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Nachricht vom 24.04.2014
Region
Gründungsdirektor geht in den Ruhestand
Hartwig Scheidt führte das Ev. Gymnasium Bad Marienberg von der Gründung bis zum 1. Abitur. Mit der Schule ist für Scheidt ein Traum in Erfüllung gegangen, deshalb fällt ihm der Abschied schwer. In Zukunft will der Pensionär große Reisen unternehmen.
Foto: Sabine Hammann-Gonschorek

Bad Marienberg Hartwig Scheidt hat die Bildungslandschaft im Westerwald entscheidend geprägt. Der Gründungsdirektor des Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg hat die Schule von ihren Anfängen im Jahre 2005 an bis zum diesjährigen 1. Abitur begleitet und gestaltet. Der Pädagoge wirkte daran mit, dass die Anzahl der Gymnasiasten in der Region Bad Marienberg, die aufgrund großer Entfernungen zu bestehenden Gymnasien nur 15 Prozent betrug, sich inzwischen fast verdreifacht hat. Zurzeit besuchen 720 Schüler die Einrichtung. 60 Abiturienten haben kürzlich die Schule verlassen.

Geboren wurde Hartwig Scheidt 1948 in Odenbach in der Nähe von Bad Kreuznach. Nach dem Abitur studierte er Theologie und Germanistik in Heidelberg und Mainz. Nach dem Referendariat arbeitete Scheidt ab 1976 als Lehrer für Religion und Deutsch am Privaten Johannesgymnasium in Lahnstein und im Anschluss am altsprachlichen Görres-Gymnasium in Koblenz. Ab 1996 war er Fachleiter für evangelische Religion am Staatlichen Studienseminar für Gymnasien in Koblenz. 2005 wurde er Direktor des neugegründeten Ev. Gymnasiums Bad Marienberg. Aus Anlass seines Ruhestandes am 30. April blickt er im Interview auf die Entwicklung der Schule zurück.

Herr Scheidt, Ihr Ruhestand wurde – auf Ihren Wunsch- um eineinhalb Jahre hinaus geschoben, damit Sie ihren ersten Abiturjahrgang selbst verabschieden können. Haben Sie keine Lust Pensionär zu werden?
Hartwig Scheidt: Ehrlich gesagt: Nicht so richtig. Mit dem Gymnasium ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Es war toll, die Schule von der Pike an aufzubauen. Ich fühle noch die Aufbruchsstimmung des Beginns und hätte viele Projekte gerne noch selbst zu Ende geführt. Aber natürlich plane ich nun auch für den Ruhestand Schönes. Ich will mich mehr meiner Familie widmen und habe große Reisen vor. Die erste Reise geht im Mai nach Marrakesch. Ich freue mich schon sehr darauf.

Das Ev. Gymnasium ist ja 2005 ganz klein gestartet, mit nur 52 Schülern. Wie waren denn die Anfänge?
Hartwig Scheidt: Das war sehr familiär, ich vermisse das fast ein bisschen. Unsere ersten Räume waren in der Hausmeisterwohnung der Grundschule Bad Marienberg. Das Sekretariat war im Kinderzimmer, das Lehrerzimmer im Wohnzimmer und die Besenkammer war das Archiv, der Schulleiter residierte im Schlafzimmer. Wir fingen mit zwei fünften Klassen in Räumen der Grundschule mit nur fünf Lehrern an. Schnell wurden wir größer und waren froh, als 2007 unser Neubau fertig war. Ab da nahmen wir sogar drei Klassen pro Jahrgang auf. Dennoch müssen wir leider bis heute jedes Jahr noch immer etwa eine Klassenstärke an Schülern ablehnen, weil wir einfach nicht soviel Platz haben.

Was macht für Sie das evangelische Gymnasium aus?
Hartwig Scheidt: Ich finde, wir haben die richtigen Fäden aufgenommen, um eine tolle Schule zu gestalten. Wichtig ist uns das Konzept zur verpflichtenden Ganztagsschule. Die Schüler sind bis 16:15 Uhr in der Schule und es gilt, diese Zeit sinnvoll zu nutzen für Hausaufgaben, viele verschiedene AGs, sportliche Angebote, sogar Zusatzausbildungen sind möglich. Wichtig ist auch unser Anspruch einer christlich orientierten Schule. Wöchentlich findet ein Gottesdienst für die Klassen 5 bis 10 statt. Wir haben Lehrkräfte, die auch seelsorgerisch arbeiten. Da können die Schüler ganz persönliche Probleme besprechen. Das Umfeld hier motiviert unsere Schüler auch dazu, sich für andere einzusetzen. Es haben sich mit den Jahren viele soziale Projekte entwickelt, wie z.B. aktuell die Aktionen für Aidswaisen und behinderte Kinder in Afrika, die spontanen Hilfsmaßnahmen für Sumatra, Haiti, Rumänien und viele mehr.

Was ist ihrer Meinung nach die Zukunft des Ev. Gymnasiums Bad Marienberg?
Hartwig Scheidt: Unser Kollegium ist sehr engagiert und motiviert bei der Arbeit, es wird geschlossen an Zielen gearbeitet, getragen von Wertschätzung füreinander. Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft der Schule. Ansonsten denke ich, ein modernes Gymnasium muss heute noch stärker mit dem heimischen Handwerk, den umliegenden Firmen und der Wirtschaft zusammen arbeiten. Da haben wir einen vielversprechenden Anfang gemacht. Die Schule ist also gut aufgestellt. Ich sehe keinen Grund, dass ich mir Sorgen machen müsste.

Direktor Hartwig Scheidt wird am 30. April 2014 offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Um 14 Uhr findet ein Festgottesdienst mit Pröpstin Annegret Puttkammer in der Ev. Kirche in Bad Marienberg statt.

Das Gespräch führte Sabine Hammann-Gonschorek (shg)

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