechte Laubmischwälder entspricht ohnehin der guten forstlichen Praxis und kann daher nicht als Ausgleichsmaßnahme herangezogen werden.“ Daher mache dieser Ausgleichsvorschlag keinen Sinn

Es liegt keine qualifizierte Erfassung der Avifauna vor. Die Naturschützer fordern, diese zwingend nachzuholen. Weiterhin fehlt eine zwingend erforderliche Alternativenprüfung. An der A3 sollen im Rheinland-Pfälzischen Bereich des Westerwalds zehn bis zwölf neue LKW Rastanlagen mit 412 LKW Parkständen gebaut werden. Davon 246 Stellplätze auf neuen Rastplätzen.

Nicht zuletzt bemängelt die Naturschutzinitiative Verstöße gegen die Verbotstatbestände nach Paragraph 44 Naturschutzgesetz (streng geschützte Arten). Es liegen Nachweise streng geschützter Wildkatzen im Planungsbereich vor, die daraufhin deuten, dass diese die Unterführung der B255 nutzen, um zwischen den fragmentierten Waldgebieten südlich und nördlich der A§ zu wechseln. Zu dem Komplex Wildkatze und Biologische Vielfalt, Bedeutung, Korridore konnte Wildkatzenexpertin Gabriele Neumann, die auch
stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzbeirats Westerwaldkreis ist, packende Aussagen treffen.
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