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Nachricht vom 04.03.2014
Region
Lähmung des Nahverkehrs im Westerwald überwinden
Vor über zehn Jahren wurden ICE-Bahnhof und Zentraler Omnibus-Bahnhof in Montabaur in Betrieb genommen. Der Schülerverkehr geht zurück. Dafür steigt der Bedarf an guten Verkehrsverbindungen für ältere Leute. Nun wird es nach Meinung von Kreistagsmitglied Uli Schmidt (SPD) Zeit, die Lähmung des ÖPNV im Westerwald zu überwinden und die Weichen neu zu stellen.
Auch die Vorteile des Fahrradfahrens zur Vermeidung unnötiger Kurz-PKW-Fahrten sollen stärker gewürdigt werden 
Westerwaldkreis. Die Aufgaben kommunaler Verkehrsplanung sind vielfältig: von der Verbesserung der Verkehrswege, der Erhöhung der Verkehrssicherheit, der Steigerung des Fuß- und Radverkehrsanteils über die Reduzierung von Lärm und Luftschadstoffen bis zur Gestaltung des ÖPNV. Bei letzterem ist der Kreis Aufgabenträger für den straßengebundenen Nahverkehr. Nach Ansicht von Kreistagsmitglied Uli Schmidt (SPD) eine Aufgabe, die der Kreis schon seit vielen Jahren vernachlässigt und wo kein Schritt nach vorne erkennbar ist.

„Nur gegen den Verkehrsverbund (VRM) zu sein und ab und zu mal eine Bushaltstelle aufzupolieren, ist noch keine zukunftsgerichtete Nahverkehrspolitik“, meint Schmidt. Der Kommunalpolitiker sieht über 10 Jahre nach der Inbetriebnahme des ICE-Bahnhofes und des Zentralen Omnibus-Bahnhofes (ZOB) in der Kreisstadt die Zeit überreif für eine Neuorientierung und fundierte Fortschreibung des Kreisnahverkehrsplanes von 1997. Dieser war 2002 fortgeschrieben und 2006 letztmals in einigen Teilbereichen ergänzt worden. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Fortschreibung alle 5 Jahre.

Uli Schmidt hat in einem Schreiben an Landrat Achim Schwickert vorgeschlagen, über die nötigen Schritte zu einem fortschrittlicheren ÖPNV im Kreis zunächst im zuständigen Fachausschuss des Kreistages zu beraten. Er benennt darin viele Themen, die in die Beratung einbezogen werden sollen. So die Stärkung alternativer Bedienungsformen wie dem Anruf-Sammel-Taxi (AST) in der VG Montabaur , die Realisierung barrierefreier Angebote oder die bessere Anbindung touristischer Attraktionen wie den Stöffel-Park oder eine Imagekampagne „Pro WW-ÖPNV“. Schmidt will auch die Vorteile des Fahrradfahrens zur Vermeidung unnötiger Kurz-PKW-Fahrten stärker gewürdigt wissen. Dazu seien aber weitere Radwege erforderlich, beispielsweise zwischen Holler und Montabaur oder zum ICE-Bahnhof.

Die Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, MdL Dr. Tanja Machalet rät die Entwicklung der zurückgehenden Schülerverkehre als Rückgrat des ÖPNV gemäß des Kreistagsbeschlusses vom 13.12.2013 in die weiteren Überlegungen einzubeziehen. Der Kreisvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Rainer Vogt, sieht Handlungsbedarf bei der passgenaueren Abstimmung der Takte von Bus und Bahn. „Auch sollten wir endlich die sich durch den VRM-Gemeinschaftstarif bietenden Chancen nutzen, anstatt nur Argumente dagegen zu suchen“, meint der Verkehrsexperte aus Höhr-Grenzhausen. Dies habe im Rahmen der BUGA doch auch prima geklappt, erinnert Vogt.

Im zurückliegenden Planungszeitraum des Nahverkehrsplanes wurde, mit Ausnahme des Bahnhofsumfeldes in der Kreisstadt, erkennbar kein eigenes Kreisgeld in die Weiterentwicklung des ÖPNV in der Region gesteckt. Vielmehr wurden für die bescheidenen und meist wenig wirksamen Maßnahmen ausschließlich Mittel der an den Kreis jährlich gezahlten Nahverkehrspauschale des Landes verwendet. „Jetzt ist die Zeit reif für einen erkennbaren Schritt in die richtige Richtung, um die Lähmung zu überwinden“, appelliert Uli Schmidt. Sonst werde der ÖPNV mit dem zurückgehenden Schülerverkehr seine wichtige Funktion angesichts der älter werdenden Gesellschaft nicht mehr ansatzweise erfüllen können. Nicht nur immer mehr ältere Menschen, sondern auch Handel und Gewerbe seien auch in Zukunft dringend auf gute Verkehrsverbindungen angewiesen.

Mut machen zuletzt zumindest in Sachen VRM-Gemeinschaftstarif hoffnungsvollere Töne aus dem Kreishaus und von den Fraktionen des Kreistages.
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