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Nachricht vom 19.10.2012
Region
Die Kirche als Arbeitgeber im Fokus
Das ist ein wahrlich spannendes Thema, das da am Dienstag, 13. November, im Vogtshof in Hachenburg diskutiert werden soll. Die Kirche als Arbeitgeber ist ja nun wirklich nicht unumstritten, zumal wenn es um die gerechte Bezahlung und die Mindestlohn-Diskussion geht. Streikrecht wird auch ein Thema.
Westerwaldkreis/Hachenburg. Kirchenvertreter predigen auch im Westerwald gern, heimische Unternehmer sollen verantwortungsbewusst mit ihren Mitarbeitern umgehen. Deshalb erstaunt es, wenn Kirchen selbst verdächtigt werden, sie würden Pfleger, Krankenschwestern oder Erzieherinnen in ihren Wohlfahrtsverbänden schlecht behandeln und vor allem schlecht bezahlen.

Das Forum Soziale Gerechtigkeit stellt nun gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di die Frage: „Die Kirchen als Arbeitgeber – ist der sogenannte dritte Weg ein Irrweg?“ Dazu sind am Dienstag, 13. November alle Interessenten im „Vogtshof“ (Mittelstr. 2) in Hachenburg willkommen. Beginn ist um 18.00 Uhr.

Dabei geht es nicht einfach um bessere Löhne oder kürzere Arbeitszeit. Es geht um das gesamte kirchliche Arbeitsrecht, das immerhin im Grundgesetz verankert ist. Kritiker wollen den „Dritten Weg“ abschaffen, das eigenständige kollektive Arbeitsrecht der Kirchen. Dort kämpfen nämlich nicht Arbeitgebervertreter und Gewerkschaften um Tarifverträge. Hier sind alle in einer „Dienstgemeinschaft“ verbunden und für Arbeitnehmer gilt das Grundrecht auf Streik nicht um ihre berechtigten Interessen durchzusetzen.

Eine Ursache hat diese Haltung in der zunehmenden Konkurrenzsituation kirchlicher Träger durch private Anbieter auf dem Sozialmarkt. Die Folge bei Caritas und Diakonie auf Bundesebene sind unter anderem Lohnsenkungen, Leiharbeit und Auslagerung von notwendigen Arbeiten. Kritiker fordern: wenn sie schon sonntags von Gerechtigkeit predigen und montags der Putzfrau den Lohn senken, dann sollen sie auch wie normale Arbeitgeber behandelt werden. Also mit Streikreicht für die Arbeitnehmer.

Kirchenvertreter halten dagegen den Istzustand für gerechtfertigt. Sie halten ein Streikrecht in einem Bereich, in dem es um die Existenz von Menschen geht, für problematisch. Soll sich beispielsweise eine pflegebedürftige Frau wund liegen weil gerade einen Tarifkonflikt gibt?
Das Pro und Contra der derzeitigen Regelung soll im Vogstshof diskutiert werden, wobei beide Seiten zu Wort kommen sollen. Einige Insider werden zum Beginn ihre Sicht der Dinge vortragen. Alle Interessenten sind herzlich willkommen. Weitere Infos zur Veranstaltung gerne bei Mirko Gelfert, Gewerkschaftssekretär bei Ver.di, Tel. 0261-97355-46 oder Forumssprecher Uli Schmidt unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de.
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