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Nachricht vom 27.06.2012
Region
Niedrige Arbeitslosen-Quote von 4,1 Prozent wird zum Fixpunkt
Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber Mai und Vorjahr spiegelt die Sättigung im Agenturbezirk Montabaur

Montabaur. 7.059 Menschen sind ohne Job, die Arbeitslosenquote beträgt 4,1 Prozent: Das sind die Juni-Eckwerte des Arbeitsmarkts für den Bezirk Montabaur. Sie sind nahezu identisch mit denen vom Mai, als bei derselben Quote 5 Personen weniger arbeitslos gemeldet waren. Im Juni 2011 gab es 44 arbeitslose Men­schen weniger. Die Quote? Sie wird zum Fixpunkt, denn auch damals waren es 4,1 Prozent.
„Wir haben also einen Anstieg sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch zum Vorjahresmonat“, erklärt Elmar Wagner, Chef der Agentur für Montabaur, die die beiden Landkreise Westerwald und Rhein-Lahn betreut. „Diese Zu­nahme ist nicht dramatisch, aber ungewöhnlich.“ Eine kleine Zeitreihe unter­streicht das: Der Blick zurück bis ins Jahr 2005 zeigt, dass die Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni immer abnahm – der übliche Ausläufer der Frühjahrsbele­bung vor der ebenso üblichen Sommerflaute. Und abgesehen vom Krisenjahr 2009 gab es auch in schöner Regelmäßigkeit einen Rückgang sprich eine Ver­besserung gegenüber dem Vorjahr.

Die aktuelle Entwicklung lässt sich jedoch erklären. Sie ist verknüpft mit dem Verlauf der so genannten Unterbeschäftigung, die die Arbeitsagentur allmonat­lich in einer eigenen Quote ausweist. Diese bezieht zusätzlich zur Arbeitslosenquote alle Personen ein, die arbeitsmarktpolitisch gefördert wer­den und in dieser Zeit statistisch nicht als arbeitslos zählen. Die Unterbeschäf­tigungsquote ist im Juni auf 5,4 Prozent gesunken - nach 5,5 Prozent im Mai und 5,7 Prozent im Juni 2011.

Wagner wertet dies als ausgesprochen positives Signal: „Es bedeutet, dass immer mehr Menschen in Beschäftigung und weni­ger in Fördermaßnahmen sind.“ Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten hat mit 90.413 (aktuellster Stand September 2011) im Agentur­bezirk einen Rekordwert erreicht.

Wagners Resümee: „Am regionalen Arbeitsmarkt sieht es nach wie vor gut aus, und die Arbeitslosigkeit bleibt auf einem historisch niedrigen Level. Zu­gleich bestätigt und verstärkt sich der Trend, den wir seit Monaten beobachten: Wir nähern uns dem Punkt, an dem es nicht mehr merklich besser werden kann. Denn Vollbeschäftigung ist ein Traum, der sich nie erfüllen wird. Es wird auf der einen Seite immer Unternehmer geben, die keine Fachkräfte finden – und auf der anderen Seite Menschen, die diese Lücke nicht füllen können und mangels Eignung, Qualifikation, Mobilität etc. arbeitslos bleiben.“

Auch wenn die Zahlen fixiert scheinen: Am Arbeitsmarkt herrscht immer eine hohe Fluktuation. So gab es im Laufe des Juni 2069 Zugänge in und 2057 Abgänge aus Arbeitslosigkeit. Für die zunehmende Sättigung spricht, dass sich sowohl gegenüber dem Vormonat als auch dem Vorjahresmonat deutlich weniger Menschen aus dem besten Grund abmelden konnten: weil sie einen neuen Job gefunden haben und wieder erwerbstätig sind.

Positiv entwickelte sich der Stellenmarkt: Die Betriebe meldeten der Arbeits­agentur im Juni 677 Jobs; das sind 51 mehr als im Mai und 20 mehr als im Juni 2011. Der Bestand hat sich um 121 bzw. 62 Stellen erhöht und liegt jetzt bei 1600. Bei fast allen handelt es sich um eine sozialversicherungspflichtige Be­schäftigung, die sofort angetreten werden könnte. Mehr als ein Drittel der An­gebote kommt aus dem Bereich Produktion und Fertigung, weitere Schwer­punkte sind der gesamte Dienstleistungssektor und die Sparte Erziehung und Pflege. Elmar Wagner: „Hier spiegelt sich ganz klar, wo qualifiziertes Personal am dringendsten gebraucht wird.“
Viele Unternehmen ziehen sich ihre Fachkräfte selbst heran.

Und dies verstärkt: Seit Beginn des Ausbildungsjahres (es startet jeweils im Oktober und endet im September) wurden der Arbeitsagentur 1.730 betriebliche Ausbildungsstellen ge­meldet; das sind 96 mehr als in der gleichen Spanne des Vorjahres. Parallel dazu gab es 2186 Bewerber für Ausbildungsstellen – ein Plus von 59. Aktuell gelten 818 junge Männer und Frauen als noch unversorgt. „Diese Zahl wird sich im Spät­sommer stark reduzieren“ schätzt der Agenturchef. „Erfahrungsgemäß entschei­den sich viele junge Leute für einen weiteren Schulbesuch oder ein Studium.“

Der aktuelle Arbeitsmarkt in den Landkreisen sieht so aus: Im Westerwaldkreis sind die Veränderungen minimal. Hier stieg die Zahl der Menschen ohne Job von Mai auf Juni um 2 auf 4.339 Personen, die Quote bleibt bei 4,0 Prozent. Dies ist auch der Vorjahreswert: damals gab es einen einzigen Arbeitslosen weniger. Im Rhein-Lahn-Kreis sind 2.720 Männer und Frauen ohne Job – 3 mehr als im Mai und 45 mehr als im Juni 2011. Die Quote blieb dort immer gleich bei 4,2 Prozent.
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