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Nachricht vom 30.07.2012
Region
Keine Sommerlaune am Arbeitsmarkt der Region
Die Arbeitslosenzahlen im Bezirk der Arbeitsagentur Montabaur sind gestiegen. Im Juli meldeten sich viele junge Menschen arbeitslos, die Unternehmen sind zurückhaltend bei der Fest- und Neuanstellung. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote bei 4,3 Prozent. So schlecht das Wetter im Juli, so schlecht die Zahlen des Arbeitsmarktberichtes.
Foto: AAMontabaur. 7.392 Menschen ohne Job und eine Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent: Das sind die Juli-Eckwerte des Arbeitsmarkts für die Region Montabaur. Die Zahlen sind sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch zum Vorjahresmonat gestiegen. Im Juni wurden bei einer Quote von 4,1 Prozent 333 Arbeitslose weniger gezählt als aktuell.
Im Juli 2011 waren es 235 Personen weniger und die Quote lag bei 4,2 Prozent. Zur Jahresmitte war also nicht nur beim Wetter die Sommerlaune getrübt...
„Die Veränderung mit negativen Vorzeichen ist nicht besonders groß, lässt aber aufhorchen“, sagt Elmar Wagner, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Montabaur, deren Bezirk die Landkreise Westerwald und Rhein-Lahn umfasst.

„In den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass der Arbeitsmarkt zunehmend an Aufnahmefähigkeit verliert. Auf der einen Seite wurden und werden Fachkräfte gesucht. Auf der anderen Seite gibt es Arbeitslose, die die angebotenen Stellen wegen zu geringer Qualifikation oder anderer Handicaps nicht ausfüllen können - ein Sockel, der sich zu verfestigen droht.“ Diese Tendenz verstärke sich nun: „Der Aufschwung nach der Wirtschaftskrise verliert nicht nur an Fahrt, sondern scheint ins Stocken zu geraten. Deshalb mussten sich in den vergangenen Wochen im Agenturbezirk ungewöhnlich viele Menschen arbeitslos melden.“

Der Anstieg ist ausschließlich im „Geschäftsfeld“ der Arbeitsagentur zu verbuchen, die für alle zuständig ist, die Anspruch auf Arbeitslosengeld I als Versicherungsleistung haben. Von den insgesamt 7.392 Menschen ohne Beschäftigung sind dies derzeit 3.346 – 430 mehr als im Juni und 307 mehr als im Juli 2011. Über die Hälfte der Arbeitslosen – exakt 4.046 Personen - leben von der Grundsicherung (Hartz IV) und werden mit ihren Familien von den Jobcentern Westerwald und Rhein-Lahn betreut. In diesem Bereich nahm die Arbeitslosigkeit jeweils leicht ab – im Monatsvergleich um 97 Männer und Frauen, im Jahresvergleich um 72.

Die Fluktuation am Arbeitsmarkt ist hoch: Im Juli meldeten sich 2.276 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab. 2.624 kamen neu hinzu, darunter 882 direkt nach einer Erwerbstätigkeit. „Diese Zugänge sind breit gestreut, und es lässt sich kein Schwerpunkt nach Wirtschaftszweigen erkennen“, erklärt Elmar Wagner.

Eigens gezählt werden die jungen Leute, die nach Abschluss von Schule, Studium oder (außerbetrieblicher) Ausbildung arbeitslos werden. Sie waren im Juli zahlreich. Wagner: „Diese Welle haben wir erwartet, denn sie kommt alljährlich mit den Sommerferien. Allerdings fällt sie stärker aus als 2011: Im Juli letzten Jahres waren 541 junge Leute betroffen; diesmal sind es 573.“ Der Agenturchef setzt darauf, dass diese Zahlen sich im Herbst deutlich reduzieren, weil viele dank guter Qualifikation rasch eine Stelle finden und ins „eigentliche“ Berufsleben starten können.

Wagner sieht in der derzeitigen Entwicklung durchaus auch Grund zur Sorge: „Betriebe entlassen vermehrt Personal und übernehmen weniger Azubis. Darin zeigt sich die zunehmende Unsicherheit, wie es mit der europäischen Schuldenkrise und mit dem Euro weitergeht. Dass auch unser Agenturbezirk von diesen Strömungen betroffen und keine Insel ist, haben wir in der gerade verkrafteten Wirtschaftskrise zu spüren bekommen!“

Vorsicht und abwartendes Verhalten spiegeln sich auch im Stellenmarkt. Der Bestand an Angeboten bleibt mit 1644 sehr hoch – ein Zeichen für den Fach-kräftebedarf. Im Juli wurden der Agentur 687 Jobs angezeigt; das ist ein Plus von 10 gegenüber dem Juni und 85 gegenüber dem Juli 2011.
Aber: Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe mit 4.431 Stellen 210 weniger als in der gleichen Zeitspanne 2011. In dieser Gesamtentwicklung fällt die Zeitarbeit aus dem Rahmen; hier blieben die Offerten mit jeweils über 1.500 nahezu gleich.
„Zeitarbeit wird als flexibles Instrument stark genutzt – gerade, wenn die Betriebe es nicht wagen, Personal dauerhaft zu binden“, erkennt Wagner. „Wir hoffen natürlich, dass diese Leiharbeit für möglichst viele zum Sprungbrett in eine dauerhafte Beschäftigung wird.“

Um Transparenz zu schaffen, veröffentlicht die Arbeitsagentur zusätzlich zur Arbeitslosenquote allmonatlich die so genannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht all jene ein, die arbeitsmarktpolitisch gefördert werden und in dieser Zeit statistisch nicht als arbeitslos zählen. Die Unterbeschäftigungsquote liegt derzeit bei 5,5 Prozent. Vor einem Monat waren es 5,4, vor einem Jahr 5,7 Prozent.

Abschließend ein Blick auf die beiden Landkreise, die die Arbeitsagentur Montabaur betreut: Im Westerwaldkreis sind derzeit 4.530 Menschen ohne Job; das sind 191 mehr als im Juni und 76 mehr als im Juli 2011. Die aktuelle Quote beträgt 4,2 Prozent – nach glatten 4 Prozent im vergangenen Monat und 4,1 Prozent vor einem Jahr.
Im Rhein-Lahn-Kreis sind aktuell 2.862 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, das sind 142 mehr als im zurückliegenden Monat und 159 mehr als im vergangenen Jahr. Die Quote liegt bei 4,5 Prozent. Sowohl im Juni 2012 als auch im Juli 2011 waren es 4,2 Prozent.
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