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Nachricht vom 11.12.2013
Region
Altenheimseelsorge hat Zukunft
Neustadt. Nicht sehr kräftig erklingt das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ im Andachtsraums des Alten- und Pflegeheims „Villa Sonnenmond“ in Neustadt/Westerwald. Einzig Altenheimseelsorger Matthias Kern, der sein 10jähriges Jubiläum im evangelischen Dekanat Bad Marienberg feiert, singt laut mit.
Altenheimseelsorger Matthias Kern im Altenheim Villa Sonnenmond in Neustadt/WW während einer Andacht für dementiell erkrankte Bewohner. Foto: Sabine Hamann-Gonschorek „Wir singen immer sehr bekannte Lieder. Bei allem, was sehr vertraut ist, fühlen sich die Senioren in der Demenzgruppe wohl“, berichtet der Seelsorger. Einmal wöchentlich hält er eine Andacht in der Gruppe der dementiell erkrankten Menschen in der Villa Sonnenmond. Oft hat er einen symbolischen Gegenstand dabei, der im Text der Andacht vorkommt. „Das hilft den Senioren gedanklich beim Thema zu bleiben“, sagt Matthias Kern.

Er liest häufig sehr bekannte Geschichten vor, wie zum Beispiel das Gleichnis vom verlorenen Sohn und sagt nur zwei bis drei auslegende Sätze dazu. Besonders beliebt sind bei den Senioren auch die bekannten Psalmen. Im Anschluss betet der Altenheimseelsorger mit allen gemeinsam das Vaterunser und spricht den Segen. Nach der rund 20-minütigen Andacht setzt sich Matthias Kern bei einzelnen Teilnehmern auf ein Gespräch dazu oder macht Besuche bei Altenheimbewohnern in ihren Zimmern, die Gesprächsbedarf haben. Alltag für Matthias Kern.

Außer der Villa Sonnenmond besucht der Altenheimseelsorger regelmäßig andere Altenheime in der Region, wie das Haus Irmtraud in Irmtraud, das Haus Hildegardis in Langenbach bei Kirburg und das Haus Wiesengrund in Langenbach, in dem hauptsächlich dementiell erkrankte Menschen wohnen. Hier hält er Andachten und Gottesdienste, oft im Wechsel mit katholischen Kollegen oder dem örtlichen Gemeindepfarrer, macht Besuche und bietet seelsorgerliche Gespräche an.

Matthias Kern arbeitet seit zehn Jahren als Altenheimseelsorger im evangelischen Dekanat Bad Marienberg. Der 58jährige hat Sozialpädagogik in Fulda studiert, erwarb eine gemeindepädagogische Zusatzausbildung und arbeitete zunächst als Jugendreferent in der westfälischen Kirche und später im Dekanat St. Goarshausen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Seit dem 1.11.2003 ist Matthias Kern als Altenheimseelsorger im Ev. Dekanat Bad Marienberg tätig. Neben den Angeboten für die älteren Menschen, bietet Kern auch Seelsorge und Hilfestellung für die Angehörigen der Heimbewohner und die Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen an. Dabei ist ihm die Zusammenarbeit mit den Pflegenden sehr wertvoll. „Ein wichtiges Kriterium für Besuche bei Heimbewohnern ist für mich immer der Hinweis des Pflegepersonals. Sie weisen mich auf neue Bewohner hin oder sagen mir, wer gerade einen schlechten Tag hat und einen Besuch wünscht“, berichtet Kern.

Auch nach zehn Jahren im Ev. Dekanat Bad Marienberg macht dem Altenheimseelsorger seine Aufgabe Freude. „Oft sind es nur Kleinigkeiten: die Dankbarkeit der Bewohner, ihre Freude über meinen Besuch, das Gefühl etwas bewegt zu haben. Ich fühle mich berufen, für die Senioren ein zumindest kleines geistliches Angebot zu machen, mit Verkündigung, Singen und Beten. So spüren die Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Kirche kommen und am Gemeindeleben teilnehmen können, dass sie nicht verlassen sind.“

Der Aufgabenbereich der Altenheimseelsorge wird in den nächsten Jahren, aufgrund des demographischen Wandels, noch viel größer werden, sagt Pfarrer Lutz Krüger vom Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN, dem die Altenheimseelsorge angeschlossen ist. „Da es statistisch gesehen immer mehr ältere Menschen geben wird, wird auch der Bedarf steigen. Das Thema ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und wird eine Vielfalt von Veränderungen mit sich bringen.

Wir versuchen schon jetzt ein Unterstützungssystem aufzubauen, in dem Fachwissen und Personal abgerufen werden kann.“ Um die Seelsorgeangebote für ältere Menschen zu verstärken, will die Landeskirche künftig sechs Pfarrstellen mehr für dieses Aufgabengebiet zur Verfügung stellen. Im Konvent der Altenheimseelsorge der EKHN arbeiten bisher rund 50 kirchliche Mitarbeiter mit. Dabei handelt es sich um Pfarrer, mit oder ohne Anbindung an eine Kirchengemeinde, Pfarrer in der Altenheim-, Krankenhaus- und Hospizarbeit (AKH-Stellen) und Gemeindepädagogen wie Matthias Kern.
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