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Nachricht vom 17.12.2012
Region
Azubi dank EQ: Geförderte Jugendliche finden ihren Weg
Die Agentur für Arbeit Montabaur finanziert die Einstiegsqualifizierung und andere Hilfen für Jugendliche, vor allem schwachen Kandidaten, und gewährleistet diesen dadurch eine Starthilfe im Berufsalltag Fuß fassen zu können. Zudem verweist die Agentur auf die geänderten Öffnungszeiten während der Feiertage.
Einstiegsqualifizierung fördert Jugendliche: Azubi Kevin Weis, Juniorchef Steffen Jung, Berufsberater Ingmar Freischlad und Elektromeister Bernd Jung. (Foto: pr)Montabaur/Westerwaldkreis. Junge Leute brauchen eine solide Qualifikation, um im Berufsleben Fuß zu fassen. Betriebe wissen, wie wichtig es ist, sich fachlichen Nachwuchs heranzuziehen. Was nach einer einfachen Rechnung mit Angebot und Nachfrage klingt, geht in der Praxis nicht immer glatt auf. Da erwartet der Chef einen selbstbewussten Bewerber mit guten Zeugnisnoten und trifft auf einen jungen Menschen, der den Schulabschluss mit Mühe geschafft hat und viel guten Willen, aber auch manches Handicap mitbringt. Vielleicht passt es ja trotz allem? Bei der Klärung dieser Frage kann die Arbeitsagentur Montabaur helfen: Eine Einstiegsqualifizierung (EQ) hat schon vielen schwachen Kandidaten den Weg zur Ausbildung geebnet und vielen Betrieben zu engagierten Mitarbeitern verholfen.

„Der Ausbildungsmarkt ist im Wandel“, erklärt Agenturchef Elmar Wagner, „Angesichts des demografischen Wandels und dank der guten Beschäftigungslage sind die Perspektiven für junge Leute besser geworden. Auf der anderen Seite haben die Arbeitgeber oft Probleme, geeignete Azubis zu finden.“ Deshalb müssen die Unternehmen neue Wege gehen. Wagner: „Manches Schulzeugnis spricht nicht für den Bewerber, mancher junge Mensch hat Defizite. Aber oft lohnt es sich, jungen Leuten mit Defiziten eine Chance zu geben.“ Die Arbeitsagentur hilft dabei auf vielfältige Weise. Zum Standardprogramm gehört, dass ihre Berufsberater alle Entlass- und Vorentlass-Klassen besuchen und sich Zeit nehmen für Einzelgespräche. Wenn sich herausstellt, dass besondere Förderung nötig ist, wird sie gewährt und finanziert - angefangen bei der Berufseinstiegsbegleitung über die EQ bis hin zu ausbildungsbegleitenden Hilfen.

Kevin Weis (21) aus Höhn will Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik werden und ist im zweiten Lehrjahr angekommen. Darauf ist er stolz, denn er musste Hürden nehmen. Nach dem Hauptschulabschluss hat er einen berufsvorbereitenden Lehrgang absolviert und viele Bewerbungen geschrieben. In der Internet-Jobbörse der Arbeitsagentur stieß er auf die Elektrotechnik GmbH Jung in Westerburg/Sainscheid (Westerwaldkreis) und auf offene Ohren bei Geschäftsführer Bernd Jung. Kevin bekam ein Praktikum, das nach vier Wochen in eine EQ einmündete. Der zurückhaltende junge Mann fühlte sich rasch akzeptiert: „Nach zwei, drei Tagen dachte ich: Hier ist es okay. Das Arbeitsklima ist gut und die Kollegen nehmen sich Zeit, mir alles zu erklären.“ Zugleich wird er als Lehrling nicht in Watte gepackt: „Der Chef fordert einiges. Aber das ist gut. Ich will ja was lernen.“

Mit dieser Einstellung sieht Bernd Jung seinen Azubi auf einem guten Weg. Der Elektromeister führt seine Firma mit derselben Begeisterung, mit der er sie einst in der heimischen Garage gegründet hat – ein Blechregal und eine Werkzeugkiste waren die Erstausstattung. Heute hat die GmbH 26 Beschäftigte, darunter acht Auszubildende. „Mir macht es Spaß, jungen Leuten etwas beizubringen“, versichert Jung. Dass er bei Einstellungen auch den Schwächeren eine Chance gibt, hat einen ganz praktischen Grund: „Die Guten gehen, wenn sie ausgelernt haben und satteln zum Beispiel ein Studium drauf. Die anderen bleiben.“

Facharbeiter zu bekommen, ist nicht einfach. Auch deshalb kümmern sich Bernd Jung und sein Sohn Steffen, der inzwischen für Service und Ausbildung im Betrieb verantwortlich ist, intensiv um ihre Lehrlinge. Sie sehen sich die Berufsschulklausuren der jungen Leute an und lassen sie auch mal am Samstag in der Firma zur Nachhilfe antreten. Auf den Baustellen lernen sie rasch, Verantwortung zu übernehmen. Bernd Jung weiß: „Die Zeit und die Energie, die wir investieren, bekommen wir zurück.“ In dieses System ist Kevin hineingewachsen. Dass er in Theorie und Praxis klar kommt, liegt daran, dass er sowohl gefordert als auch geschätzt wird. Während der Einstiegsqualifizierung, die auf die Ausbildungszeit angerechnet wurde, stockte Bernd Jung das Gehalt auf die reguläre Ausbildungsvergütung auf, auch Überstunden bekam der junge Mann bezahlt. Was aber gewiss ebenso wichtig ist: Schon als EQler besaß Kevin die gleiche Ausrüstung wie alle Kollegen – von der Werkzeugtasche bis zu der professionellen Firmenmappe mit Informationen, Formularen und Taschenrechner.

Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQ)

Jugendliche, die eigentlich alle Voraussetzungen für die Aufnahme einer Ausbildung erfüllen, aber trotzdem keine Lehrstelle gefunden haben, können ihre Chancen durch die so genannte „Einstiegsqualifizierung für Jugendliche“ (EQ) verbessern. Die EQ wird in Betrieben durchgeführt. Die Qualifizierung der Jugendlichen orientiert sich am ersten Lehrjahr. Die Teilnehmer besuchen auch die entsprechenden Fachklassen der Berufsschule, sodass das Praktikum gegebenenfalls auf die Ausbildung angerechnet werden kann.

Für den Betrieb ist die EQ grundsätzlich kostenneutral. Sowohl die – vorgeschriebene – Vergütung der Praktikanten als auch die Beiträge zur Sozialversicherung werden ihm von der Agentur für Arbeit erstattet. Allerdings muss der Arbeitgeber für Einarbeitung und angemessene Betreuung sorgen. Oberstes Ziel der Qualifizierung ist die Übernahme der Teilnehmer durch den jeweiligen Betrieb. In jedem Fall soll das Praktikum jedoch die Chancen der Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt deutlich erhöhen. Deshalb wird viel Wert auf eine überprüfbare Qualifizierung gelegt. Außerdem stehen den jungen Leuten am Ende des Praktikums ein strukturiertes Zeugnis und ein Zertifikat der jeweiligen Kammer zu.

Arbeitsagentur: Öffnungszeiten rund um die Feiertage
Rund um die Weihnachtsfeiertage gelten vielerorts geänderte Öffnungszeiten. Das ist auch bei der Agentur für Arbeit Montabaur und den Jobcentern Westerwald und Rhein-Lahn mit ihren Geschäftsstellen so: Sie bleiben an Heiligabend und Silvester geschlossen. Am Donnerstag, 27. Dezember, ist in der Arbeitsagentur und im Jobcenter Westerwald wie gewohnt der lange Dienstleistungsabend bis 18 Uhr, das Jobcenter Rhein-Lahn schließt um 16 Uhr. Am Freitag, 28. Dezember, gelten überall die üblichen Öffnungszeiten. Telefonisch sind Arbeitsagentur und Jobcenter an den beiden Werktagen „zwischen den Jahren“ wie gewohnt bis 18 Uhr erreichbar.
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